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BlackRock-Analyse zum drohenden Handelskrieg Diese Anlageklassen sind besonders gefährdet

US-Präsident Donald Trump beschäftigt einmal mehr die Finanzmärkte: Seit seiner Ankündigung, 25 Prozent Zoll auf Stahl- und 10 Prozent auf Aluminiumimporte in die USA zu erheben sowie China in einem umfassenderen Katalog mit rund 60 Milliarden US-Dollar zur Kasse zu bitten, fragen sich Anleger, wie groß die Gefahr eines Handelskrieges ist.

Inzwischen schwächen sich die Frühindikatoren aus Sorge vor Schäden für das Wirtschaftswachstum ab, die Aktienmärkte sind nervöser geworden. Höchste Zeit zu analysieren, was ein aufziehender Handelskonflikt für unsere Region bedeutet und welche Anlageklassen darunter besonders leiden.

Protektionismus erhöht US-Arbeitslosigkeit

Trump verspricht, durch Zölle heimische Waren wieder wettbewerbsfähig zu machen und Jobs in die USA zurückzuholen. Dabei unterliegt er einem entscheidenden Irrtum: Über den größten Teil des 20. Jahrhunderts stieg die Arbeitslosigkeit mit der Zunahme von Handelshemmnissen. In neuerer Zeit kommt hinzu, dass die US-Wirtschaft sich ohnehin schon wesentlich stärker abschottet als Trump behauptet.

Nach Zahlen der Initiative Global Trade Alert des Center for Economic and Policy Research (CEPR) haben die USA als einziges größeres Land der Welt seit dem Jahr 2008 über 800 protektionistische Maßnahmen ergriffen. Die Europäische Union (EU) brachte im Vergleich dazu je nach Land zwischen 200 und 400 Maßnahmen auf den Weg. Wie die nachfolgende Grafik illustriert, waren es im Fall Chinas zwischen 200 und 300.

Handelshemmnisse sind in der globalisierten Wirtschaft ungleich komplizierter als in früheren Zeiten. Das liegt vor allem an grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass Zölle keineswegs dazu führen, dass ‚America great again‘ wird. Stattdessen bedeuten sie Sand im Getriebe der globalisierten Wirtschaft und führen dazu, dass überall alle ein wenig ärmer werden.

Was bedeutet ein Handelskrieg für Deutschland und Europa?

Neben den USA und China stellt Deutschland als Kern der EU einen der drei großen Knotenpunkte im Welthandel dar. Die Volkswirtschaft weist im internationalen Vergleich eine hohe Exportquote auf, unter den großen EU-Ländern mit gut 50 Prozent die höchste. Damit steht die Bundesrepublik für über zwei Fünftel der gesamten EU-Exporte. Eine Reihe kleinerer Länder wie Belgien, die Niederlande und Tschechien sind aber mit Quoten über 80 Prozent noch abhängiger vom Außenhandel.

Während relativ gesehen der Schaden eines Handelskrieges für die meisten kleineren EU-Länder am größten ist, dürfte die deutsche Wirtschaft innerhalb Europas den größten absoluten Schaden erleiden. Kurzum: Eine Verlangsamung des Welthandels oder gar ein globaler Handelskrieg stellen für die stark exportorientierte Industrie Deutschlands eine unmittelbare Bedrohung dar.

Die EU-Kommission konnte jüngst mit diplomatischen Mitteln eine Erhebung von US-Strafzöllen auf europäische Stahl- und Aluminiumexporte zumindest vorerst verhindern. Obwohl die Zölle weniger als 2 Prozent der EU-Exporte in die USA betroffen hätten, war die Einigung wichtig. Sie hat bis auf weiteres eine Eskalation der Situation verhindert. Bedenkt man, dass ein Handelskrieg im Prinzip nur dann entstehen kann, wenn beide Seiten in den Konflikt eintreten, sollte die EU mit Gegenmaßnahmen äußerst vorsichtig umgehen. Die USA sind bei den Güterexporten der EU-28 (vor China und der Schweiz) weiterhin die mit Abstand größte Exportdestination.

Aus Deutschland geht rund jedes zehnte Exportgut in die USA. Aufgrund eines recht hohen Ungleichgewichts zwischen Im- und Exporten ist der Handel mit den USA sogar für rund ein Fünftel des deutschen Leistungsbilanzüberschusses verantwortlich. Schnell wird klar: Geriete tatsächlich Sand ins Handelsgetriebe zwischen den USA und Europa, stünde zumindest ein Teil des Wohlstands in unserer Region auf dem Spiel.

Starke Integration im Welthandel

Die erzielte Ausnahmeregelung bei den US-Zöllen für die EU wurde seitens Brüssel als großer Erfolg verkauft. Allerdings könnte der Schuss nach hinten losgehen. Der Fokus auf bilaterale Handelsströme mit den USA missachtet die Tatsache, dass der globale Welthandel um ein Vielfaches stärker integriert ist als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Genaugenommen erscheint er sogar in einem deutlich anderen Gewand, wenn man ihn aus der Wertschöpfungs- und nicht unter einer reinen Import-Export-Perspektive betrachtet.