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BlackRock-Kapitalmarktstratege Felix Herrmann „An China kommt kein Schwellenland-Investor vorbei“

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Wie bewerten Sie die Bemühungen der chinesischen Regierung, die Stahlkrise zu überwinden?

Herrmann: Chinas Präsident Xi Jinping versucht wirklich, einen Wandel hin zu einem Konsum- und Dienstleistungsmarkt zu vollziehen. Das kostet Zeit und Geld, jedoch erhöht sich die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums. Die Quantität geht zurück, gleichzeitig steigt die Qualität. Die Überkapazitäten gerade im Stahlbereich sollen gezielt abgebaut werden. Solange der Rückbau der Kapazitäten keine übermäßig negativen Auswirkungen auf das Wachstum in China insgesamt hat, wird der Plan wohl wie angedacht durchgezogen. Insgesamt geht es um 150 Millionen Tonnen an Stahlkapazitäten, die stillgelegt werden sollen.

US-Präsident Donald Trump ist der Auffassung, Amerika wird vom Exportstaat China ausgenutzt. Wie würden sich Handelszölle auf die chinesische Wirtschaft auswirken?

Herrmann: Der Industriesektor ist im Moment noch fast für die Hälfte der chinesischen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Wenn die USA in dem Bereich hohe Zölle erheben, würde China definitiv leiden. Bei BlackRock wären wir dann gezwungen, die Wachstumsprognose für das Land nach unten zu korrigieren. Letztendlich würde aber auch eine Einführung von Zöllen den Transformationsprozess in China nur beschleunigen. Das Land wäre gezwungen, die Wirtschaft noch schneller auf Konsum und Dienstleistungen zu trimmen und aus dem Binnenkonsum heraus zu wachsen.

In welchen Branchen sehen Sie in China besondere Investment-Chancen?

Herrmann: In allen Branchen, die vom Transformationsprozess profitieren. Dazu zählt in erster Linie der Bildungs-, Konsum-, und Gesundheitsbereich, der von der wachsenden Mittelschicht und Urbanisierung profitiert. Banken gehören auch dazu. Die jüngsten Geschäftszahlen sind besser ausgefallen als erwartet. Gleiches gilt für Versicherer und für den IT-Sektor.

China fördert wie kein anderes Land Elektromobilität. Welche Chancen sehen Sie hier?

Herrmann: Ab dem Jahr 2019 gilt in China für jeden Hersteller eine Quote von 10 Prozent für Elektroautos, ab 2020 dann 12 Prozent. Wenn die Quoten eingehalten werden, ist das Investment-Potenzial erheblich – und zwar auch für deutsche Unternehmen, die in China Autos verkaufen. Das Wachstum von VW ist beispielsweise fast nur auf die Geschäfte in Südostasien zurückzuführen. Investoren, die vom Elektromobilitätstrend profitieren wollen, müssen nicht unbedingt in China investieren.

China hat seinen stark abgeschotteten Aktienmarkt stärker als jemals zuvor für ausländische Investoren geöffnet. Welche Perspektiven ergeben sich daraus?

Herrmann: Der Indexanbieter MSCI hat im August 2017 222 sogenannte A-Aktien vom chinesischen Festland in seinen Aktienindex für Schwellenländer aufgenommen. Insgesamt machen die Aktien jetzt ein Prozent des Indexes aus. Da sich sehr viele ETFs daran orientieren, wandern die Wertpapiere damit in viele Portfolios. Und das ist erst der Anfang. An Chinas Börsen werden rund 3.000 Aktien gehandelt. Wahrscheinlich werden bald weitere Aktien in den MSCI Emerging Markets Index aufgenommen. Der chinesische Aktienmarkt gewinnt dann weiter an Bedeutung.

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