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Blackrock-Mann Peter Scharl 20 Jahre ETFs in Deutschland – da kommt noch mehr

Peter Scharl leitet bei Blackrock das Privatkundengeschäft und das Geschäft mit Indexfonds (ETFs) unter der Marke iShares in Deutschland, Österreich und Osteuropa.
Peter Scharl leitet bei Blackrock das Privatkundengeschäft und das Geschäft mit Indexfonds (ETFs) unter der Marke iShares in Deutschland, Österreich und Osteuropa. | Foto: Blackrock

Wir schreiben das Jahr 2000: Die Welt macht sich auf in ein neues Jahrtausend. Microsoft bringt sein neues Betriebssystem Windows 2000 auf den Markt. Die Deutsche Post geht an die Börse. Michael Schumacher fährt seinen dritten Titel als Formel-1-Weltmeister ein – erstmals mit Ferrari. Wladimir Klitschko gewinnt einen Boxkampf nach dem anderen. Der vierte Band der Harry-Potter-Reihe erscheint. Und während im britischen Birmingham die letzten legendären Rover Mini vom Band laufen, listet die Deutsche Börse im April 2000 die beiden ersten börsennotierten Indexfonds (auf Englisch: Exchange Traded Funds, kurz ETFs) in Europa. Damit beginnt eine Erfolgsgeschichte in der europäischen Finanzbranche, die ihresgleichen sucht.

Auf der Überholspur

In den vergangenen Jahren ist das Volumen des europäischen ETF-Marktes um durchschnittlich 15 Prozent per annum gewachsen. Ende 2019 belief sich das weltweit verwaltete Vermögen der Branche unserem Research zufolge auf 6,3 Billionen Dollar. In Europa knackte das verwaltete Vermögen im vergangenen Jahr die Marke von einer Billion Dollar.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein: Das weltweit in Anleihen-ETFs verwaltete Vermögen – eines der am schnellsten wachsenden Segmente – übertraf die Marke von einer Billion Dollar. Kaum ein anderes Finanzprodukt hat sich derart schnell etabliert. Das dynamische Wachstum findet sowohl in der Breite statt, sprich was Anzahl und Art der Nutzer angeht, als auch in der Tiefe, also im Hinblick auf die Art und Weise, wie Investoren ETFs verwenden.

Dynamisches Wachstum in Breite und Tiefe

Ursprünglich kamen ETFs fast ausschließlich bei institutionellen Investoren zum Einsatz. Diesen eröffnen die Produkte neben der klassischen Verwendung für strategische und taktische Investitionen auch neue Möglichkeiten im Portfoliomanagement. Beispielsweise sind ETFs inzwischen mitunter kostengünstiger und liquider als Terminkontrakte. Zudem lassen sie sich einfacher handhaben und bilden die gewünschten Basiswerte genauer ab.

Investoren, die diversifizierte Anleihen-Portfolios aufbauen wollen, können am Sekundärmarkt zunächst entsprechende Bond-ETFs erwerben und diese dann über Designated Sponsors zurückgeben. Dafür erhalten sie im Gegenzug die einzelnen Anleihen. Diese Vorgehensweise ist mitunter deutlich effizienter, als die einzelnen direkt Emissionen zu erwerben.

Und schließlich lassen sich Zusatzerträge erwirtschaften, indem Investoren ihre ETF-Anteile vorübergehend an andere Marktteilnehmer verleihen. Die daraus resultierenden Zusatzerträge können mitunter sogar höher liegen als die Gesamtkostenquoten (Total Expense Ratios, TER) der entsprechenden Fonds.

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Neue Investorenkreise

Parallel zur Verbreitung im institutionellen Segment haben sich börsennotierte Indexfonds auch im Wealth- und Retail-Bereich fest etabliert. Dort sind sie nicht nur bei Selbstentscheidern angekommen, die gerade auch über ETF-Sparpläne kontinuierlich Vermögen aufbauen – etwa im Rahmen der Altersvorsorge, quasi als „Sparbuch des 21. Jahrhunderts“.

Auch im Beratungs- und Filialgeschäft sind ETFs inzwischen selbstverständlich. Treiber dafür ist erstens, dass Banken auf Grund der Regulierung ihre Geschäftsmodelle neu ausgerichtet haben und im Private Banking zunehmend auf Flat-Fee-Modelle bauen, die zentral gesteuert werden. Diese lassen sich mit ETFs besonders effizient und kostengünstig umsetzen.

Zweitens dürfen Vermögensverwaltungen durch die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II keine Retrozessionen von aktiven Fonds mehr einbehalten. Unabhängige Vermögensverwalter bieten deshalb vermehrt Lösungen auf ETF-Basis an, um sich noch stärker auf ihre Kernkompetenz konzentrieren zu können – die ganzheitliche Kundenberatung.

Und drittens werden über digitale Angebote neue Vertriebskanäle eröffnet, die zusätzliche Anlegergruppen erschließen. Auch hier passen ETFs zur Umsetzung der Strategien perfekt hinein, weil sie ebenso wie die digitalen Angebote mit intuitiver Verständlichkeit, hoher Transparenz und niedrigen Kosten punkten. Diese drei Treiber werden unserer Ansicht nach langfristig intakt sein. Damit dürfte das Privatkundengeschäft einer der stärksten Wachstumstreiber der ETF-Branche bleiben.

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