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Blackrock und die Regulierung „Werden unter Mifid II die Fondsgebühren sinken, Herr Machts?“

Ist sich noch nicht ganz sicher, wohin Mifid II die Branche führen wird: Christian Machts, Vertriebsleiter für Publikumsfonds bei Blackrock in Deutschland.
Ist sich noch nicht ganz sicher, wohin Mifid II die Branche führen wird: Christian Machts, Vertriebsleiter für Publikumsfonds bei Blackrock in Deutschland. | Foto: Piotr Banczerowski

DAS INVESTMENT: Hand aufs Herz, haben Sie Mifid II komplett verstanden?

Christian Machts: Ich denke schon. Aber wir haben wahrscheinlich alle noch nicht verstanden, wie es sich auf den Markt genau auswirken wird. Anforderungen, technische Umsetzung, Daten und sämtliche Prozesse sind soweit völlig klar. Unklar ist dagegen, wie sich Berater, Produktnutzung und Kundengespräche verändern. Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis wir hier vollständig Bescheid wissen.

Gibt es bis dahin ein Beratersterben?

Machts: Ich gehe davon aus, dass einige Berater und Organisationen die neuen Anforderungen nicht umsetzen wollen oder können. Vor allem bei Multi-Produktvertrieben wird es eine echte Investitionsentscheidung, ob man im Wertpapiergeschäft bleiben will oder aussteigt.

Und der Regulator nimmt das in Kauf?

Machts: Er verfolgt das einfache und in Teilen vielleicht sogar notwendige Ziel, die Wertpapierberatung weiter zu verbessern. Dabei stellt er einige zusätzliche Anforderungen, damit der Endkunde besser versteht, in was genau er investiert. Ob er mit Mifid II über dieses Ziel hinausschießt, darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten.

Ihre Meinung dazu?

Machts: Ich bewerte die Anforderungen erst einmal als gut. Sie helfen beim Thema Transparenz in allen Belangen der Vermögensanlage und -aufbau in Deutschland. Und wer diese Anforderungen nicht erfüllen kann oder will, der wird sein Geschäft auf den Prüfstand stellen müssen, adjustieren oder auch einfach sein lassen. Das ist sicher nicht die Absicht des Regulators, kann aber eine Folge sein.

Wollen die Kunden überhaupt diese vielen Mehrinformationen?

Machts: Als Kunde möchte ich schon wissen, was eine Sache kostet und welche Risiken damit verbunden sind. Mifid II leitet dabei nun die nächste Stufe der Transparenz ein und macht dem Kunden die ganzen Informationen noch einfacher verfügbar. Was hierfür der richtige Weg ist, wird sich zeigen. Immer mehr Papier ist in meinen Augen nicht unbedingt die Lösung.

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Berater müssen die Kosten von Fonds bald deutlich im Gespräch ausweisen. Werden sie dabei das alte Niveau durchgedrückt kriegen, oder müssen die Fondsgesellschaften die Preise senken?

Machts: Die Produktlandschaft wird auf Zeit sicherlich ausgedünnt, darüber sprechen wir bereits seit Jahren – Mifid II wirkt hierbei allenfalls beschleunigend. Ich sehe aber auch neue Produktkonzepte mit veränderten Preisstrukturen. Was wir nicht sehen, ist eine kurzfristige Preisveränderung auf breiter Front.

Das könnte sich die Branche gar nicht leisten.

Machts: Es wäre auch nicht gerechtfertigt. Die Investmentbranche bringt eine wertvolle Dienstleistung, und die hat einen Preis.

1,8 Prozent für einen Aktienfonds sind happig.

Machts: Wir befinden uns in einem Markt, der sich rapide verändert, und der auch neue Preisstrukturen und Vertriebsvergütungen hervorbringt. Eine Überprüfung von Preis und Leistung ist an einigen Stellen geboten.

Also werden die Fondsgebühren sinken?

Machts: Man muss sich unsere Dienstleistung mal vor Augen führen: Ein Kunde vertraut uns Geld an, und wir verwalten es bestmöglich nach seinen Vorgaben über einen Zeitraum. Es wäre also nur in Ordnung, wenn wir unsere Leistung auch über diesen Zeitraum bepreisen. Deshalb erwarte ich zum Beispiel, dass der Ausgabeaufschlag nach und nach aus dem Markt verschwindet. Wir sehen sehr wohl, dass Anbieter auf Pauschalpreismodelle, also All-in-Fees, umstellen oder alternative Preiskomponenten einführen.

Im zweiten Teil unseres Blackrock-Interviews berichtet Christian Machts über die Pläne mit Fintechs und die Frage, ob Fonds aktiv oder passiv sein sollten. Es erscheint morgen auf diesem Portal.

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