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Aktualisiert am 06.04.2020 - 16:28 Uhrin Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 3 Minuten
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BlackRock-Vertriebsexperte Carlo Funk „Nachhaltige ETFs senken Volatilität im Portfolio“

Carlo Funk, Vertriebsexperte bei BlackRock: „Mit nachhaltigen Investitionen lassen sich stabile Renditen erzielen.“
Carlo Funk, Vertriebsexperte bei BlackRock: „Mit nachhaltigen Investitionen lassen sich stabile Renditen erzielen.“

Herr Funk, Nachhaltigkeit spielt in der Fondsbranche eine immer wichtigere Rolle. Welche Selektionskriterien gibt es generell?

Carlo Funk: Die meisten Investoren wollen per se bestimmte kontroverse Branchen aus Portfolios ausschließen. Dazu gehören zum Beispiel Tabak-, Spirituosen- und Waffenhersteller. Aber die Integration von breiteren ESG-Faktoren wird immer wichtiger.

Und wenn ein Tabakhersteller innerhalb seiner Produktionsprozesse  ESG-kriterien berücksichtigt, also auf Umwelt- und Sozialstandards achtet?

Funk: Das ändert in dem Fall nichts. Anleger achten sehr auf Endprodukte. Und die sind in den genannten Branchen nun mal nicht nachhaltig.

Wie sieht es in anderen Branchen aus? Nehmen wir Lebensmittelhersteller als Beispiel.

Funk: Hier selektieren auf Nachhaltigkeit fixierte Investoren Unternehmen nach dem Best-in-Class-Ansatz. Dabei werden jeweils die Firmen ausgewählt, die die besten Leistungen ihrer Branche erbringen.

Vergeben Sie bei BlackRock selbst Nachhaltigkeits-Ratings?

Funk: Nein. Das machen Spezialisten wie der US-Finanzdienstleister MSCI. Unser Investment Stewardship Team, das die Interessen unserer Anleger gegenüber Unternehmen vertritt, geht jedoch weltweit aktiv in den Dialog mit Firmen und bringt auch Vorschläge für nachhaltiges Management ein.

Welche konkreten Anforderungen hat BlackRock im Rahmen des Best-in-Class-Konzepts?

Funk: Bei unseren Nachhaltigkeits-ETFs investieren wir nur in Unternehmen mit A-Ratings, die zu den besten 25 Prozent ihrer Branche gehören. Diese Informationen erhalten wir von MSCI. Will ein institutioneller Investor in einem Mandat das Spektrum beispielsweise auf die Top-50-Unternehmen einer Branche ausweiten, ist das kein Problem. Durch unser globales Analysesystem Aladdin haben wir Zugriff auf sehr viele Daten, so dass wir Portfolien genau an individuelle Wünsche anpassen können.

Die Definition von Nachhaltigkeit variiert in der Finanzbranche. Skandinavier achten im Auswahlprozess beispielsweise mehr auf Wertschöpfungsketten als auf Endprodukte. Welche Haltung vertreten Sie bei BlackRock?

Funk: Die MSCI-Analysten achten bei der Bewertung von Unternehmen auf die gesamte Wertschöpfungskette. Sie prüfen folglich auch Zulieferer. Sonst handelt es sich ja nicht um wirklich nachhaltige Investments. Als global agierendes Haus beschränken wir uns bei BlackRock nicht auf einen Stil, sondern folgen einer grundsätzlichen Philosophie, wie Firmen sinnvoll wirtschaften. Dabei ist besonders wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine grüne Dimension hat. Soziale Aspekte wie „Diversity“, also Vielfalt als etwas grundsätzlich Positives anzusehen, Inclusion, Mitarbeiterentwicklung, Training und „Health and Safety“ sind genauso wichtig. Können Sie sich vorstellen, dass ein Ölförderer, der nicht auf die Sicherheit seiner Mitarbeiter achtet, langfristig erfolgreich ist?

Abgesehen vom guten Gewissen: Warum sollten sich Investoren heutzutage für nachhaltige Investments entscheiden?

Funk: Firmen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards haben auch einen hohen Qualitäts-Faktor und oftmals einen niedrigen Volatilitäts-Faktor. Das ergibt intuitiv auch Sinn: Die Geschäftsmodelle nachhaltiger Unternehmen sind langfristig ausgelegt, haben einen stabilen Cash Flow und eine geringe Verschuldung. Mit nachhaltigen Investitionen lassen sich daher sehr stabile Renditen erzielen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Funk: Nehmen wir an, ein Unternehmen unterhält eine Wasser-Abfüllanlage in einer Weltregion, in der Wasserknappheit herrscht. Es kommt zu Produktionsausfällen. Ein nachhaltiges Unternehmen hätte in einer solchen Region oftmals erst gar keine Wasser-Abfüllanlage errichtet. ESG-konformes Investieren hat in dem Fall mit rein philanthropischen Gedanken gar nichts mehr zu tun. Investoren gehen vielmehr davon aus, dass ignorantes Wirtschaften Rendite kostet.

Welche Investitionsmöglichkeiten mit Nachhaltigkeitsfokus haben Anleger bei iShares, der ETF-Sparte von BlackRock?

Funk: Wir haben mittlerweile eine sehr breite Palette, die die wichtigsten Kernmärkte abdeckt. Der nachhaltige iShares MSCI Europe SRI UCITS ETF erzielte seit Auflage übrigens eine bessere Performance als der Mutterindex MSCI Europe. Unternehmen aus der Automobilbranche wurden hier schon vor dem Abgasskandal  ausgeschlossen. Dementsprechend litten Anleger auch nicht darunter. Der iShares MSCI Emerging Markets SRI UCITS ETF ist auch ein gutes Beispiel. Er bescherte Anlegern höhere Renditen als der MSCI Emerging Markets Index, da China mit nur mit 3 Prozent gewichtet ist. Zum Vergleich: Im Mutterindex ist China mit 26 Prozent vertreten.

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