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BLI-Anleiheanalystin Gina Kogelschatz „Diese Firmen leisten Schuldendienst besser als erwartet“

Gina Kogelschatz: Laut der BLI-Anleiheanalystin eignen sich Unternehmensanleihen aus Emerging Markets in vielen Fällen dazu, Portfolios breiter aufzustellen.
Gina Kogelschatz: Laut der BLI-Anleiheanalystin eignen sich Unternehmensanleihen aus Emerging Markets in vielen Fällen dazu, Portfolios breiter aufzustellen. | Foto: BLI - Banque de Luxembourg Investments S.A.

Es ist eine weit verbreitete Ansicht, dass Unternehmensanleihen aus Schwellenländern zwangsläufig mit einem höheren Risiko für Anleger verbunden sind. Viele Investoren bevorzugten Anlagen in ihrem Wohnsitzland oder einem Nachbarstaat, kommentierte Warren Buffett in einem Interview[1]. 

Die entwickelten Rentenmärkte in Nordamerika, Westeuropa und Japan bieten in der Tat eine stabilere Infrastruktur. Rechtsstaatlichkeit und ein gut implementiertes Regelwerk an Rechtsvorschriften wie z.B. das Wettbewerbs- und Insolvenzrecht sowie Aufsichtsbehörden für den Finanzsektor.

Es ist somit durchaus verständlich, dass Anleger Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit privatwirtschaftlicher Emittenten aus Schwellenländern (Lateinamerika, Mittlerer Osten und Afrika, Mittel- und Osteuropa sowie Asien ohne Japan) hegen.

Besser als erwartet

Tatsache ist jedoch, dass diese Unternehmen ihren Schuldendienst besser leisten als erwartet. Die Ausfallquoten bei Unternehmensanleihen aus Schwellenländern waren in den beiden vergangenen Jahren de facto niedriger als in den USA. Im High-Yield-Segment lag die Ausfallquote der Emittenten Ende 2018 in den USA bei 1,87 %, in den Schwellenländern verharrte sie im gleichen Zeitraum hingegen bei 1,6 %[2]. Mehr noch: Im Mittleren Osten und in Afrika sank die Ausfallquote sogar unter 0,1 % und damit unter den Durchschnittswert. Dieser Trend hielt auch im ersten Quartal 2019 an. Die Ausfallquote sank bei spekulativen Schwellenländeranleihen auf einen Rekord-Tiefstand von 0,5 %[3].

Ausfallquote von Schwellenländer- ggü. Industrieländer-Hochzinsanleihen

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Umgekehrt ereigneten sich die größten Ausfälle, gemessen am Volumen, in den USA. Nur einige Beispiele: Toys R Us beantragte im September 2017 Gläubigerschutz nach Chapter 11, iHeartCommunications im März 2018 und Sears Holding im Oktober 2018. Dieses Phänomen ist der Tatsache geschuldet, dass 64,6 % aller Unternehmensanleihen weltweit aus Anleihen und Leveraged Loans bestehen, die von US-Unternehmen begeben werden[4].

Ausfallquoten US-amerikanischer hochrentierlicher Unternehmensanleihen

Quelle: J.P. Morgan HY Strategy

Über 45 % des US-amerikanischen BIP bestehen de facto aus Unternehmensanleihen, die von Nicht-Finanzunternehmen emittiert wurden[5]. Aus dem von BCA Research[6] veröffentlichten Research-Bericht geht hervor, dass die USA 2018 die höchste Zuwachsrate bei Unternehmensanleihen verzeichnet haben, und dass dies eine ernste Gefahr für die Wirtschaft darstellen könnte. Die sich verschlechternden Fundamentaldaten und die eingegangenen finanziellen Risiken deuten sogar auf ein spätzyklisches Umfeld hin, in dem Unternehmen wenig geneigt sind, langfristige Investitionen zu tätigen[7].

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