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Blick auf die Märkte „Am Horizont sind einige Silberstreifen erkennbar“
Die wichtigsten Aktienindizes verbuchten in der letzten Woche ein sattes Plus und arbeiteten sich ein Stück weiter aus den Verlusten der ersten Jahreswochen heraus. Die amerikanischen Indizes haben mittlerweile ihre Niveaus von Anfang Januar fast wieder erreicht. Der DAX-Verlust ist nur noch einstellig. Es scheint, als drehe die Stimmung auf breiter Front ins Positive. Doch ist das überhaupt gerechtfertigt? Und wie werden die Zentralbanken darauf reagieren?
Zumindest steht den zuletzt teilweise bedrohlichen Makrodaten inzwischen auch der eine oder andere Silberstreif am Horizont gegenüber. Der Ölpreis, über die Januarwochen im freien Fall und erstes Sorgenkind von Aktieninvestoren, hat sich von seinem Tief am 20. Januar erholt. Ein Fass der Sorte Brent kostet inzwischen wieder mehr als zu Jahresbeginn. Der Euro-Dollar-Wechselkurs hat sich nach seinem Anstieg auf über 1,13 in der ersten Februarhälfte inzwischen wieder unter 1,10 eingependelt.
In Amerika steigt die Inflation
Und in den USA hat nach der Kerninflationsrate (core CPI), die kürzlich über die magische Zwei-Prozent-Marke geklettert war, nun auch der für die Notenbank Federal Reserve (Fed) wichtigere Deflator der Konsumausgaben deutlich an Fahrt aufgenommen. Sollte sich bestätigen, dass in den USA tatsächlich die Rückkehr der Inflation vor der Tür steht, wäre dies eine der stärksten Nachrichten seit langem. Denn die Finanzmärkte brauchen nichts dringender als Inflation.
Klar, dass in diesem Zusammenhang wieder die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten im Fokus des öffentlichen Interesses standen. Die Zahl neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft liegt mit 242.000 deutlich über den Markterwartungen (190.000). Zudem wurde der Vormonatswert um 21.000 Jobs nach oben korrigiert. Dies zeigt, dass die USA in robuster Verfassung sind, auch wenn die Arbeitsmarktdaten eher nachlaufende Indikatoren sind und die Zusammensetzung der Zahlen auf einen immer höheren Anteil atypischer Beschäftigung hinweist.
Auch die zuletzt kräftigen Lohnzuwächse schwächten sich im Februar in den USA etwas ab. Sie fielen von 2,5 Prozent auf 2,2 Prozent gegenüber Februar 2015. Dieser Trend ist zum Teil auf eine Korrektur des Lohnsprungs im Vormonat zurückzuführen.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die US-Volkswirtschaft bei Vollbeschäftigung weiter wächst. Die Fed dürfte somit ihre Neigung zu weiteren Zinsanhebungen, den sogenannten „tightening bias“, beibehalten. Der Markt ist auf diese Linie zurückgeschwenkt und preist inzwischen wieder einen 25 Basispunkte-Schritt bis Dezember ein.
Preisverfall in Europa
In Europa sieht es im Moment ganz anders aus: Die Inflation kippte im Februar wieder in den negativen Bereich (auf -0,2 Prozent von +0,3 Prozent im Januar). Auch die Kerninflation sackte weiter ab (auf 0,7 Prozent von 1,0 Prozent im Vormonat). Teilnehmer an den Rentenmärkten erwarten auf Fünfjahressicht nur noch eine Inflation von unter 1,4 Prozent.
Die Zentralbank, die eine Verfestigung derart vom Ziel abweichender Inflationserwartungen und damit eine „Japanisierung“ Europas befürchtet, dürfte kommenden Donnerstag energisch gegensteuern. Das hat EZB-Präsident Mario Draghi bereits im Januar angekündigt.
Wir erwarten nun, dass die EZB ihre monatlichen Käufe von derzeit 60 Milliarden Euro auf mindestens 70 Milliarden Euro erhöht. Zudem gehen wir davon aus, dass der Einlagenzins weiter abgesenkt wird, vielleicht sogar tiefer als auf -0,42 Prozent. Da diese letztere Maßnahme aber weitere Zweifel am Geschäftsmodell vieler Banken wecken könnte, dürfte die EZB den Effekt mit bankenfreundlichen Maßnahmen wie einem gestaffelten Einlagenzins und zusätzlicher Liquiditätsversorgung abmildern.