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Blick voraus
Anleihen aussichtsreicher als Aktien
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Von in RentenfondsLesedauer: 5 Minuten
Fed-Chef Jerome Powell
Fed-Chef Jerome Powell: Das gestiegene Zinsniveau macht Anleihen lukrativ | Foto: Imago Images / ABACAPRESS

Kommt sie oder kommt sie nicht: die Jahresendrally? Das scheint an den Finanzmärkten das beherrschende Thema zu sein, was für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Eine mögliche Antwort lautet: Vielleicht hat die Jahresendrally ja bereits stattgefunden. Seit dem Tief Ende Oktober ist der S&P 500 – unterstützt von der Zinspause der Fed – schon um beachtliche elf Prozent gestiegen. Das entspricht immerhin mehr als dem Plus, was die Wall Street historisch betrachtet in einem ganzen Jahr schafft. 

 

Natürlich ist es möglich, dass das Momentum die Kurse noch etwas weiter nach oben treibt. Insbesondere die Aktien, die bisher schon gut gelaufen sind, könnten noch zulegen. Außerdem könnten die Aktienmärkte von einer Deeskalation des Konflikts im Nahen Osten profitieren. Anleger sollten aber beachten, dass der S&P 500 seit Jahresanfang schon rund 19 Prozent zugelegt hat. Da dürfte einiges an guten Nachrichten bereits eingepreist sein. 

Außerdem kommt es weniger darauf an, wie sich die Aktienmärkte in den letzten Wochen des Jahres entwickeln. Für Investoren mit einem etwas längeren Anlagehorizont ist der Ausblick für 2024 viel interessanter. Die wirtschaftlichen Daten rechtfertigen eigentlich keine neuen Rekordhochs – weder in diesem noch im kommenden Jahr. 

Umfeld spricht gegen Rally

Es besteht immer noch die Gefahr, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. Zumindest dürfte die Dynamik spürbar nachlassen, auch weil noch nicht alle Leitzinserhöhungen der Fed in der Realwirtschaft angekommen sind. Was eine schrumpfende Wirtschaft für die Unternehmensgewinne bedeuten würde, liegt auf der Hand. Außerdem entwickeln sich die Aktienmärkte historisch betrachtet tendenziell seitwärts, wenn die Zinsen wieder anfangen zu sinken. Dann ist es mit der Fantasie erst einmal vorbei.

Bei einer neutralen Gewichtung von Aktien, kommt es vor allem darauf an, die richtigen Werte im Depot zu halten. Aussichtsreich scheinen weiterhin Qualitätstitel. Dazu zählen unter anderem Unternehmen mit einer intakten Gewinnentwicklung, die es schaffen, über mehrere Jahre betrachtet, ihr Ergebnis um fünf Prozent und mehr per annum zu steigern. Außerdem sollte aufgrund der immer noch hohen Zinsen die Verschuldung überschaubar sein.

 

Aussichtsreich scheinen derzeit die großen amerikanischen Technologietitel zu sein. Diese verfügen über stabile Bilanzen mit nicht zu viel Fremdkapital und erwirtschaften die größten Cashflows. Vor allem die sogenannten Big Five, also Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms und Microsoft, können sich die enormen Investitionen leisten, die im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz (KI) anfallen.

Gamechanger KI

KI wird die Welt wohl in einem ähnlichen Umfang verändern, wie vor 25 Jahren die Verbreitung des Internets. Auch dieses Mal wird es eine Reihe kleinerer und mittelgroße Unternehmen geben, die bei diesem beginnenden Megatrend mitmischen. Und wie damals werden auch jetzt die meisten dieser möglicherweise zeitweise gehypten Unternehmen nicht überleben. Die Chancen, die nächste Google oder Amazon zu entdecken, sind ziemlich gering.

Im Gegensatz zu den Nuller-Jahren dominieren heute aber nicht Hunderte Start-ups den Markt, sondern die erwähnten Big Five. Außerdem würde eine Erholung bei Aktien aus den Bereichen Healthcare, Lebensmittel und Getränke nicht überraschen. Nach der schwachen Performance in diesem Jahr sind hier einfach die Bewertungen (zu) günstig. Schließlich könnte sich die Erholungsrally bei Aktien aus Bereich erneuerbare Energien fortsetzen, die zuvor schwer unter die Räder gekommen waren.

Bessere Aussichten als bei Aktien insgesamt bestehen bei Renten. Unternehmensanleihen aus dem Bereich Investmentgrade mit fünfjähriger Laufzeit werfen wieder vier bis 4,5 Prozent Zinsen ab. Wenn die Zinsen also sinken sollten, steigen deren Kurse, so dass Kursgewinne als Renditeaufschlag zu Buche schlagen könnten. Das entspräche in etwa dem jährlichen Ertrag von Aktien bei einer deutlich geringeren Volatilität. Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, Anleihen überzugewichten.

 

Natürlich gibt es auch 2024 wie in jedem Jahr Risiken, die es zu beachten gilt. Beim Konflikt im Nahem Osten rechnet das Gros der politischen Analysten nicht mit einer Eskalation, die den Ölpreis nach oben treiben würde. Ausgeschlossen ist das aber nicht. Außerdem könnte es mit der leichten Entspannung zwischen den USA und China schon bald wieder vorbei sein. Hier gehen die Ziele und Interessen einfach zu sehr auseinander. 

Zu hohe Staatsverschuldung

Schließlich könnte der Wahlkampf in den USA die Politik lähmen – beispielsweise bei der weiteren notwendigen Erhöhung der Schuldenobergrenze. Nicht nur in den USA, sondern auch in verschiedenen südeuropäischen Ländern könnten die ausgeuferten Staatsdefizite zum Problem werden.

In unsicheren Zeiten gilt Gold immer als Stabilitätsanker. Das erklärt natürlich auch den starken Kursanstieg seit dem Überfall der Hamas auf Israel. Doch noch bewegen sich Zinsen auf einem hohen Niveau und machen dem zinslosen Gold Konkurrenz. Zudem besteht wie immer ein Dollarrisiko. Vor diesem Hintergrund scheint eine neutrale Gewichtung des Edelmetalls angemessen.

 

Über den Autor:

Markus Lorbach ist seit 2019 bei der Qcoon-Invest tätig. Er arbeitet dort als Senior-Berater im Vermögensmanagement und als Family Officer. Zuvor war der Bankbetriebswirt bei verschiedenen Sparkassen tätig. 

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