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in Fintechs & DigitalisierungLesedauer: 3 Minuten

Bloomberg-Kommentar Banker sollen deutsche Tech-Firmen an Chinesen verkaufen

Am Montag gab es die Bestätigung, dass die chinesische Sanan Optoelectronics mit dem deutschen Beleuchtungsspezialisten Osram über eine mögliche Übernahme gesprochen hat. Auch wenn Osram selbst für China ein großer Fisch ist - die Marktkapitalisierung liegt bei fast 6 Milliarden Euro - so klingt die Story doch inzwischen sehr vertraut.

Europa muss sich der Tatsache bewusst werden, dass seine besten Technologieunternehmen in raschem Tempo von ausländischen Firmen aufgekauft werden - und entscheiden, ob der eigene wirtschaftsliberale Ansatz bei diesen strategischen Übernahmen vernünftig ist.

In diesem Jahr haben chinesische Unternehmen bereits deutsche Zukäufe im Volumen von 11 Milliarden Dollar angekündigt, wie Daten von Bloomberg zeigen. Dazu zählen die 4,3 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Roboterherstellers Kuka, der 1 Milliarden Dollar schwere Kauf von KraussMaffei und das 760 Millionen Dollar schwere Angebot für Aixtron.

Das ist ein mehr als acht Mal höheres Volumen angekündigter chinesisch-deutscher Transaktionen als im vergangenen Jahr. Chinesische Käufer haben sich mit den Chancen angefreundet. Sie mögen deutsche Technologieunternehmen wegen deren Knowhow und dem Zugang zu westlichen Märkten. Osram zum Beispiel verfügt über attraktive Patente und angesehene Kunden in der Automobilindustrie.

Deal-Jäger haben auch festgestellt, dass deutsche Mittelstandsunternehmen in Familienbesitz widerwillige Verkäufer sind, während börsennotierte Technologie-Firmen relativ einfache Beute darstellen. Eine chinesische Investorengruppe stürzte sich im Mai auf Aixtron, nachdem der Aktienkurs wegen des Verlustes wertvoller Aufträge (aus China, wie sich herausstellte) eingebrochen war. Und Midea nutzte den Widerwillen von Kukas Anker-Aktionären aus, bis zum Ende durchzuhalten.

Ähnlich könnte es auch Osram ergehen, weil der frühere Eigentümer Siemens erwägt, die restlichen 17 Prozent seiner Anteile zu verkaufen, nachdem er sich mit dem Management von Osram wegen einer Fabrikinvestition überworfen hatte.

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Falls das Vorhaben weiter vorangetrieben wird, ist das Schlimmste, was Sanan erwarten muss, ein bisschen Murren von Seiten deutscher Politiker. Ein protektionistischer Eingriff ist in Deutschland weitaus weniger wahrscheinlich als etwa in Frankreich. Deutschland ist ziemlich machtlos in solchen Fällen.

US-Aufsichtsbehörden sind ein anderes Thema. Im Januar verhinderte das Committee on Foreign Investment in the United States, das über ausländische Akquisitionen in den USA wacht, den Verkauf des Lichtgeschäfts Lumileds durch Philips an die chinesische GO Scale Capital. Anders als Lumileds produziert Osram allerdings keine LEDs in den USA.

So wie andere chinesische Käufer, etwa Midea, würde wohl auch Sanan mutmaßlich dazu in der Lage dazu sein, einen Preis anzubieten, der mit normaler Transaktions-Metrik nichts zu tun hat. Deutschen Berichten zufolge könnten die Chinesen rund 70 Euro je Aktie offerieren, was einem Aufschlag von fast 60 Prozent auf den Osram-Kurs bevor die Übernahmespekulationen die Runde machten, entspräche.

Und es könnte einen Weg geben, die Osram-Zahlen ein wenig ansprechender für den potenziellen chinesischen Käufer aussehen zu lassen. Vor dem schlecht aufgenommenen Plan für die neue Fabrik wurden die Osram-Aktien zu fast 55 Euro gehandelt - also etwa dort, wo sie heute stehen. Falls Sanan das Barmittel verschlingende Projekt in Malaysia streicht, könnte der im Raum stehende Aufschlag mehr finanziellen Sinn machen.

So wie es bereits in der Vergangenheit zu beobachten war, ist das strategische Ziel, sich Aktiva im Hoch-Technologiesektor zu sichern, das, was Chinas Ambitionen antreibt. Europa hat offenbar keine Strategie.

(Diese Kolumne spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von Bloomberg und deren Eigentümern wider.)

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