


Sie gelten als schwerfällig zu bedienen, doch sind aus der Welt der Finanzanalysen kaum wegzudenken: Bloomberg-Terminals haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als Arbeitsinstrument Nummer eins für Millionen von Finanzanalysten weltweit etabliert.
Nun will Bloomberg seine Datenplattform umfassend reformieren. Künstliche Intelligenz ermöglicht es neuerdings, die Terminals auch mit natürlicher Sprache zu füttern. Damit bieten sich Bloomberg-Kunden neue Analysemöglichkeiten.
Die bereits verfügbare KI-Funktion bei Bloomberg-Terminals ermöglicht es Nutzern erstmals, „Fragen in natürlicher, alltäglicher Sprache zu stellen“, wie Bloomberg-Produktmanagerin Susanne Szur jetzt in der „FAZ“ erklärt. Das System durchforste automatisch die umfangreiche Inhaltsbibliothek des Unternehmens, destilliere die Erkenntnisse und stelle sie in aggregierter Form dar.
Fragen in natürlicher Sprache stellen
Die Neuerung markiert einen fundamentalen Wandel hin zu mehr Nutzerfreundlichkeit. Während Nutzer bisher komplexe Funktionscodes beherrschen mussten, können sie nun direkte Fragen stellen und erhalten strukturierte Antworten.
Szur streicht insbesondere die Möglichkeit heraus, sich strukturierte Vergleichsansichten erstellen zu lassen. „Sie können sagen: Vergleichen Sie die Unternehmensleistung der letzten vier Quartale und erhalten eine konsistente Darstellung der Änderungen über die Zeit“, beschreibt sie die neue Funktionalität.
Die bereits aktive KI-Integration soll auch komplexere Analysen ermöglichen: Nutzer könnten etwa ihre „Lieblings-Broker für ein Unternehmen“ abfragen oder sich eine Anlagethese samt Risiken oder mit einem Bullen- und Bärenszenario entwerfen lassen – ohne sich alle Informationen einzeln und über verschiedene Funktionen zusammensuchen zu müssen, wie Szur erklärt.
Die technische Grundlage für diese Neuerungen bildet Bloombergs massive Datenbasis: Das Unternehmen verarbeitet täglich mehr als 400 Milliarden Datenpunkte. „Mit der Hilfe von KI kann man inzwischen solche Hypothesen stellen wie: Ich will wissen, wie Katastrophen in Südostasien die Batterieindustrie beeinflussen“, erklärt Sebastian Gehrmann, Leiter Responsible AI bei Bloomberg, in der FAZ. Mittlerweile ließen sich „zehn Hypothesen in der gleichen Zeit analysieren wie vorher eine“.
Proaktive KI-Agenten und neue Nutzergruppen
Bloomberg plant auch schon weiter: Zukünftig sollen KI-Agenten Nutzern gezielt unter die Arme greifen, indem sie sich auf spezielle Aufgaben fokussieren (Agentic AI). Bloomberg will Informationen zudem nicht nur auf Anfrage, sondern auch proaktiv liefern. „Das ist ein Thema, das wir uns ganz genau anschauen“, versichert Szur.
Mit der vereinfachten Bedienung will Bloomberg neue Nutzer gewinnen, neben Analysten und Portfoliomanagern etwa Firmenstrategen und Geschäftsentwicklungs-Teams, die bisher nicht täglich an Bloomberg-Terminals arbeiten und daher damit Schwierigkeiten hätten.
„In ein, zwei Jahren werden viele Jobs in der Finanzbranche ganz anders aussehen als heute“, prognostiziert Bloomberg-Spezialist Gehrmann. Dabei könnten die Veränderungen, die Bloomberg aktuell an seinen Terminals vollzieht, zum Katalysator werden – für eine neue Art der Finanzanalyse, die schneller und präziser wird als bisher.