LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

Bloomberg-Umfrage So schätzen Ökonomen Brexit-Folgen ein

Im Nachgang des Votums der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union offenbart der Umstand, dass Beobachter Ausschau halten nach dem nächsten Land, wo sich eine ähnliche Entwicklung anbahnen könnte, das Ausmaß der existenziellen Krise, in welche die Idee der europäischen Einigung geraten ist. Für den Euroraum - jene Gruppe von Staaten innerhalb der EU, die sich für die umfassendste Integration entschieden haben - zeichnet sich gemäß einer Umfrage von Bloomberg ein gefährliches Nachlassen der wirtschaftlichen Dynamik ab.

Obwohl die Wirtschaft das vierzehnte Quartal in Folge Zuwächse verzeichnet, verharrt die Arbeitslosenquote im Euroraum weiter über zehn Prozent. Populistische Parteien registrieren unter anderem in Deutschland und den Niederlanden Zulauf. Langsameres Wachstum birgt das Risiko, dass politische Positionen weiter auf extreme Haltungen zusteuern. Derweil bestehen immer noch ungelöste Probleme, darunter Italiens marodes Bankensystem und die Reform der Finanzierung des EU-Haushalts. In diesem Kontext sieht es so aus, als ob die Europäische Zentralbank die einzige Institution sei, die bereit sei, zu handeln.

„Populismus ist jetzt in ganz Europa eine Gefahr für den Zusammenhalt, und ein schwächeres Wachstumsumfeld macht eine Lösung dieser Fragen noch schwieriger“, sagte Philippe Gudin, Chefvolkswirt Europa bei Barclays in Paris. Um aus dieser negativen Rückkoppelungsspirale herauszufinden, sei ein sehr klares Vertrauensbekenntnis aus der Wirtschaft zur europäischen Zukunft nötig. „Diese Antwort ist noch nicht da“, ergänzte Gudin.

Die Europäische Zentralbank prognostiziert für den Euroraum 2016 1,6 Prozent Wachstum und 2017 1,7 Prozent - die Prognose datiert aus der Zeit vor dem Brexit-Votum. Die nächste Prognose ist für September terminiert.

In der Bloomberg-Umfrage befragte Ökonomen sagten, die Brexit-Folgen würden sich in 0,1 Prozent weniger Wachstum im Euroraum 2016 niederschlagen. Für 2017 erwarten sie einen Abschlag von 0,3 Prozentpunkten und für 2018 0,15 Prozentpunkte. Das wäre ein Minus bei der Wirtschaftsleistung bis 2018 in der Größenordnung von 59 Milliarden Euro.

Tipps der Redaktion