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Wachtendorf-Kolumne
Börse Japan: Eine Lehre in drei Lektionen
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Von in Kommentare der RedaktionLesedauer: 3 Minuten
DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf
Analysiert das neue Allzeithoch an der Börse in Tokio: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. | Foto: DAS INVESTMENT

Generationen von Japan-Fondsmanagern sind in Rente gegangen, bevor sie diesen Moment erleben durften: Am 22. Februar 2024 übertraf der Nikkei 225 seinen alten Höchststand vom 30. Dezember 1989 und schloss erstmals über 39.000 Punkten. Mehr noch, nur sieben Handelstage später knackte Japans führender Index auch die 40.000-Punkte-Marke. Vorausgegangen waren 34 zumeist quälende Jahre, in denen ein Nikkei-ETF – hätte es ein solches Instrument 1989 schon gegeben – in der Spitze um bis zu 82 Prozent eingebrochen wäre.

Schade nur, dass deutsche Anleger von der Aufholjagd der vergangenen vier Jahre nicht so richtig profitieren konnten. Denn während sich der Index seit März 2020 glatt verdoppelt hat, verlor die Landeswährung Yen gegenüber dem Euro rund 30 Prozent. Abhilfe geschaffen hätte eine währungsgesicherte Anteilsklasse, wie sie mit dem Xtrackers Nikkei 225 ETF EUR Hedged zur Verfügung steht. Ein solcher Hedge kann freilich auch kontraproduktiv sein: Zwischen 1998 und 2000 etwa gewann der Yen gegenüber dem Euro 73 Prozent an Wert, zwischen 2008 und 2012 sogar 76 Prozent.

Bleiben Japan-Aktien im Rally-Modus? Wann dreht der Yen? Wer darauf hier eine Antwort erwartet, kann jetzt aufhören zu lesen. Denn in dieser Kolumne geht es nicht um aktuelle Prognosen oder Trends. Sondern darum, grundsätzliche Lehren aus dem beschriebenen Geschehen zu ziehen. Lektion eins auf dem Weg dorthin: Selbst ohne das leidige Währungsproblem ist die Börse in Tokio völlig unberechenbar. Das zeigt sich unter anderem auch daran, dass im Laufe der 34-jährigen Durststrecke zwischenzeitlich phänomenale Gewinne möglich waren. Im Kalenderjahr 1999 etwa schafften gleich mehrere Aktienfonds für japanische Nebenwerte einen Wertzuwachs von mehr als 500 Prozent.

Lektion zwei: Nicht nur ETF-Anleger liefern sich den Launen dieses erratischen Marktes weitgehend schutzlos aus, sondern auch die Käufer aktiver Fonds. Denn deren Manager sind in den vergangenen 34 Jahren ebenfalls immer wieder mal auf dem falschen Fuß erwischt worden. So wie die Timing-Strategen aus dem Hause DWS, die in Tokio schon im Frühsommer 1992 das Schlimmste für überstanden hielten und einen frisch aufgelegten Japan-Länderfonds promoteten. Fidelity wiederum wollte ausgerechnet im Frühjahr 2000 mit einem neuen Fonds für kleinere japanische Technologieaktien so richtig durchstarten. Beide Produkte existieren heute längst nicht mehr.

Und schließlich Lektion drei: Japans Börse ist ein Musterbeispiel dafür, dass ein massiv überbewerteter Markt vor dem Kollaps häufig noch eine ganze Serie neuer Hochs markiert – niemand hätte anhand der damaligen Kennzahlen erstaunt sein dürfen, wäre der Crash in Tokio bereits 1988 oder Anfang 1989 erfolgt. Und wie einerseits die Hausse die Hausse nährt, so dauert es auf der anderen Seite nach dem Knall trotz vielleicht vielversprechender Fundamentaldaten mitunter unerträglich lange, bis tatsächlich ein neuer, tragfähiger Aufschwung beginnt. Der dann aber wiederum sehr lange anhalten kann.

Letzteres spricht momentan durchaus für japanische Aktien. Doch auch in Bezug auf andere Märkte bieten sich Erkenntnisse an. Zum Beispiel für den US-Technologie-Sektor: Dessen Chartverlauf in den vergangenen 15 Jahren ähnelt frappierend jenem des Nikkei 225 zwischen 1974 und 1989. Oder für den seit zwei Jahren sträflich vernachlässigten Bereich der Nebenwerte. So begründet die aktuell fast täglich eintrudelnden Kaufempfehlungen fundamental orientierter Investoren sein mögen – kommt es im weiteren Jahresverlauf rezessionsbedingt zu größeren Einschlägen an den Börsen, wird es vermutlich auch für Small und Mid Caps zunächst noch einmal ein ganzes Stück abwärts gehen.

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