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Robert Halver zur Konjunkturentwicklung Rollt der Börsen-Stein des Sisyphus noch einmal zurück?

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Reale Schrumpfung bedeutet natürlich auch Wohlstandseinbuße. Doch spielen in Amerika Psychologie, Stimmung und Gefühle eine viel größere Rolle als bei uns. Wenn sich Verbraucher – die für die US-Konjunktur zu zwei Dritteln entscheidend sind – vermögender fühlen, weil sie nominal mehr im Portemonnaie haben, nimmt der „gefühlte Wohlstand“, die Wohlstandsillusion, zu.

Ebenso ist für die Wall Street eine real zwar rezessive Wirtschaft leichter auszuhalten als eine auch noch nominal schrumpfende mit sinkenden Unternehmensumsätzen.

 

 

Hinzu kommt The American Way of Killing Debt Softly: Liegt die Teuerung über den Zinsen, sind Peter, Paul & Mary mit ihren alten Krediten schneller durch und können mit neuen zum Wohle des Wachstums wieder durchstarten. Die US-Wirtschaft war doch immer schon ein Durchlauferhitzer.  

Europa im Schwitzkasten der Wirtschaftspolitik

Diese „Segnungen“ sind in Europa Mangelware. Wir haben keinen starken Binnenmarkt, wir sind abhängig von der Weltwirtschaft. So führen Wirtschaftsschließungen in China zur Eindämmung von Corona. Bei uns führen sie sofort zu konjunktureller Schnappatmung.

Daneben ist speziell Deutschland im Vergleich zu den USA dramatisch energieabhängig. Wir zahlen jetzt den Preis einer jahrzehntelang weltfremden Energiepolitik, die den Konsumenten über steigende Preise dramatische Kaufkraft- und energieintensiven Industrieunternehmen Margenverluste beschert.

Und immer noch denkt Deutschland wirtschafts- und energiepolitisch zu ideologisch. Staatliche Kompensationszahlungen mögen zwar zur Abfederung von hohen Gaspreisen vielen Verbrauchern buchstäblich über den Winter helfen. Ansonsten wird aber zu viel Bullerbü-Politik betrieben und nur an den Symptomen herumgedoktert, ohne vernünftigen Plan B. Der Einsatz zusätzlicher Kohlekraftwerke wird verzögert. Und wirklich große Mengen an alternativem Flüssiggas stehen nicht vor 2027 zur Verfügung. So muss weiter zu viel Gas verstromt werden, das anderswo fehlt. Übrigens. Wenn zu wenig geheizt wird, hat man ruckzuck Schimmel in der Bude.

Ohne Atomkraft geht es nicht

Apropos Strom, es wird noch lange dauern, bis Deutschland mit alternativen Energien satisfaktionsfähig ist. Und wie soll die Überbrückung aussehen? Nur mit Gesundbetung und dem Hoffen auf einen milden Winter kommen wir nicht weiter. Um die Versorgung zu sichern, kommen wir ohne Atomkraft nicht aus. Wie will man denn die Grundlast sichern? Kommen dann auch noch die massenhaft gekauften Heizlüfter zum Einsatz, könnte Weihnachten ähnlich ablaufen wie damals in Bethlehems Stall: kalt und dunkel. Nicht zuletzt sorgen auch explodierende Strompreise für große Löcher in den Taschen der Konsumenten.