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Von in AnalysenLesedauer: 4 Minuten
Händler an der New Yorker Börse
Händler an der New Yorker Börse: Die Gewinne der großen US-Unternehmen bleiben hinter den Prognosen zurück. | Foto: imago images/UPI Photo

US-Bankenkrise, Zinserhöhungen und drohende Rezession – trotz aller Widrigkeiten zeigen sich die Aktienmärkte in diesem Jahr von ihrer besten Seite. Weiteren Schub erhoffen sich die Anleger von der allmählich zu Ende gehenden Berichtssaison für die Quartalsergebnisse der Unternehmen für das zweite Quartal.

Der Trend aus dem ersten Quartal setzt sich fort: Nachdem 2022 die Unternehmen die aufgrund der Inflation gestiegenen Kosten noch an ihre Kunden weitergeben konnten und die Umsätze zum Teil zweistellig stiegen, gelingt dies in diesem Jahr immer seltener. Das resultiert in stagnierenden Umsätzen und rückläufigen Gewinnen.

Für den S&P 500 weisen die Statistiken für das zweite Quartal rund fünf Prozent niedrigere Gewinne gegenüber dem Vorjahr aus. Für den europäischen Stoxx 600 sieht es ähnlich aus, hier fallen die Gewinne um vier Prozent. Für beide Indizes liegen diese Zahlen zwar um zwei bis drei Prozent über den Erwartungen vor dem Beginn der Berichtssaison, allerdings etwas mehr als zehn Prozent unterhalb der Prognosen, die die Analysten noch vor dem Jahreswechsel abgegeben hatten.

Indizes ohne klare Richtung

Die hohen Gewinne im Energiesektor kamen mit dem Rückgang der Öl- und Gaspreise unter Druck, und im Gesundheitssektor gingen die Corona-bedingten Sondereinnahmen kräftig zurück. Auf der anderen Seite profitierten die Banken von einer deutlichen Ausweitung der Zinsmarge dank gestiegener Leitzinsen.

Und obwohl im US-Technologiesektor der Anteil der positiven Überraschungen mit 92 Prozent am höchsten lag, stagnierten deren Ergebnisse nur. Angesichts der überragenden Performance des Sektors seit Jahresbeginn hätte man hier mehr Unterstützung durch die Quartalsberichte erwarten können. Neue Impulse gab es also eigentlich nicht für die Märkte. Und so geht es seit Wochen munter hin und her bei den Indizes, ohne klare Richtung.

 

Bislang haben die Aktienmärkte also offensichtlich mehr von fallenden Inflationsraten und den damit verbundenen Hoffnungen auf bald wieder fallende Leitzinsen profitiert. Die weitere Tendenz könnte also stark von Veröffentlichungen neuer Daten zum Verlauf von Inflation und Konjunktur abhängen. Die zuletzt wieder stärker anziehenden Energiepreise mahnen daher kurzfristig zur Vorsicht.

Die Sommermonate sind ohnehin bekannt für ihre Schwankungsanfälligkeit aufgrund der geringen Handelsumsätze in der Ferienzeit. Insbesondere der September war in den zurückliegenden drei Jahren im Durchschnitt mit minus vier (Stoxx 600) bis minus sechs Prozent (S&P 500) tiefrot gefärbt.

Profitabilität steigt wieder

Eine etwaige Korrektur im Spätsommer sollten Anleger allerdings als Chance begreifen. Denn für das nächste Jahr gehen die Analysten von wieder steigenden Unternehmensgewinnen aus, genauer gesagt rund sieben Prozent in Europa und fast zwölf Prozent in den USA.

Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen: Niedrigere Material- und Transportkosten, eine leicht zunehmende Nachfrage – insbesondere aus China, dessen schwaches Wachstum bislang die wohl größte Enttäuschung in diesem Jahr war – und Basiseffekte. Auch der Lagerabbau in vielen Bereichen sollte bald beendet sein und schon bei einer leichten Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds wieder für eine anziehende Produktion sorgen.

Anleger sollten sich aber nicht zu viel Hoffnungen auf schnelle Zinssenkungen machen. Der Rückgang der Inflationsraten wird sich nicht mehr im gleichen Tempo fortsetzen können. Die Deflationsrisiken, die so mancher Pessimist an die Wand malt, sind wesentlich niedriger als Gefahr lange anhaltend hoher Inflationsraten. In den USA nahm die Teuerungsrate zuletzt schon wieder von drei auf 3,2 Prozent zu. Mittel- bis langfristig betrachtet sorgen demographische Trends mit ihren Auswirkungen auf die Lohnentwicklung, die Abkehr von der Globalisierung und die Dekarbonisierung eher für steigende Preise.

Ohne Rückenwind von einer wahrscheinlich ausbleibenden geldpolitischen Lockerung ist im zweiten Halbjahr das Kurspotenzial auf Indexebene daher nicht mehr riesig. Besondere Vorsicht gilt vor allem bei hochverschuldeten Unternehmen, deren Zinskosten in die Höhe schnellen werden. Investoren sollten daher lieber auf die klassischen Qualitätsaktien setzen, die sich überwiegend in den Sektoren Technologie, Gesundheit und Basiskonsumgüter befinden. Wie immer gibt es auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld gewinnbringende Anlagemöglichkeiten.


Über den Autor:
Marco Herrmann ist ab 1992 zunächst für unterschiedliche Banken und Fondsgesellschaften tätig gewesen. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der Vermögensverwaltung Fiduka aus München. 

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