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Börse schwächelt
Anleihen wieder einen Blick wert
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Von Aktualisiert am in MärkteLesedauer: 5 Minuten
Shopping in Rottach-Egern am Tegernsee
Shopping in Rottach-Egern am Tegernsee: Auch hierzulande laufen im zweiten Quartal die Aktienkurse bislang seitwärts | Foto: Imago Images / Wolfgang Maria Weber

So können sich Anleger nach dem rasanten Anstieg seit den Tiefstkursen im Herbst 2023 sortieren und in Ruhe bewerten, welcher Kursanstieg gerechtfertigt war und welcher womöglich nicht. In einem Sägezahnmarkt heißt es, Ruhe zu bewahren, weil in solchen Marktphasen, in denen die Verluste des Vortags die Gewinne des Folgetags sind, Fehlsignale typisch sind.

Gerade jetzt, wo eine Vielzahl an täglichen Nachrichten, sei es die Renditeentwicklung, die Quartalszahlen oder eine erratische Geopolitik, die Investoren triggern. Argumente für einen nachhaltigen Ausbruch in die eine oder andere Richtung haben sowohl Bären als auch Bullen.

Steigender Goldpreis mehr als kurzfristige Reaktion

Die einzelnen Asset-Klassen vermitteln im 2. Quartal 2024 bislang einiges an Divergenzen. Im April stieg der Goldpreis zeitweise um über acht Prozent, was man als Sorge vor einer kurzfristigen Verschärfung der Geopolitik im Nahen Osten deuten könnte. Wir betrachten dies jedoch eher als mittelfristigen Trend, insbesondere nach dem Einfrieren russischer Zentralbankgelder durch den Westen, was zu einer Debatte über die Reduzierung des Dollarrisikos in Schwellenländern führte.

 

 

 

China hat zum Beispiel seine Bestände an US-Staatsanleihen von ihrem Allzeithoch aus dem Jahre 2013 (1,3 Billionen US-Dollar) kontinuierlich auf inzwischen 775 Milliarden US-Dollar (Ende Februar 2024) reduziert. Die Motivation strategischer Goldkäufe wird durch den Umstand untermauert, dass der Goldpreisanstieg trotz einer Phase steigender Renditen und damit höheren Opportunitätskosten voranschreitet. Gold wirft bekanntlich keine Erträge ab, im Gegenteil verursachen Abbau und sichere Lagerung Kosten.

Der jüngste Anstieg der Renditen bis auf 4,74 Prozent jährlich (maßgebliche Rendite ist die der 10jährigen US-Staatsanleihe) nahm Fahrt auf, als die Verbraucherpreise über den Erwartungen ausfielen. Eine Kerninflation von 3,8 Prozent annualisiert neigt auch nicht wirklich zur Untermauerung des Narrativs nahender Zinssenkungen. So werden die Zinssenkungen nach und nach von den Marktteilnehmern ausgepreist.

Zinssenkungen bleiben weiter aus

Zur Veranschaulichung der Dynamik dieser Entwicklung sei daran erinnert, dass zu Beginn des Jahres noch sechs bis sieben Zinssenkungen beginnend ab März ausgemachte Sache war. Inzwischen sind wir bei zwei bis drei Zinssenkungen angekommen. Erste Analysten bereiten gedanklich sogar schon den Raum für Gedanken möglicher Zinserhöhungen vor.

Jerome Powell versucht in seinem Wording dieses Szenario zu negieren und avisiert nach wie vor je nach Datenlage Zinssenkungen. Allerdings werden die Zeitfenster möglicher Notenbankmaßnahmen kleiner, da die US-Notenbank traditionell im Umfeld einer US-Präsidentschaftswahl die Füße stillhält. Anfang November schreiten die wahlberechtigten US-Amerikaner bekannterweise an die Urne.

Die EZB hat mit ihrem jüngsten Wording hingegen die Erwartung einer ersten Zinssenkung im Juni weiter verankert. Die aktuelle US-Dollar-Stärke zeigt, dass der Markt sich in der Tat ein gewisses Auseinanderlaufen der Zinspolitik vorstellen kann. Daneben überzeugt das amerikanische Wirtschaftswachstum im Vergleich zum europäischen und zieht entsprechend weiteres Kapital an, zumal die Investitionen von weniger Regulatorik begleitet werden.

US-Wachstum fordert hohen Preis

Allerdings ist die Wachstumsdynamik der USA im Kontext einer immensen Ausweitung der Staatsverschuldung zu sehen. Die Zinskosten toppen inzwischen die Militärausgaben im US-Haushalt und werden den Finanzminister in einer deglobalisierten Welt und einer Vielzahl von Fälligkeiten in diesem Jahrzehnt noch vielfach bei der Refinanzierung beschäftigen.

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Das sukzessive Auspreisen der Zinssenkungen hat schon jetzt in den USA Auswirkungen. 1Y-US-Treasuries bringen fast das Vierfache wie amerikanische Dividendenpapiere (5,23 Prozent vs. 1,4 Prozent). Gleichzeitig ist die Risikoprämie zusammengeschrumpft (Gewinnrendite 4,21 Prozent vs. 4,74 Prozent). Was spricht denn da eigentlich noch für Aktien?

Der Blick auf das große Bild der übergeordneten Indexverläufe macht deutlich, dass trotz aller Widrigkeiten kaum etwas passiert ist und es den Anschein einer gesunden Konsolidierung hat. Solch ein Blick schützt einem vor prozyklischen Entscheidungen, die das hektische Tagesgeschehen verursachen könnten.

Beeindruckende Zahlen von Schwergewichten wie Alphabet oder Microsoft dienen als Beispiele für diese Anpassungsfähigkeit von Qualitätsunternehmen, die sich langfristig in steigenden Umsätzen und Gewinnen niederschlagen wird.

 

 

 

In den kommenden Wochen wird das Tauziehen zwischen den Lagern voraussichtlich fortgesetzt werden. Anfang Mai werden Fed-Sitzung und US-Arbeitsmarktdaten wichtig. Das Positive an Sägezahnmärkten ist jedoch, dass sie ein ideales Umfeld für Optionen bieten, was attraktive Stillhalterprämien ermöglicht.

Aktienorientierte Anleger, die langfristig ihr Vermögen mehren wollen, bleiben investiert. Anleger, die vor dem Hintergrund der Schnelllebigkeit der Breaking News womöglich zu oft gestresst in ihr Depot schauen, sollten ihre Aktienquote ein Stück weit reduzieren, um auch die indirekte Rendite des Wohlfühlfaktors seiner Investition zu sichern. Schöner Nebeneffekt: Der Erlös aus diesen Verkäufen, kann derzeit attraktiv verzinst in bonitätsstarken Anleihen investiert werden.

 


Andreas Heinrich
Andreas Heinrich
© Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft

Über den Autor:

Andreas Heinrich ist Leiter Portfoliomanagement bei Hansen & Heinrich mit Sitz in Berlin.

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