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Aktualisiert am 28.01.2020 - 16:54 Uhrin GeldpolitikLesedauer: 9 Minuten

Börsen nach Rekordjahr Mächtig aufgeblasen

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Wie kommt es vor diesem ernüchternden Hintergrund zu den traumhaften Aktienrenditen? Börsenkenner Robert Halver schreibt die Rally hauptsächlich der ultralockeren Politik der Notenbanken zu. Er bezweifelt aber, dass es sich schlicht um haltlose Überbewertungen handelt, in deren Schlepptau bald eine dramatische Korrektur droht. „Die Geldpolitik ist der beste Freund der Aktie“, so der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Und daran werde sich vorerst auch nichts ändern. So hat etwa die Europäische Zentralbank (EZB) im November ihre Anleiheaufkäufe wieder aufgenommen, aktuell mit einem Volumen von monatlich 20 Milliarden Euro.

„Wie jede andere Notenbank hat auch die EZB blanke Angst, dass die Anleiheblase als längste und größte Anlageblase der Welt platzt“, sagt Halver. In Deutschland sind die Renditen von Staatspapieren wie auch die Leitzinsen mit wenigen Ausnahmen seit 1981 gefallen. Einen Richtungswechsel hält der Chefanalyst angesichts der dramatischen Folgen für ausgeschlossen: „Zinsexplosionen nach oben, die dann durch Notverkäufe internationaler Anleiheinvestoren brandbeschleunigende Wirkung entfalteten, machten die schuldenkranke Welt unbezahlbar, ließen die Aktienmärkte crashen und versetzten der Weltkonjunktur den finalen Todesstoß.“ Dieses Armageddon scheue jeder Notenbanker wie der Teufel das Weihwasser.


Dass eine so starke Medikation nicht ohne Nebenwirkungen bleibt, geben inzwischen auch die Währungshüter der EZB selbst zu bedenken. So warnen sie in ihrem aktuellen Stabilitätsbericht vor den gefährlichen Folgen von Niedrigzinsen. Dabei halten sie selbst ihren Leitzins für die Eurozone bereits seit März 2016 auf der Nulllinie fest. Den Strafzins für Banken, die ihr Geld bei der EZB lagern wollen, haben die Zentralbanker sogar jüngst nochmals um 20 Prozent verschärft.

Damit müssen die Institute nun schon 0,5 Prozent Gebühren berappen. Diese Kosten geben die Geldhäuser an ihre Kunden weiter, bislang aber in erster Linie an gewerbliche und wohlhabende. Doch eine Volksbank in Bayern hat im November als erste Negativzinsen für alle neuen Tagesgeldsparer eingeführt. Bis Banken dann Nutzer von Girokonten zur Kasse bitten, dürfte es wohl nur eine Frage der Zeit sein.

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