Börsenblatt Die heilige Einfalt an den Finanzmärkten
Georg Graf von Wallwitz
Truth is ever to be found in simplicity, and not in the multiplicity and confusion of things. As the world, which to the naked eye exhibits the greatest variety of objects, appears very simple in its internal constitution when surveyed by a philosophical understanding, and so much the simpler by how much the better it is understood.
Isaak Newton
Schwierig und mühsam ist es, einfach zu leben.
Gontscharow, Oblomow
Robert Louis Stevenson bemerkt beiläufig in seinem Roman Die Schatzinsel: „Am zweitbesten ist immer die Wahrheit.“ Das wirft die Frage auf: Was ist am besten? Doch wohl nicht die Unwahrheit?! Das Zweitbeste, also jene Wahrheit, von der Stevenson spricht, wird an den Finanzmärkten in Form hochkomplexer Modelle abgebildet.
Seit den 1970er-Jahren bevölkern immer mehr Mathematiker und Physiker die Wall Street und zeigen den Weg zur richtigen Bewertung, zur finanziellen Wahrheit. Sie setzen Aktien und Anleihen in ein vernünftiges und nachvollziehbares Verhältnis zu Einkommen und Verlustwahrscheinlichkeit. Sie haben eine brillante Weise gefunden, Risiken und Optionen einleuchtend zu bewerten, in Abhängigkeit von Laufzeit und Schwankungsanfälligkeit.
Die Präzision der Modelle hat aber einen Preis, der offensichtlich macht, warum sie nur das Zweitbeste sind. Dieser besteht in der Stärke der Annahmen, die gemacht werden mussten, um die Finanzwelt mathematisch greifbar zu machen.
Die Theorie der Rationalen Erwartungen
Diese Annahmen führten zu der ab den 1980er-Jahren sehr populären Theorie der Rationalen Erwartungen, welche (in ihrer stärksten Form) dem Menschen die beeindruckende kognitive Fähigkeit zusprach, alle künftigen Ergebnisse seiner Handlungen mit Wahrscheinlichkeiten belegen zu können.
Das ist ambitioniert, denn in der Praxis haben wir es (nicht nur an den Finanzmärkten) permanent mit dem Problem zu tun, die Zukunft gerade nicht zu kennen. Wir treffen Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen. Wir haben unvollständige Informationen, mangelhafte Ressourcen und wenig Zeit, um aus mehreren Möglichkeiten die richtige zu wählen.
Unsere Entscheidungen treffen wir in einer sich stetig ändernden Umwelt, in der heute falsch sein kann, was gestern noch richtig war. Vor einfachen Antworten muss man keine Angst haben.
Einfachheit, solange sie nicht zur Einfältigkeit wird, bedeutet klare Strukturen und den effizienten Einsatz von geistigen und materiellen Ressourcen. In der Praxis ist es beispielsweise oft effizient, sich sein Nichtwissen zu Nutze zu machen.
Isaak Newton
Schwierig und mühsam ist es, einfach zu leben.
Gontscharow, Oblomow
Robert Louis Stevenson bemerkt beiläufig in seinem Roman Die Schatzinsel: „Am zweitbesten ist immer die Wahrheit.“ Das wirft die Frage auf: Was ist am besten? Doch wohl nicht die Unwahrheit?! Das Zweitbeste, also jene Wahrheit, von der Stevenson spricht, wird an den Finanzmärkten in Form hochkomplexer Modelle abgebildet.
Seit den 1970er-Jahren bevölkern immer mehr Mathematiker und Physiker die Wall Street und zeigen den Weg zur richtigen Bewertung, zur finanziellen Wahrheit. Sie setzen Aktien und Anleihen in ein vernünftiges und nachvollziehbares Verhältnis zu Einkommen und Verlustwahrscheinlichkeit. Sie haben eine brillante Weise gefunden, Risiken und Optionen einleuchtend zu bewerten, in Abhängigkeit von Laufzeit und Schwankungsanfälligkeit.
Die Präzision der Modelle hat aber einen Preis, der offensichtlich macht, warum sie nur das Zweitbeste sind. Dieser besteht in der Stärke der Annahmen, die gemacht werden mussten, um die Finanzwelt mathematisch greifbar zu machen.
Die Theorie der Rationalen Erwartungen
Diese Annahmen führten zu der ab den 1980er-Jahren sehr populären Theorie der Rationalen Erwartungen, welche (in ihrer stärksten Form) dem Menschen die beeindruckende kognitive Fähigkeit zusprach, alle künftigen Ergebnisse seiner Handlungen mit Wahrscheinlichkeiten belegen zu können.
Das ist ambitioniert, denn in der Praxis haben wir es (nicht nur an den Finanzmärkten) permanent mit dem Problem zu tun, die Zukunft gerade nicht zu kennen. Wir treffen Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen. Wir haben unvollständige Informationen, mangelhafte Ressourcen und wenig Zeit, um aus mehreren Möglichkeiten die richtige zu wählen.
Unsere Entscheidungen treffen wir in einer sich stetig ändernden Umwelt, in der heute falsch sein kann, was gestern noch richtig war. Vor einfachen Antworten muss man keine Angst haben.
Einfachheit, solange sie nicht zur Einfältigkeit wird, bedeutet klare Strukturen und den effizienten Einsatz von geistigen und materiellen Ressourcen. In der Praxis ist es beispielsweise oft effizient, sich sein Nichtwissen zu Nutze zu machen.
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