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Aktualisiert am 07.08.2019 - 15:08 Uhrin USALesedauer: 5 Minuten

Börsenblatt Eyb & Wallwitz Europa und die Emerging Markets sind Konflikt-Opfer

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China trotzt unabhängig

Man sollte China aber nicht unterschätzen. Die Wirtschaft wächst dort allen Widrigkeiten zum Trotz weiterhin mit offiziell 6 Prozent, realistisch sind wohl 4 Prozent denn Wachstumszahlen sind in China ein Politikum. Die Zentralbank ist dort ebenfalls in der komfortablen Lage, die Zinsen senken zu können oder die Kreditvergabe auf andere Weise erleichtern zu können. Die Währungsreserven sind gigantisch. Technologisch ist China einige Jahre hinter den Amerikanern zurück, aber das Land verfügt heute über hinreichende Ressourcen, um das kritische Knowhow – sofern es nicht bereits ausgekundschaftet wurde – über kurz oder lang selbst zu generieren. China kann also eventuelle Schocks durch eine Verschärfung des Konflikts aus eigener Kraft auffangen. Es gibt eine Verlangsamung des Wachstums, aber China muss sich deswegen keinem – als solchem empfundenen – Diktat aus Washington beugen.

Wahre Konfliktopfer

Wer also sind die Opfer des Konflikts? Es sind die offenen Volkswirtschaften Europas und der Schwellenländer, die am stärksten gefährdet sind. Ihr China-Geschäft ist meistens groß und bereits jetzt liest man in vielen Quartalsberichten von einer deutlichen Verschlechterung. Insbesondere die Zahlen der deutschen Exporteure lesen sich in dieser Hinsicht nicht gut und der IWF geht für Deutschland auch nur noch von einem Wachstum von 0,8 Prozent für das Jahr 2019 aus. Die Europäer sind besonders gekniffen, weil ihre Zentralbank bei der Suche nach einem Ausweg immer kreativer werden muss. Das Mittel der Zinssenkung steht den Chinesen und Amerikanern zur Verfügung, nicht aber der Europäischen Zentralbank. Die rohstoffexportierenden Schwellenländer werden nicht minder von einer Verlangsamung in China getroffen: Zu den sinkenden Volumina kommt hier noch der Preisverfall bei den Rohstoffen hinzu.

Kurzum, der Handelskonflikt hat zu deutlichen Bewertungsabschlägen geführt, die wahrscheinlich übertrieben sind. Wenn wir die Zurückhaltung beim Kauf von Aktien noch immer nicht aufgeben, so liegt dies daran, dass der Wirtschaftskrieg, der das Sentiment belastet, sich bis in den Herbst 2020 eher verschärfen dürfte. Dann steht die Wiederwahl eines Präsidenten an, der von nichts so profitiert wie von Unordnung und Angst. Aktionäre sind noch für eine längere Weile gut beraten, ihr Pulver trocken zu halten.

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