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Börsenblatt Eyb & Wallwitz Markt-Timing ist für junge Männer und Spekulanten

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Entscheidungen im aktuellen Marktumfeld

Die Konjunktur verlangsamt sich deutlich. Der Aufschwung in den USA ist ein schuldenfinanziertes Strohfeuer geblieben und hat nicht zu nachhaltig höheren Investitionen geführt. Die Auseinandersetzung zwischen den USA und China hat das Potenzial, die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre erheblich zu stören. Das Wachstum in China ist auf den niedrigsten Stand seit 1990 gefallen, im Wesentlichen, weil die Konsumenten dort wenig optimistisch in die Zukunft schauen. Eine „harte Landung“ der Konjunktur im Reich der Mitte ist eine ernstzunehmende Möglichkeit geworden und das ist keine schöne Perspektive in einem Land, in dem die Gesamtverschuldung bei 300 Prozent der Wirtschaftsleistung liegt.

Die deutsche Industrie, die in den letzten Jahren das Zugpferd des Wirtschaftswachstums in Europa war, ist ins Stottern geraten, weil die allesdominierende Autoindustrie in eine unordentliche Zukunft schaut und der Export nach China sich spürbar eintrübt. Und auch sonst macht Europa keinen guten Eindruck: Die Briten scheinen bis heute nicht zu verstehen, wie die Europäische Union funktioniert. Die Italiener sind immer noch unglücklich mit dem Euro verheiratet, haben eine schrumpfende Wirtschaftsleistung und mehr Schulden, als je ein Rettungsschirm auffangen könnte. Und im Osten rasseln die Russen mit dem Säbel, was im Westen kaum jemanden interessiert.

Das alles ist übel und noch vor einem Jahr fühlte sich die Welt irgendwie besser an. Aber: Ob das an den Börsen zu fallenden Kursen führt, ist völlig offen, denn es hängt ebenso sehr von den Erwartungen wie von den Bewertungen ab. Die schlechten Nachrichten werden von den Finanzmärkten nun schon seit bald einem Jahr verdaut. Immerhin ist der deutsche Aktienindex DAX im vergangenen Jahr um 18 Prozent gefallen. Auch die amerikanischen Börsen, wo die Unternehmen sich über gewaltige Steuernachlässe freuen konnten, haben von der Spitze bis zum vorläufigen Boden knapp 20 Prozent nachgegeben.

Die Erfahrung lehrt, dass jeder Kurssturz irgendwann zu Ende ist und dass dieser Zeitpunkt lange vor dem Ende der schlechten Nachrichten liegt. Irgendwann und irgendwie muss sich auch der Skeptiker entscheiden, wieder zuzukaufen – wenn er überhaupt ein anderes finanzielles Asset besitzen will als ein Sparbuch.

Woran macht man also die Entscheidung fest: Wird 2019 ein gutes Aktienjahr, oder war 2018 nur ein Vorgeschmack auf den großen Rutsch?

Die große Entscheidung, ob man überhaupt in Aktien, Anleihen, Immobilien, Landwirtschaft oder Kunst investiert, hängt von vielen Unwägbarkeiten und einzigartigen Umständen ab, dass man sie rational nur sehr begrenzt hinterfragen kann und soll. Für die kleine, kurzfristige Entscheidung, ob ich auf Sicht der nächsten Monate die Aktienquote erhöhe, bieten sich rationale Kriterien an. Diese sind derzeit aber wenig aussagekräftig. Die Märkte sind aktuell weder besonders teuer noch besonders billig und auch die Erwartungen sind weder besonders schlecht noch besonders gut. Für große Wetten eignet sich dieses Umfeld nicht. Aber wir haben ohnehin schon öfters darauf hingewiesen, dass Markt-Timing eher etwas für junge Männer und Spekulanten ist als für erfahrene Investoren. Derzeit drängen sich also keine taktischen Gründe auf, kurzfristig von der großen, neutralen Allokationsentscheidung nennenswert abzuweichen

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