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Börsenhändler zuversichtlich Europas Bankenrally fängt gerade erst an

Bankaktien haben seit ihrem Tief vom Januar um 28 Prozent zugelegt, werden aber noch immer mit einem Abschlag gegenüber ihrem Zweijahresdurchschnitt gehandelt. Das macht die Branche zur günstigsten in der Region. Die Kosten für Optionen zur Absicherung gegen Kursschwankungen bei Bankaktien erreichten im Verhältnis zu jenen des Euro Stoxx 50 Index in diesem Monat das niedrigste Niveau seit mehr als fünf Jahren.

Die Rally bei den Finanzhäusern wird sogar die Exporteure übertrumpfen, die mit dem schwächeren Euro gestiegen sind, meint Alex Altmann von Citigroup in London. Der Leiter für Aktienhandelsstrategie empfiehlt Banken zum Kauf, beim breiteren Index setzt er aber auf fallende Kurse.

Im Zuge der Wirtschaftserholung geraten jene Unternehmen in den Fokus der Anleger, die am meisten vom heimischen Wachstum profitieren. Darüber hinaus helfen die Wertpapierkäufe der Europäischen Zentralbank den Ergebnissen einiger Firmen auf die Sprünge - so wie bei Intesa Sanpaolo. Der Gewinn der italienischen Bank hatte sich im ersten Quartal verdoppelt, während Intesa ihre Staatsanleihen verkaufte.

„Wir sehen eine erhebliche Umschichtung in Sektoren mit hoher Wertschöpfung“, sagt Altmann. „Äußerungen aus der Europäischen Zentralbank haben zuletzt das Kreditwachstum als wesentliche Triebkraft einer breit basierten Erholung stark hervorgehoben. Die Kreditvergabe hat sich ein bisschen verbessert, und das hat uns optimistischer werden lassen.“

Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Region sind gestiegen. Auch die Vergabe von Darlehen an Unternehmen und Haushalte verbesserte sich und nahm der Europäischen Zentralbank zufolge im März erstmals seit drei Jahren wieder zu. Die Jahresgewinne der Banken laufen auf ein Fünfjahreshoch zu, zeigen Schätzungen von Analysten. Und zum 13,3-fachen der erwarteten Gewinne liegt das Bewertungsniveau des Euro Stoxx Banks Index etwa 16 Prozent niedriger als am übrigen Markt.

Anleger betrachten die Kredithäuser nach dem Energiesektor als die unterbewertetste Branchengruppe in Europa, ergab eine Umfrage von Bank of America im Mai. Trotzdem haben sie ihre Allokationen in dem Sektor den zweiten Monat verringert, wie Daten belegen. Banken- und Versicherungswerte gehörten im März noch zu den am meisten bevorzugten Sektoren.

Für Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe wiegen die Risiken schwerer als die Chancen. Anleger sollten ihr Engagement verkleinern, weil das Wachstum in Europa noch immer anfällig sei und Schocks aus den griechischen Schuldenverhandlungen einen Ausverkauf auslösen könnten, warnt der Aktienstratege.

„Ich würde diese Position jetzt schließen“, sagt Zimmermann in Düsseldorf. „Wir befinden uns in einem anderen Umfeld als noch vor sechs Monaten, in dem das Wachstum wahrscheinlich langsamer sein wird. Wenn der Markt auch nur einen kurzen Moment der Risikoaversion erleidet, werden sich die Banken unterdurchschnittlich entwickeln.“ Doch die Händler werden optimistischer. Die implizite Volatilität, das wichtigste Maß für Optionspreise, für Dreimonatskontrakte im Euro Stoxx Banks Index ist seit dem Hoch vom Januar um 32 Prozent gesunken. Das war ein stärkerer Rückgang als bei dem breiten Index mit 22 Prozent. Der am meisten gehaltene Kontrakt ist eine Kaufoption (Call), die sich bei einem Anstieg des Bankenindex um 0,9 Prozent bis kommenden Monat auszahlen wird.

„Finanzwerte waren während der globalen Finanzkrise ein klarer Underperformer und haben gegenüber dem Index kaum an Boden gewonnen“, erklärte Andrew Sheets, leitender Cross-Asset-Stratege bei Morgan Stanley in London am 17. Mai in einer Analyse. „Der Sektor ist einer unserer weltweiten Favoriten.“

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