Börsenkommentar „Die Zinskurve mahnt 2018 zu mehr Vorsicht“
Interessierte Anleger konnten in den vergangenen Wochen viele Prognosen für das Finanzjahr 2018 studieren. Doch kaum eine Vorhersage beschäftigte sich intensiv mit dem Faktor, den wir für den nachweislich verlässlichsten Indikator halten: die Zinsstrukturkurve. Der Abstand zwischen den lang- und kurzfristigen Zinsen zeigt an, ob eine Rezession kommen wird. Für 2018 sieht das Bild nicht gerade rosig aus.
Wenn die kurzen über den langen Zinsen liegen, kam es in den folgenden Monaten stets zu einer Rezession. Diesen Zusammenhang hat die US-Notenbank vor einigen Jahren in einer groß angelegten Studie bestätigt und ihm eine weit bessere Trefferquote bescheinigt als den Prognosen der Expertenzunft.
Anleger sollten auf der Hut sein
Bei einer solchen inversen, also umgekehrten Zinsstruktur, sollten Anleger wirklich auf der Hut sein. Denn im Vorfeld einer Rezession kommt es regelmäßig zu heftigen Abschlägen am Aktienmarkt, der als Frühindikator für die Realwirtschaft den Rückgang der Gewinne vorwegnimmt.
Diese Abschläge können ganz schön ins Geld gehen: So verlor der breite US-Aktienmarkt in Zeiten der ersten Ölkrise rund 40 Prozent; im Oktober 1978 waren es immerhin zehn Prozent. 1980/81 gab der S&P 500 etwa 30 Prozent nach, während der Index 1990 bis zu 17 Prozent verlor. Bei den großen Baissen von 2000 bis 2002 und von 2008/2009 stürzte der breite Markt noch viel deutlicher ab – teils um bis zu 55 Prozent.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie sieht die aktuelle Lage aus? Dies lässt sich an der Grafik gut erkennen, bei der die rote Kurve den Renditeabstand der zehn- und der zweijährigen US-Staatsanleihen und die blaue Kurve den S&P 500-Aktienindex in den vergangenen 20 Jahren repräsentiert.
Die blaue waagrechte Linie markiert die Null-Linie: Unterschreitet die rote Kurve die blaue Linie, sind die kurzen Zinsen höher als die langen – und die Gefahr für einen Kurseinbruch/Rezession ist hoch. Dies war, wie erwähnt, in den Jahren 2000 und 2006 der Fall, nach denen es zu heftigen Einbrüchen kam – was im Chart gut erkennbar ist.