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  • Fondsmanager fliehen aus US-Aktien – das steckt dahinter

Von in FondsLesedauer: 4 Minuten
Anleger flüchten aus US-Investments
Anleger flüchten aus US-Investments | Foto: Midjourney

Es gab Zeiten, da blickten Europäer mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung auf den amerikanischen Aktienmarkt. Während der Euro Stoxx 600 im vergangenen Jahr mühsam um 5 Prozent zulegte, verzeichnete der S&P 500 ein beeindruckendes Plus von 24 Prozent. Doch jetzt scheint sich der Wind zu drehen – und zwar mit bemerkenswerter Geschwindigkeit.

Die monatliche Umfrage der Bank of America unter globalen Fondsmanagern zeigt eine dramatische Stimmungswende. Die Experten, die zusammen Vermögen von etwa 425 Milliarden US-Dollar verwalten, haben ihre Erwartungen an die globale Konjunktur drastisch nach unten korrigiert. Der Optimismus ist so stark eingebrochen wie seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr.

Stärkster Rückgang seit 1994

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Februar erwarteten noch netto 2 Prozent der Befragten eine schwächere Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten – ein Wert, der nun auf 44 Prozent hochgeschnellt ist. Dies markiert den zweitschlimmsten Einbruch der Wachstumserwartungen seit Beginn der Erhebung im Jahr 1994, nur übertroffen vom Zusammenbruch im März 2020 zu Beginn der Covid-19-Pandemie.

Michael Hartnett, Chefstratege der Bank of America, bezeichnet diesen Stimmungswandel als „Bull Crash". Große institutionelle Anleger haben ihre Cash-Positionen innerhalb eines Monats um 60 Basispunkte auf 4,1 Prozent erhöht – und folgen damit einem prominenten Vorbild. Warren Buffett, der legendäre Investor aus Omaha, sitzt derzeit auf Bargeldreserven in Höhe von 334 Milliarden Dollar – auch das ein historischer Rekordwert.

Tarif-Ängste und Stagflation

Die Pessimisten haben derzeit eindeutig die Oberhand. Über die Gründe muss man nicht lange rätseln: 55 Prozent der befragten Investoren nennen einen handelskonfliktbedingten Wirtschaftsabschwung als größtes Marktrisiko – der höchste Wert seit April 2020.

Die Unsicherheit über Donald Trumps Handelspolitik wiegt schwer. Statt der anfänglich erhofften Fokussierung auf Steuersenkungen und Deregulierung scheint der neue US-Präsident besessen von Zöllen zu sein. Diese setzt er nicht nur als Verhandlungsinstrument ein, sondern auch als Werkzeug zur Bekämpfung des amerikanischen Handelsdefizits.

Besonders alarmierend: Mehr als 70 Prozent der Fondsmanager rechnen mit einer Form von Stagflation – einer toxischen Mischung aus schwachem Wachstum und steigender Inflation. Auch die Sorge, dass die US-Notenbank gezwungen sein könnte, die Zinsen wieder anzuheben, wenn Trumps Wirtschaftspolitik die Inflation anheizt, belastet die Märkte.

 

Von Amerika nach China

Der Stimmungswandel hat bereits zu einer signifikanten Umschichtung in den Portfolios geführt. Während im Februar noch netto 17 Prozent der Investoren bei US-Aktien übergewichtet waren, sind es jetzt netto 23 Prozent, die untergewichtet sind. „Dies ist der stärkste Rückgang, den wir je in unserer Umfrage verzeichnet haben", betont Hartnett.

Gleichzeitig werden die Aussichten für die chinesische Wirtschaft zunehmend positiver bewertet. 69 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Ära der „US-Exzeptionalität" – also die Überlegenheit amerikanischer Aktien gegenüber dem Rest der Welt – ihren Höhepunkt überschritten hat.

Signal für antizyklische Investoren?

Doch aus der Geschichte wissen wir, dass extreme Stimmungslagen oft Wendepunkte markieren können. Als im Dezember die Cash-Quote der Fondsmanager unter vier Prozent fiel, löste dies das konträre Verkaufssignal der Bank of America aus. Seitdem sind der Nasdaq Composite und der S&P 500 um mehr als zehn Prozent gefallen, bevor sie sich leicht erholten.

Die aktuelle Skepsis könnte daher für mutige Anleger eine Chance darstellen. „Wenn andere ängstlich sind, sei gierig", lautet ein bekanntes Buffett-Zitat. Der 93-jährige Investor hat in der Vergangenheit oft gezeigt, dass er Marktübertreibungen in beide Richtungen zu nutzen weiß.

 

Die Fondsmanager selbst rechnen trotz aller Skepsis nicht mit einer echten Rezession. Sie erwarten weiterhin, dass die US-Notenbank eine „weiche Landung" der Wirtschaft erreichen und die Zinsen in diesem Jahr zwei- bis dreimal senken wird.

Eines steht fest: Die kommenden Monate werden zeigen, ob der aktuelle Pessimismus übertrieben ist – oder ob Warren Buffett mit seiner rekordhohen Cash-Position einmal mehr sein feines Gespür für Marktzyklen bewiesen hat.

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