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Brasilien, Türkei, Ungarn Schwellenmärkte sind nichts für Index-Schmuser

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Brasilianische Aktien haben sich jedoch in den vergangenen Monaten bereits spürbar verteuert. Zudem ist das südamerikanische Land aufgrund der Korruptionsaffäre rund um den teilstaatlichen Ölkonzern Petrobras politisch weiter instabil und wirtschaftlich stark abhängig von seinen Rohstoffexporten nach China.

Anleger sollten sich aber nicht vom jüngsten Anstieg der chinesischen Rohstoffeinfuhren blenden lassen. Hier handelt es sich um typische wiederkehrende Lageraufstockungen, wie sie in regelmäßigen Abständen bereits seit Jahren erfolgen. Im zweiten Halbjahr besteht das Risiko, dass die Nachfrage der Volksrepublik nach Öl und Metallen wieder enttäuscht.

Der wieder erholte Ölpreis kam in den zurückliegenden Monaten vor allem Russland zugute. Das zeigt sich unter anderem am Rubel, der gegenüber dem US-Dollar im zurückliegenden halben Jahr um 14 Prozent aufgewertet hat. Der Aktienindex RTX ist auf Sicht der zurückliegenden sechs Monate sogar um 34 Prozent regelrecht explodiert. Dennoch sind russische Aktien vor allem aus dem Finanzsektor noch immer vergleichsweise günstig bewertet. Und in der Politik verfügt das Land zumindest über „stabile“ Verhältnisse.

Discountpreise am Bosporus

In der Türkei sind die Bewertungen mit einem KGV von rund 6 für 2017 sogar historisch günstig. Die Zinsen fallen, und die Gewinnerwartungen der Unternehmen stehen vor gravierenden Anpassungen nach oben. Allerdings bestehen auch in der Türkei erhebliche politische Risiken. Zuletzt haben sich ausländische Investoren stark bei türkischen Aktiengesellschaften engagiert. Dabei handelt es sich aber um scheues Kapital. Sollte der politische Gegenwind unter Präsident Recep Erdo?an weiter zunehmen, könnten die Ausländer schnell die Flucht ergreifen.

Die höchsten Gewinnrevisionen in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika verzeichneten zuletzt die Aktiengesellschaften aus Ungarn. Die Zinsen sind niedrig, die Wirtschaft wächst und das Land erzielt in der Leistungsbilanz einen Überschuss. Allerdings ist der Aktienmarkt extrem eng – nur drei Werte schafften es bislang in den MSCI World.

Generell profitieren die Schwellenländer davon, dass das Brexit-Votum der Briten für sie kaum negative Folgen hat. Im Gegenteil: Das internationale Kapital könnte sie zunehmend als alternative Anlageregion zu Europa sehen. Die Emerging Markets sind aber extrem heterogen, so dass es eigentlich kaum Sinn macht, Schwellenländeraktien als eine einzige Vermögensklasse zu betrachten. Nicht der Kauf der Emerging Markets insgesamt verspricht Erfolg, sondern der gezielte Erwerb von Regionen beziehungsweise von Einzelwerten. Hier ist also eher Stock-Picking als ein Indexinvestment gefragt.

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