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Brexit: „Die Briten können sich einen EU-Austritt wirtschaftlich nicht leisten“

in MärkteLesedauer: 8 Minuten
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Britische Rohstoffe

Neben dem Ruf der City als tragende Säule der britischen Wirtschaft, hält sich ein zweites Narrativ, nämlich jenes über die Stärke Großbritanniens als fossiler Rohstoffproduzent.

Zweifellos profitierte die britische Wirtschaft in den 1980er und 1990ern von den großen Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee. Doch änderten sich im vergangenen Jahrzehnt die Vorzeichen. Aus einem Nettoexporteur des schwarzen Goldes wurde 2004 ein Nettoimporteur. Grund dafür? Die rückläufige Produktion (siehe Chart).

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Die Ölproduktion sank von 140 Millionen Tonnen (1999) auf knapp über 60 Millionen Tonnen (2010). Dieser massive Abfall wiederum begründet sich mit den rasch abschmelzenden Ölreserven des Landes.

Zusammengefasst, verlor die britische Rohstoffindustrie im vergangenen Jahrzehnt an Bedeutung. Sie repräsentierte im Jahr 2010 lediglich 3,9 Prozent des BIPs, 9,9 Prozent der industriellen Investitionstätigkeit und hielt bei einer Beschäftigungszahl von rund 173.000, was etwa 7 Prozent der Industriebeschäftigten entspricht.

Obwohl Großbritannien nach Norwegen immer noch als zweitgrößter Öl- und Gasproduzent in Europa rangiert, ist dieser britische Sektor ein sogenannter „another dying industry“. Von ihr kann kein Wachstumsimpuls zum nachhaltigen Aufwärtstrend erwartet werden.

Der frühzeitige Einstieg in die große Alternative – Erneuerbare Energien – wurde verschlafen. Hier folgt sie dem europäischen Durchschnitt, setzt aber keine Zeichen, daraus eine neue Kernkompetenz erwachsen lassen zu wollen.

Großbritannien als EU-Mitglied

Auf Basis dieser anhaltend ökonomischen Schwäche und Orientierungslosigkeit in der Suche nach ökonomischen Wachstumstreibern, ergeben sich Implikationen für das Verhältnis des Landes mit der EU. Diese gehen über rhetorisches Geplänkel auf der Insel hinaus, mit dem Premier David Cameron seine eigenen Parteigänger zu befrieden versucht.

Die Weichen in der EU stehen auf vertiefende Integration. Dieses Engagement entspringt einer markt‐induzierten Erkenntnis über deren Notwendigkeit, sofern das Institutionengebilde stabil gehalten werden soll.

Aus dieser existenziellen Lage heraus, gibt es in Brüssel kaum noch Verständnis, auf die Empfindsamkeiten Großbritanniens Rücksicht zu nehmen. Und dies zu Recht.

Wie stark Großbritannien tatsächlich bereits an politischem Gewicht in Brüssel verloren hat, zeigen die gegenwärtigen Verhandlungen zur Bankenunion. Das Vereinigte Königreich will die Europäische Bankenaufsicht (EBA, Sitz in London) mit möglichst vielen Kompetenzen ausstatten. Brüssel setzt auf die EZB als zentrales Koordinationsinstrument.

Nach vorläufigem Verhandlungsstand, darf die EBA zuarbeiten und vorbereiten, die EZB wird aber das Machtzentrum in der gemeinsamen Aufsichtsstruktur bilden.

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