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Brexit-Folgen „Die Finanzbranche nimmt den Brexit voraus“

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EU-Regelwerk bestenfalls „fragmentiert“

Anders als oben – stark vereinfachend – beschrieben gibt es nicht nur eine Form des Europäischen Passes, sondern extrem viele verschiedene Regimes, die teilweise als „Produkt-Pass“, teilweise als „Dienstleistungs-Pass“ ausgestaltet sind. Für verschiedene Produkte gelten verschiedene Regeln.

Das aufsichtsrechtliche EU-Pass Regelwerk ist bestenfalls mit dem Begriff „fragmentiert“ hinreichend beschrieben. Die Regelungen sind sehr komplex. Dass ein Drittstaateninstitut sich innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes frei bewegen kann wie ein Europäer ist bislang nur in Einzelfällen vorgesehen.

Komplexe zwischenstaatliche Regelungen

An die Stelle von europäischer Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit sowie dem freien Kapitalverkehr werden nunmehr ebenso komplexe zwischenstaatliche Regelungen treten, deren Umrisse derzeit – und auch auf lange Sicht – alles andere als klar sein werden. Es dürfte mindestens zehn Jahre dauern, das über Jahrzehnte gewachsene Marktzutrittsregime im Verhältnis EU-UK nachzubauen.

Im schlimmsten Fall dürfte dies nur in einigen Segmenten überhaupt gelingen. Die komplexen Verhandlungen zwischen Deutschland, der EU und der Schweiz über den Zutritt schweizerischer Institute zum EU-Markt mögen hier als Anhaltspunkt gelten: Die Verhandlungen hatten sich über mehrere Jahrzehnte gezogen.

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Erster Umzug von London nach Paris

Diese Entwicklung – und die Unsicherheit wie es weitergeht – trifft die Schlüsselindustrie der Banken und Finanzdienstleister schon jetzt. Nach der Regierungserklärung vom 17. Januar scheint es mit der HSBC – konsequenterweise – ein erstes Institut zu geben, das offen ankündigt, einen Teil seiner Handelsgeschäfte von London nach Paris verlagern zu wollen.

In Expertenkreisen ist bekannt, dass weitere Häuser folgen werden; viele derzeit noch in London ansässige Institute eröffnen Tochtergesellschaften oder bauen Niederlassungen zur Tochtergesellschaft mit eigener Bank- oder Wertpapierdienstleisterlizenz aus.

Die wichtigste Frage, nämlich wie sich die großen US-Institute verhalten werden, ist aufgrund deren regulatorischer Architektur teilweise schon vorgezeichnet. Viele der Häuser besitzen in Frankfurt oder Paris bereits Tochtergesellschaften, die als „Hub“ mit einem Europäischen Pass bereitstünden.

Alternative Marktzugangspunkte gesucht

Unsicherheit ist der Feind der Finanzmärkte und dies werden die in Großbritannien ansässigen Institute sich zu Herzen nehmen und sich nach alternativen Marktzugangspunkten in Kontinentaleuropa umsehen. Der Umzug scheint begonnen zu haben.

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