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Bric-Anlayse II: Tomatenwitze und Zwangskäufe

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Russland: Schwaches Wachstum

Brasilien und Russland haben mehr gemein, als man auf den ersten Blick denkt. Beide bereiten sich auf Olympische Spiele vor (im Februar 2014 in Sotschi, im August 2016 in Rio de Janeiro). In beiden Ländern sind die Bürger auf die Straße gegangen, um ihren Unmut über die Regierung zu zeigen. Beide Staaten sind mit Rohstoffen gesegnet, und beide leiden zurzeit unter einer lahmenden Wirtschaft.

Im ersten Quartal ist das russische Bruttoinlandsprodukt mit 1,6 Prozent noch geringer gewachsen als das brasilianische. Das war das schwächste Ergebnis seit mehr als drei Jahren.

„Die Verlangsamung ist zum Teil auf die Basis, das starke erste Quartal 2012, zurückzuführen. Damals beflügelten hohe Regierungsausgaben vor den Wahlen das Wachstum“, erklärt Mobius. Niedrige Exportzahlen und Investitionen sowie eine schwache Industrieproduktion belasten zudem das Wachstum. Die Regierung hat ihre Prognosen für das Gesamtjahr 2013 mittlerweile auf 2,4 Prozent heruntergeschraubt.



Gekoppelt ist die schwache Wirtschaft ungünstigerweise mit einer hohen Inflation um die 7 Prozent. „Im Hinblick auf steigenden Inflationsdruck beließ die Zentralbank ihren Leitzins in diesem Jahr bislang unverändert bei 8,25 Prozent“, so Mobius.

Der frisch ernannte Minister für Wirtschaftsentwicklung, Alexej Uljukajew, will das Investitionsklima in Russland deutlich verbessern und dazu die Wirtschaft umstrukturieren und das Gerichtssystem aufwerten. Ein Abgleiten in die Rezession fürchtet er im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht, rechnet aber nur mit niedriger Wachstumsdynamik.

Beamte sollen Aktien kaufen

Noch ist das Land stark rohstoffabhängig. „Die russische Wirtschaft steht und fällt mit dem Ölpreis“, so Mobius. Er geht jedoch von einer weiter wachsenden Mittelschicht aus, da der Wohlstand durch die Rohstoffexporte in der Wirtschaft ankomme. „Unternehmen, die diesen florierenden Markt mit Konsumgütern und Dienstleistungen versorgen, sollten daraus Kapital schlagen können“, meint Mobius. Er beklagt jedoch das mangelnde Anlegervertrauen, das der hartnäckige Abfluss von Kapital aus dem Markt belege.

Vor allem die Russen selbst halten sich von den Finanzmärkten fern. Das würde Vize-Zentralbankchef Sergej Schwezow gerne auf eine ganz eigene Art ändern: Hochrangige Beamter sollten als Vorbilder zum Kauf einheimischer Wertpapiere verpflichtet werden, wie er auf einem Forum der Moskauer Börse im April verlauten ließ.

Mobius Lösungsvorschlang klingt etwas demokratischer: „Sollte es der Regierung gelingen, in Großkonzernen wie Gazprom und Rosneft Good-Governance-Prinzipien durchzusetzen, könnte sich die Lage rasch ändern.“

Russische Aktien sind extrem billig

Russlands Rohstofflastigkeit spiegelt sich auch am Aktienmarkt wider. Abgesehen vom Finanzriesen Sberbank stammen die größten börsennotierten Unternehmen aus dem Rohstoffbereich, vornehmlich der Öl- und Gasindustrie. Auch in Russland mussten Aktionäre in diesem Jahr Einbußen hinnehmen. Über 10 Prozent gab das Aktienbarometer RTS, das 50 russische Titel abbildet, im ersten Halbjahr nach.

Das Besondere am Markt ist seine extrem günstige Bewertung. „Ende April lag die Marktkapitalisierung des russischen Aktienmarkts bei rund 700 Milliarden Dollar. Würden russische Aktien zu KGVs auf chinesischem Niveau gehandelt, würde sich die Marktkapitalisierung verdoppeln“, heißt es von der Investmentgesellschaft East Capital. Bei einem Handel zu indischen KGVs käme eine weitere Milliarde US-Dollar an Wert hinzu. Aktienchef Peter Elam Håkansson  sieht daher in Russland durchaus attraktive Anlagemöglichkeiten und gute Chancen auf überdurchschnittliche Gewinne.

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