Bluebay-Investmentchef Britische Notenbanker stecken in einer Zwickmühle

Die Zentralbanker gehen weiterhin davon aus, dass der Preisdruck mit dem Ende der Angebotsengpässe nachlassen wird. Es scheint aber immer fraglicher, ob dies vor Mitte 2022 eintritt. In der Zwischenzeit besteht die Gefahr, dass die Inflationserwartungen steigen.
Höhere Renditen von US-Staatsanleihen haben weltweit für einen Aufwärtstrend gesorgt. Im Vereinigten Königreich ging dies mit wachsenden Stagflationsängsten einher.
Brexit-Auswirkungen verstärken Versorgungsprobleme
Die Energiekosten auf der Insel steigen weiterhin sprunghaft an. Die Wiederbelebung der Wirtschaft in Kombination mit dem Bestreben, die Kohlenstoffemissionen zu verringern, hat zu einer starken Nachfrage nach Gas geführt. Unterdessen führen chronische Probleme in der Versorgungskette weiterhin zu schweren Engpässen in der Wirtschaft. Vergangene Woche kam es zu langen Warteschlangen an den Tankstellen; auch in den Geschäften sind die Regale vielerorts leer. Denn die Brexit-Auswirkungen verstärken die weltweit zu beobachtenden coronabedingten Versorgungsprobleme zusätzlich.
Wir gehen daher davon aus, dass sich die Inflation im Vereinigten Königreich in den kommenden Monaten auf 6 Prozent zu bewegen wird. Außerdem erwarten wir eine Verlangsamung des Wachstums, da höhere Energiepreise auf die Verbraucher wie eine Steuer wirken.
Die Bank of England erscheint ratlos
Dies gibt Anlass zur Sorge über den Fluch der Stagflation. Die politischen Entscheidungsträger in Westminster und bei der Bank of England (BoE) scheinen ratlos zu sein, wie sie darauf reagieren sollen. Eine ausbleibende Zinserhöhung könnte die Inflationserwartungen nach oben treiben. Eine Anhebung über 1 Prozent hinaus könnte jedoch leicht einen Zusammenbruch des britischen Immobilienmarktes auslösen und die Wirtschaft in eine Rezession stürzen. Die Verantwortlichen sind also in der Zwickmühle.
Bislang hat die BoE in Bezug auf die Zinssätze eine restriktive Haltung eingenommen, was dazu geführt hat, dass sich die Renditen im Vereinigten Königreich schwächer entwickelt haben. Interessanterweise geriet das Pfund Sterling aber unter Druck. Denn die Marktteilnehmer sind der Meinung, dass eine Zinserhöhung bei nachlassendem Wachstum einer Währung selten zugutekommt.