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Interview Hagen Schremmer: „Fonds-Selektoren sind für uns von elementarer Bedeutung“

Von Aktualisiert am in FondsLesedauer: 6 Minuten
Hagen Schremmer spricht über die Ergebnisse der Broadridge-Studie
Hagen Schremmer spricht über die Ergebnisse der Broadridge-Studie | Foto: BNP AM

Welche Asset-Management-Marken schätzen die Fondsselekteure? Das wollte die Broadridge-Studie herausfinden, dazu wurden etwa 1200 Fondsselekteure in zehn Kernmärkten befragt. Die Ergebnisse der Studie sind hier detailliert aufgeführt. Einer der großen Aufsteiger ist BNP Paribas. Ein Interview mit Hagen Schremmer, Leiter Asset Management bei BNP Paribas.

DAS INVESTMENT: Respekt, 61 Plätze hoch – hat sich die erste Euphorie bereits gelegt?

Hagen Schremmer: Natürlich haben wir uns riesig gefreut über diesen massiven Sprung nach vorn – und das Vertrauen, das uns die Fondsselektoren entgegenbringen. Das ist eine wirklich schöne Bestätigung für die kontinuierlichen Fortschritte, die wir in Deutschland gemacht haben und machen, und natürlich eine große Wertschätzung der Leistung des Teams. Aber wie es so schön heißt: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. Aber damit ist dies für uns vor allem auch ein Ansporn, die nächste Etappe anzugehen. Wir haben in Deutschland noch viel vor.

Wie bewerten Sie das Abschneiden im europäischen Konzert?

Schremmer: Natürlich wird es noch eine Weile dauern, bis wir im Asset Management in Deutschland eine Markenbekanntheit und Präsenz haben wie in unseren Heimatmärkten Frankreich, Belgien oder Italien. Aber wir sind auf einem guten Weg und sehr stolz auf unsere Fortschritte.

Welche Botschaft nehmen Sie mit aus dieser Studie?

Schremmer: Unser Aufstieg in der Broadridge-Studie ist ein sehr schöner Beleg, dass unsere Investments und fokussierten Bemühungen im deutschen Markt von unseren Kunden wahrgenommen und geschätzt werden. Das ist eine tolle Motivation. Zudem bestätigt uns das positive Feedback in unserer strategischen Ausrichtung. Unser klarer Nachhaltigkeitsfokus wird von den Selektoren und Investoren offensichtlich anerkannt und wertgeschätzt. Über 90 Prozent unserer Publikumsfonds und ETF sind in Artikel 8 oder 9 gemäß der Offenlegungsverordnung klassifiziert. Aber wir entwickeln nicht nur unsere Produktpalette kontinuierlich in diesem Sinne weiter, sondern verstehen uns auch als strategischer Gesprächspartner und Berater unserer Investoren und Distributoren mit Blick auf Nachhaltigkeit und regulatorische Umsetzung. Beispielsweise haben wir im vergangenen Jahr ein Nachhaltigkeitsteam aufgebaut. Und die Schulungsformate und die Webinar-Serie zur Offenlegungsverordnung und regulatorischen Änderungen erzielen regelmäßig einen ausgesprochen hohen Zuspruch unter unseren Investoren. Ich bin überzeugt, dass dieser Service und der Austausch auf Augenhöhe sehr geschätzt wird und ein Grund für unser gutes Abschneiden ist.

 

Ganz ernsthaft: Welche Strategie setzen Sie künftig um, auch angesichts eines drohenden Provisionsverbots?

Schremmer: Nun, das Thema scheint für den Moment ja erst einmal vertagt zu sein. Aber davon unabhängig, für unser Geschäftsmodell würde sich nicht viel ändern. Grundsätzlich orientieren wir uns am durchaus unterschiedlichen Bedarf unserer Investoren und Geschäftspartner. Daher bieten wir aktive Fondslösungen, quantitative fundamentale Fonds und ETF gleichberechtigt und komplementär an, immer orientiert am Wunsch unserer Partner. Und natürlich beinhaltet das auch die Verfügbarkeit von clean-fee Anteilsklassen.

Darüber hinaus findet der größte Teil unseres Wholesale-Geschäfts im Zusammenspiel mit professionellen Asset-Allokatoren statt, ob nun in der Vermögensverwaltung, mit Dach-Fonds oder Versicherungen. Bei diesen Kunden würde ein Provisionsverbot wahrscheinlich eher noch Zuflüsse bedeuten und ähnliches würde ich im wachsenden Segment der Online-Broker und Fintechs erwarten.

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Wo sehen Sie bei BNP AM noch Luft nach oben, was wird bereits erstklassig umgesetzt?

Schremmer: Über die letzten drei Jahre haben wir unser Geschäftsvolumen in Deutschland bald verdreifacht. Und das Schöne ist, dass wir deutliche Zuflüsse und stetiges Asset-Wachstum in allen Bereichen verzeichnen konnten – in allen Kundengruppen und Produktkategorien, von ETF über aktive Fonds und Geldmarktprodukte bis zu institutionellen Mandaten.

Insofern, wenn die Frage ist, wo können wir wachsen, dann sehe ich in allen Bereichen noch ordentlich „Luft nach oben“.

 

In zwei Sätzen: Wofür steht BNP AM?

Schremmer: BNP Paribas Asset Management ist „der nachhaltige Investor für eine Welt im Wandel.“ Das ist für uns nicht nur eine Tag-Line, sondern vielmehr sehen wir dies als Anspruch an uns selbst, uns permanent weiter zu verbessern. Wir wollen unseren Investoren nicht nur zeitgemäße und performante Investmentprodukte zur Verfügung stellen. Vielmehr verstehen wir uns als zuverlässiger Partner und stehen unseren Vertrieben und Investoren auch bei strategischen Fragestellungen zur Nachhaltigkeitspositionierung oder im regulatorischen Wandel zur Seite.

Welche Rolle spielen Fondsselektoren im täglichen Vertriebsgeschäft?

Schremmer: Selektoren sind für uns von elementarer Bedeutung, denn mit ihnen machen wir einen Großteil unseres Wholesale-Geschäfts. Somit haben auch sie zu unserem Erfolg und unserem Wachstum beigetragen.

Gibt es länderspezifische Eigenarten beim Selektieren? 

Schremmer: Ich denke schon – Selektoren bewegen sich ja nicht im luftleeren Raum, sondern im jeweiligen lokalen regulatorischen Umfeld. Und leider gibt es zwischen den verschiedenen europäischen Ländern noch immer deutliche Divergenzen in der Regulierung sowie deren Interpretation. Hinzu kommen verschiedene länderspezifische Standards und Gold-Plating, zum Beispiel der Verbände. Im Ergebnis führt dies dann auch zu unterschiedlichen Schwerpunkten und Produktausgestaltungen.

Versetzen Sie sich in die Rolle eines Fundbuyers: Für welche Disziplin ist BNP gesetzt, welche Disziplin geht noch an die Konkurrenz und dort an wen? 

Schremmer: Hier würde ich es wie unsere Kunden halten und an einen Core-Satellite-Ansatz anlehnen. Im Satellitenbereich sind wir im Bereich nachhaltiger Themenfonds sehr gut aufgestellt. Beispielsweise sind unsere langfristigen Themenfonds mit Fokus auf langfristige, strukturelle Megatrends wie BNP Paribas Disruptive Technology, BNP Paribas Aqua, BNP Paribas Energy Transition, oder im passiven Segment Circular Economy sind langjährige erfolgreiche Flaggschiffe. Auf der anderen Seite verfügen wir mit unseren systematischen Multi-Faktor-Aktien- und -Rentenstrategien über sehr zuverlässige und preissensitive regionale Kerninvestments mit gutem ESG-Score und CO2-Fußabdruck. Insbesondere schätzen Selektoren die Insights unseres 30-köpfigen Research-Teams und die Weiterentwicklung dieser Strategien. Strukturell werden die klassischen großen Vertriebsprodukte, ob bei Multi Asset Balanced oder Global Equity, wohl auf absehbare Zeit an solche Wettbewerber gehen, die hierfür auf hauseigene Filialen oder assoziierte, lokale Vertriebsnetzwerke zurückgreifen können.

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