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Von in Produkt im FokusLesedauer: 6 Minuten
Tobias Bierl
Tobias Bierl ist der Experte in Sachen Berufsunfähigkeitsversicherung bei DAS INVESTMENT. | Foto: Finanzberatung Bierl GmbH / Jessica Rollinger mit Canva
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Die Stuttgarter hat in meiner persönlichen Wahrnehmung in der Berufsunfähigkeitsversicherung bisher eher eine untergeordnete Rolle gespielt (siehe Testbericht). Es fehlte mir die passende technische Ausgestaltung. Einige Klauseln waren zudem unzureichend. Abgesehen davon, vermisste ich die Kirsche auf der Sahne, weshalb man die Stuttgarter gegenüber anderen bekannten Teilnehmern am Markt bevorzugen sollte. 

Unaufdringliches Update

Mit einem freundlichen Hinweis per E-Mail des Produktmanagers der Stuttgarter war es vor wenigen Wochen aber an der Zeit, das Produkt einem neuen Test zu unterziehen. Dabei merkte ich, wie dynamisch der BU-Markt derzeit ist. Anfang 2024 gab es ein umfangreiches Update zur entsprechenden Versicherung der Schwaben, das wir bei uns im Hause gar nicht mitbekommen hatten. Umso erfreulicher, wenn man vonseiten des Unternehmens einen freundlichen, unaufdringlichen Hinweis bekommt.

Grundsätzlich finde ich die Stuttgarter gut. Ein angenehm zurückhaltender, mittelständischer Versicherer mit kurzen Kommunikationswegen. Nur benötigte ich diese Vorzüge seit Jahren nicht, da die Berufsunfähigkeitsversicherung bisher nichts Besonderes aufwies und zudem die Risikoprüfung und somit die Annahmequote nach meinen Erfahrungen im Marktvergleich sehr hart votierte. Ob sich letzteres geändert hat, weiß ich nicht, aber die Vertragsbedingungen und die Konfiguration können nun neu bewertet werden. 

Zusätzlicher Verzicht auf erneute Risikoprüfung

Insbesondere junge Leute dürfen sich über das Update der Stuttgarter freuen, da zwei meiner bisher größten Kritikpunkte ausgemerzt wurden. Zum einen gab es früher bei der Nachversicherung nur den Verzicht auf eine erneute Gesundheitsprüfung, falls man seine BU-Rente erhöhen wollte. Seit Anfang 2024 wird nun auch auf die Risikoprüfung verzichtet, was einen Verzicht der Abfrage bei folgenden Merkmalen bedeutet:

● Aktuelle berufliche Tätigkeit
● Rauchverhalten
● Gefährliche Hobbys
● BMI (Körpergröße & Gewicht)
● Geplante Auslandsaufenthalte

Für mich war ein Verzicht, welcher nur die Gesundheitsprüfung innehatte, bisher ein No-Go in der Beratung für Schüler, Azubis und Studenten. Zu unvorhersehbar war die künftige berufliche Tätigkeit beziehungsweise das vermeintliche Bingo der Gesellschaften bei der Einstufung neuer Berufe.

Erhöhte Nachversicherung und Einführung einer Karrieregarantie

Gefühlt zwei Jahrzehnte und somit viel zu lang hielt die Stuttgarter am bisherigen Deckel von 2.500 Euro an maximaler BU-Nachversicherung fest. Eine Grenze, die manch junger Akademiker nach dem Berufseinstieg jetzt schon gerissen hätte. Nun gab es eine Erhöhung von 2.500 auf 3.000 Euro. In Zeiten einer starken Inflation in den vergangenen Jahren war dieser Schritt sicherlich notwendig.

Noch bedeutsamer ist aber die Einführung der Karrieregarantie, welche die maximale Erhöhungsmöglichkeit nochmals verdoppelt, von 3.000 auf 6.000 Euro. Voraussetzung ist schlichtweg eine Gehaltssteigerung von mindestens fünf Prozent. Im selben prozentualen Verhältnis kann dann auch die vertragliche Summe erhöht werden. Die Stuttgarter orientiert sich dabei an den bisherigen Lösungen der LV 1871 (Erfinder der Karrieregarantie), Nürnberger, Gothaer und Hannoverschen. Die Karrieregarantie ist also endlich auch flächendeckend am Markt angekommen - ein gutes Zeichen für die Verbraucher.

Anpassung der ärztlichen Untersuchungsgrenze

Bisher lag die Grenze, ab welcher ein ärztliches Zeugnis und eine Untersuchung stattfinden musste, bei über 2.500 Euro. Diese, seit Jahren festgezurrte Richtlinie, wurde nun auch um 500 Euro erhöht. Bis zu 3.000 Euro genügen der Stuttgarter also, wenn der Kunde die normalen Gesundheitsfragen im Antrag beantwortet. Vorausgesetzt, dieser ist unter 51 Jahre, denn darüber sinkt die Grenze um 500 Euro. Damit greift die Stuttgarter den Markttrend auf, erst ab 3.000 Euro eine ärztliche Untersuchung einzufordern. Umso unverständlicher, dass es immer noch Versicherer gibt, welche schon bei einer gewünschten Absicherung von über 2.000 Euro erweiterte Gesundheitsangaben benötigen.

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Weitere Verbesserungen

  • Bei Erhöhung der Regelaltersgrenze durch den Gesetzgeber konnte bisher zum 50. Lebensjahr der BU-Vertrag erhöht werden. Dies wurde jetzt angepasst und die versicherte Person kann jetzt bis zum 55. Lebensjahr die Laufzeit verlängern. Dies dürfte bis auf die HDI-Versicherung noch keiner am Markt anbieten. Aber auch Mitglieder in berufsständischen Versorgungswerken dürfen sich freuen – deren Verlängerung wurde vonseiten der Stuttgarter nicht anerkannt.
  • Insbesondere Gymnasialschüler profitieren von erheblichen Preissenkungen. 
  • Die bisher unzureichende Klausel des Leistungsfalls als Schüler wurde durch eine neue Definition der Schulausbildung von der Stuttgarter auf Marktstandard gebracht.

Welche Schwächen das Produkt noch hat

Die Karrieregarantie greift nur für Angestellte im unbefristeten Arbeitsverhältnis. Selbstständige profitieren von dieser Regelung nicht, ebenso wenig befristet beschäftigte Mitarbeiter. Dies hat die Konkurrenz der Stuttgarter teilweise besser gelöst.

Die konventionelle Nachversicherung darf weiterhin um maximal 200 Prozent über die Vertragslaufzeit genutzt werden. Beginnt man mit einem niedrigen Betrag, so ist es sehr schwierig, überhaupt weiter hochzukommen. Es sollten also keine BU-Renten unter 1.000 Euro bei der Stuttgarter versichert werden.

 

Das Fazit

Die Stuttgarter hat hauptsächlich für junge Menschen erhebliche Schwachpunkte beseitigt, die eine Empfehlung von mir bis Ende 2023 schwierig machten. Mit dem Update Anfang 2024 schaffte man Abhilfe und so rücken die Schwaben wieder in den erweiterten Anbieterkreis für unsere Kunden.

Inwiefern die Risikoprüfung wieder ein marktübliches Niveau erreicht, wird sich durch unsere anonymen Risikovoranfragen bei der Stuttgarter erweisen. Bis dato votete der Versicherer in der Risikolebensversicherung gefühlt härter als manche Versicherer in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Der Gedanke des sauberen Kollektivs ist legitim, aber wenn man schon beim kleinsten Schnupfen in Panik gerät, ist das schwierig. Auch hier wären Verbesserungen wünschenswert.

Über den Autor: 

Tobias Bierl wurde 1984 geboren. Als ausgebildeter Versicherungsfachmann und Finanzanlagenfachmann gründete er mit seinem Bruder 2008 Stefan die Finanzberatung Bierl in Walderbach in der Oberpfalz. Als einer der Geschäftsführer liegt sein Schwerpunkt im Bereich Biometrie / Berufsunfähigkeitsversicherung. Bierl gewann 2019 den OMGV Makler-Award für den besten Blog / Content auf der Homepage und 2021 für die besten Kundenbewertungen.   

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