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Heiko Böhmer von Shareholder Value Management
Buffetts Brief an die Aktionäre – die 5 wichtigsten Lektionen für Investoren
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Von in AnalysenLesedauer: 6 Minuten
Warren Buffett
Warren Buffett: Der bekannte Value-Investor schreibt jährlich am letzten Samstag im Februar einen Brief an seine Aktionäre. | Foto: Imago Images / ABACAPRESS

Warren Buffett ist nachweislich der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat seit 1965, dem Jahr als Buffett die Führung übernahm, bis heute den Wert der Aktie pro Jahr um 19,8 Prozent gesteigert. Im Vergleich dazu bringt es der S&P 500-Index „nur“ auf 10,2 Prozent.

Diese Angaben kann man dem aktuellen Brief Buffetts an die Aktionäre entnehmen. Bei Value-Investoren ist der letzte Samstag im Februar immer rot im Kalender markiert. Das ist der Tag, an dem nicht nur der Geschäftsbericht von Berkshire Hathaway veröffentlicht wird, sondern eben auch der Brief an die Aktionäre.

Die Spannung in diesem Jahr war im Vorfeld besonders groß. Der Tod von Buffetts Freund und Geschäftspartner Charlie Munger Ende November 2023 hat nicht nur viele Schlagzeilen gemacht. Ohne Munger wird auch die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway am ersten Samstag im Mai nicht mehr so sein wie früher. Das zentrale Element der Fragestunde mit Buffett und bislang eben Munger wird 2024 komplett anders aussehen als früher. Ich bin wirklich gespannt, wie es vor Ort in Omaha sein wird und werde es auch an dieser Stelle berichten. Dazu und allgemein zu Munger äußert sich Buffett erwartungsgemäß im diesjährigen Brief an die Aktionäre – und wie:

 

Lektion 1: Respektiere die Leistung von anderen – auch wenn man selbst den Ruhm bekommt

Die erste Seite ist komplett dem Andenken Charlie Mungers gewidmet – der nur gut vier Wochen vor seinem 100. Geburtstag verstorben ist. Laut Buffett war Munger der Architekt von Berkshire Hathaway. Buffett selbst bezeichnet sich nur als den Konstruktionsleiter. Doch an wen erinnert man sich normalerweise? An den Architekten und nicht an den, „der die Fenster eingebaut hat“. Bei Berkshire war das anders: Buffett stand im Rampenlicht und nicht Munger – aber das war gut so und hat für beide gepasst. Eine allgemeine Lehre für Investoren kann daher lauten: „Respektiere die Leistung von anderen – auch wenn man selbst den Ruhm abbekommt.“

Lektion 2: Auf lange Sicht reichen einige herausragende Investment-Entscheidungen

Eine zweite Lehre aus dem Brief an die Aktionäre bezieht sich auf die Haltedauer von Investments. Die lange Laufzeit von Investments schlägt immer das Markt-Timing. Dazu sagt Buffett: „Ich kann mich an keine Periode seit meinem ersten Aktienkauf am 11. März 1942 erinnern, an dem ich nicht mit dem Großteil meines Vermögens in Aktien und da speziell in US-Aktien investiert war. Bisher hat das gut funktioniert.“

Nun ist kaum ein Investor über 80 Jahre lang in Aktien investiert. Doch die Lehre ist hier wirklich: Je länger der Zeithorizont bei Aktien – desto besser. Also einfach dem Beispiel Warren Buffetts folgen und Aktien ewig halten.

Und auch das gilt: Über die Jahrzehnte hat Buffett nur einige wenige herausragende Investmententscheidungen getroffen. So hat sich der starke Fokus auf Versicherungen ausgezahlt. Diese Investments, wie der Autoversicherer Geico, sind stabile Investment-Säulen bei Berkshire Hathaway. Das gilt auch für das Eisenbahn-Unternehmen Burlington Northern Santa Fe. Buffett hat hier im Krisenjahr 2009 mit 44 Milliarden Dollar den größten Deal der Unternehmensgeschichte gestemmt. Und im aktuellen Brief merkt er dazu an, dass dieses Unternehmen „noch in 100 Jahren zu Berkshire Hathaway gehören wird.“ Dabei hat sich das Investment bis heute schon allein aus den Dividenden bezahlt.

Lektion 3: Bei Unternehmen auf die operative Stärke schauen und nicht auf die kurzfristige Gewinnentwicklung

Ein zentraler Punkt ist für Buffett schon seit einer Neuregelung der Bilanzierung der Nettogewinn im Vergleich zum operativen Gewinn bei Berkshire Hathaway. Wegen der Bewertung der Aktienbeteiligungen schwanken die Gewinne bei Berkshire massiv. Das zeigt der Blick auf die drei vergangenen Geschäftsjahre. Nach einem Gewinn von 90 Milliarden Dollar 2021 rauschte das Ergebnis im folgenden Jahr in die Verlustzone mit 23 Milliarden Dollar. Für 2023 hat Berkshire Hathaway, auch wegen der deutlich gestiegenen Aktienkurse, wieder einen Gewinn von sogar 96 Milliarden Dollar erzielt. Sagen diese Zahlen etwas über die operative Stärke von Berkshire Hathaway aus? Laut Buffett sind diese Zahlen nutzlos zur Bestimmung der Ertragskraft der Beteiligungsgesellschaft. Hier ist der operative Gewinn das Maß der Dinge. Und der hat sich von 27,6 Milliarden Dollar 2021 auf 30,9 Milliarden Dollar im folgenden Jahr auf 37,4 Milliarden Dollar im angelaufenen Geschäftsjahr 2023 gesteigert.

Lektion 4: Berkshire Hathaway bietet annähernd die gleichen Erträge wie der S&P 500 Index – aber mit einem reduzierten Risiko

Bezogen auf das Chance-Risiko-Verhältnis erklärt Buffett aktuell, dass Berkshire Hathaway im Vergleich zum S&P 500-Index annähernd die gleichen Erträge liefert – aber mit einem deutlich geringeren Risiko. So betrug die operative Marge bei Berkshire 2023 rund 6,5 Prozent. Zum Vergleich: Im S&P 500 lag der Wert bei 7 Prozent. Aber das Risiko des permanenten Kapitalverlusts ist bei Berkshire Hathaway deutlich geringer. Hier liefert die stabile Basis aus den Versicherungen Erträge auch in Krisenzeiten. Hinzu kommen stetige Dividendenzahlungen sowie Zinserträge aus Anleihen.

Lektion 5: Warren Buffett kann keinen wirtschaftlichen Absturz vorhersagen – aber er ist immer auf einen vorbereitet

Und abschließend noch ein wichtiger Punkt bezogen auf das wirtschaftliche Umfeld: Buffett kann keinen wirtschaftlichen Absturz prognostizieren – aber er ist immer auf einen vorbereitet, denn früher oder später wird es dazu kommen.  Im Grunde schaut Buffett gar nicht auf die ökonomischen Marktbedingungen. Er hat das Portfolio bei Berkshire aber so breit aufgestellt, dass er immer auf eine Finanzkrise vorbereitet ist. Zusätzlicher Pluspunkt: Mit dem hohen Cash-Bestand von fast 168 Milliarden Dollar kann er in der Krise Chancen nutzen.

Und genau so sollten Investoren immer agieren: Das Portfolio krisenfest aufstellen und gleichzeitig etwas Pulver trocken halten für günstige Gelegenheiten, die an der Börse immer wieder auftreten. Dabei sollten Investoren nicht enttäuscht sein, wenn die eigenen Cash-Reserven nicht mit denen von Berkshire Hathaway mithalten können. Warren Buffett hat dafür 58 Jahre gebraucht – das ist die Zeit, die er jetzt bei Berkshire Hathaway an der Spitze steht.

 

Heiko Böhmer
© Shareholder Value Management

Über den Autor:

Heiko Böhmer ist Kapitalmarktstratege bei der Frankfurter Fondsgesellschaft Shareholder Value Management. In der Vergangenheit war er 15 Jahre als Finanzredakteur für zahlreiche Publikationen mit Börsenbezug tätig und baute 2019 den Youtube-Kanal „Du kannst Börse“ mit auf.  

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