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Aktualisiert am 04.10.2016 - 17:55 Uhrin MärkteLesedauer: 9 Minuten

Bundesbank-Statistik Deutsche haben wieder Lust auf Aktien

Das Geldvermögen der privaten Haushalte belief sich Ende September 2015 auf 5 210 Milliarden Euro und fiel damit um 17 Milliarden Euro oder 0,3 Prozent niedriger aus als am Ende des zweiten Quartals. Hinter diesem Vermögensrückgang, dem ersten seit vier Jahren, stehen deutliche Bewertungsverluste im Umfang von rund 57 Milliarden Euro beim gehaltenen Geldvermögen, die die auf Transaktionen basierende Geldvermögensbildung in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro mehr als ausglichen. Der bislang zu beobachtende Trend hin zu liquiden und risikoarmen Anlagen war etwas schwächer ausgeprägt als zuvor, was vor allem an einer deutlichen transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens in Form von Aktien und sonstigen Anteilsrechten lag. Gleichzeitig nahmen insbesondere die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte um etwa 14 Milliarden Euro zu, sodass ihr Nettogeldvermögen im dritten Quartal 2015 erneut auf nun 3 597 Milliarden Euro sank. Der Rückgang fiel im Vergleich zum Vorquartal zudem mit gut 31 Milliarden Euro oder 0,9 Prozent höher aus als zuvor. Das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften legte im Berichtsquartal um circa 163 Milliarden Euro oder 10 Prozent deutlich zu, unter anderem aufgrund spürbarer Bewertungsrückgänge bei den Verbindlichkeiten. Am Ende des dritten Quartals 2015 belief es sich auf -1 492 Milliarden Euro.

Private Haushalte: Nettozuflüsse in Bankeinlagen nehmen ab, das Kapitalmarktengagement zu

Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte belief sich im dritten Quartal 2015 per saldo auf rund 40 Milliarden Euro und fiel damit etwas niedriger aus als im Vorquartal. Mit etwa 9 Milliarden Euro wurde circa ein Viertel der Mittel und damit spürbar weniger als im Vorquartal in Bankeinlagen (einschließlich Bargeld) investiert. Wie in den Vorquartalen wurden dabei ausschließlich die besonders liquiden Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) bedient, während Termin- und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefe) erneut netto abgebaut wurden, insbesondere im langfristigen Bereich. Die vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen schon seit Längerem zu beobachtende Präferenz der privaten Haushalte für hochliquide Einlagen war damit auch im Berichtsquartal präsent. Ein unverändert hohes Gewicht für die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte hatten die Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen, die netto um rund 16 Milliarden Euro aufgestockt wurden. Da diese Ansprüche und die Bankeinlagen als risikoarm gelten, deutet ihre insgesamt zwar etwas gesunkene, aber weiterhin große Bedeutung für die Geldvermögensbildung auf eine anhaltende Risikoaversion der privaten Haushalte hin, die im Berichtsquartal jedoch weniger stark ausgeprägt gewesen sein dürfte als zuvor.

Für Letzteres spricht auch das spürbar ausgedehnte Engagement der privaten Haushalte auf den Kapitalmärkten. So wurden Aktien und sonstige Anteilsrechte per saldo in Höhe von knapp 12 Milliarden Euro gekauft. Dies entspricht dem höchsten Zufluss seit gut sechs Jahren. Investiert wurde vor allem im Inland, darunter primär in nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, während Titel ausländischer Aktiengesellschaften nur in begrenztem Umfang direkt von den Haushalten erworben wurden. Ebenso wurde erneut in Anteile an Investmentfonds investiert, unter anderem in Aktien- und Mischfonds. Mit netto gut 5 Milliarden Euro fielen die Mittelzuflüsse zwar etwas geringer aus als im Vorquartal, lagen jedoch weiterhin deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt. Schuldverschreibungen wurden demgegenüber erneut und seit nunmehr vier Jahren in Folge netto verkauft, allerdings fielen die Abflüsse mit 2 Milliarden Euro deutlich niedriger aus als zuvor. Das Engagement in Schuldverschreibungen inländischer Kapitalgesellschaften verzeichnete gar positive Nettotransaktionen im Umfang von etwa 0,5 Milliarden Euro. Insgesamt nahm die Bedeutung der Wertpapiere in der Geldvermögensbildung der privaten Haushalte deutlich zu.



Diesem transaktionsbedingten Anstieg des Geldvermögens standen im Berichtszeitraum erhebliche Bewertungsverluste beim gehaltenen Geldvermögen im Umfang von rund 57 Milliarden Euro gegenüber. In einem schwachen Börsenumfeld waren davon vor allem Aktien und Anteile an Investmentfonds betroffen. Im Ergebnis führte dies erstmals seit vier Jahren mit 17 Milliarden Euro oder 0,3 Prozent zu einem Rückgang des Geldvermögens privater Haushalte. Am Ende des dritten Quartals 2015 belief es sich damit auf 5 210 Milliarden Euro (174 Prozent des annualisierten Bruttoinlandsprodukts).

Die Außenfinanzierung der privaten Haushalte fiel im dritten Quartal 2015 stärker aus als im Vorquartal. Insgesamt wurden Kredite (einschließlich sonstiger Verbindlichkeiten) per saldo im Umfang von knapp 15 Milliarden Euro aufgenommen, primär in Form von Wohnungsbaukrediten. Die bereits ausgeprägte Außenfinanzierung des Vorquartals konnte somit sogar übertroffen werden. Kreditgeber waren primär inländische Banken. Die gesamten Verbindlichkeiten der privaten Haushalte stiegen damit deutlich um 0,9 Prozent auf 1 614 Milliarden Euro. Zusammen mit dem leichten Rückgang des Geldvermögens führte dies im Berichtszeitraum zu einem um - 31 Milliarden Euro oder um 0,9 Prozent rückläufigen Nettogeldvermögen auf 3 597 Milliarden Euro. Das Nettogeldvermögen sank damit zum zweiten Mal in Folge. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am annualisierten nominalen Bruttoinlandsprodukt, blieb zum Ende des dritten Quartals 2015 nahezu unverändert bei 53,9Prozent.