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Bundesbank-Vorstand über Fintechs „Banken werden sich von Beratung zwischen 9 und 17 Uhr trennen“

Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
DAS INVESTMENT: Wie stehen Fintechs zur Regulierung und den Regulierungsbehörden?

Andreas Dombret: Mein Eindruck ist, dass Fintechs sich gern in Städten ansiedeln, wo sie nah an den etablierten Banken sind. In diesen Städten ist die Bundesbank mit ihren Hauptverwaltungen vertreten, sodass die Fintechs einen engen Draht zu den Aufsichtsbehörden pflegen können und dies häufig auch tun. Die meisten Fintechs versuchen Regulierung zu vermeiden, um schneller und kostengünstiger produzieren zu können, sind aber nicht per se gegen Regulierung, sondern sind bemüht, Produkte dem Kunden so anzubieten, dass sie keine aufsichtliche Erlaubnis oder Zulassung benötigen. Viele entwickeln zum Beispiel Apps, mit denen ein Fintech als Vermittler auftreten und bestimmte Geschäfte über Banken als Kooperationspartner abwickeln kann. Und dazu braucht es dann möglicherweise keine oder nur eine Teillizenz für bestimmte Bank- oder Finanzdienstleistungsgeschäfte.

Reicht die bestehende Regulierung aus?

Als Bankenaufsicht verhalten wir uns neutral; es ist nicht unsere Aufgabe, bestehende Kreditinstitute besonders zu schützen und neue innovative Unternehmen zu benachteiligen – oder umgekehrt. Aber sobald ein Fintech sich in einen Bereich begibt, der Bankdienstleistungen einschließt, müssen wir gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen ihnen und den bestehenden Kreditinstituten herstellen und die Regulierung auf alle anwenden. Sehr wahrscheinlich brauchen wir keine neue Regulierung, denn sie ist schon heute risikoorientiert und relativ engmaschig. Ich habe übrigens nicht den Eindruck, dass Fintechs in erster Linie gegründet werden, um Bankdienstleistungen ohne die mit der Regulierung verbundenen Kosten anzubieten. Am Anfang steht vielmehr der Wunsch, kundenfreundliche Produkte anzubieten und darüber hinaus einen Mehrwert zu generieren – Regulierungsfragen stellen sich dann meist erst nachgelagert.

Hat die Bankenwelt die Digitalisierung verschlafen?


Es gibt Bereiche im deutschen Bankwesen, in denen es in den vergangenen Jahren relativ wenig Innovationen für Kunden gegeben hat, zum Beispiel im Zahlungsverkehr oder im Retail-Banking. Genau hier haben logischerweise neue Produkte der Fintechs viel Interesse und Aufmerksamkeit erregt. Mittlerweile haben die Banken dies aber sehr gut verstanden. Ein Aussitzen ist ausgeschlossen. Jede kleine Sparkasse und Volksbank weiß, dass sie eine Digitalisierungsstrategie benötigt und stellt die Anzahl ihrer Filialen und ihrer Mitarbeiter auf den Prüfstand. Das Bewusstsein ist da; es geht also nicht mehr darum, wie man die neue Situation bewertet, sondern was nun ganz konkret implementiert wird. Banken oder Verbünde, die nicht in ein eigenes Research & Development investiert haben, kaufen sich daher die Expertise bei den Fintechs ein.

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