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Bundesbank-Vorstand über Fintechs „Banken werden sich von Beratung zwischen 9 und 17 Uhr trennen“

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Im Versicherungsbereich klagen Makler und Pools über die Konkurrenz der Fintechs, die ihre Marktanteile angehen. Fühlt sich der Bankenvertrieb ähnlich angegriffen?

Der Banken- und Sparkassenvertrieb spürt diese Konkurrenz. Zwar noch nicht sehr stark, aber deutlich wachsend und vor allem dort, wo die Margen noch recht groß sind. Gerade dort lohnt sich der Angriff der Fintechs besonders, weil sie trotz Preisnachlässen Gewinn erzielen können. Wenn sich Kunden erst einmal an neue Standards wie eine bestimmte Art und Weise des Bezahlens gewöhnen, dann kostet es ein Vielfaches, sie wieder davon abzubringen.

Es geht also weniger darum, welche Marktposition Fintechs im Augenblick haben, sondern, wie sie das Nachfrage- und Konsumverhalten beeinflussen, zum Beispiel die Entwicklung fort von den stationären Filialen hin zum Vertrieb über mobile Endgeräte. Auch eine Bank beziehungsweise Sparkasse muss dann diesen Weg für ihre Kunden im Angebot haben, sonst wird es für sie schwierig, sich in diesem veränderten Nachfrageverhalten zu positionieren.

Wo liegt das Potenzial von Roboadvice?

Ich würde das Thema in jedem Fall sehr ernst nehmen. Ohne eine Wertung vorzunehmen, kann ich sagen, dass viele Geschäftsleitungen der Banken sich Roboadvice und die gesamte Technologie um Blockchain sehr genau anschauen.

Wie wird die Digitalisierung die Kundenberatung in den Banken verändern?

Je komplexer Produkte sind, desto eher wird der Kunde weiterhin auf einen persönlichen Kontakt zur Bank oder Sparkasse setzen. Je standardisierter Produkte sind, desto mehr hat Digitalisierung eine Chance. Banken und Sparkassen werden sich in Zukunft von dem stationären Beratungsangebot zwischen 9 und 17 Uhr trennen. Die Kundschaft wird insbesondere bei den komplexen Produkten, die für die Bank oft auch höhere Margen bringen, weiterhin einen persönlicheren Kontakt verlangen und zwar zu Zeiten, die der Kunde bestimmt. Hier kommt nicht zuletzt die sich rasant verbreitende Videoberatung ins Spiel.

Welche Rolle spielt die Frage des Vertrauens?

Das Vertrauen der Kunden in ihre etablierte und langjährige Bankverbindung ist ein sehr wichtiger, großer Vorteil im Wettbewerb. Bei den Fintechs sind sich viele Kunden unsicher, was mit ihren Daten geschieht. Manche haben den Eindruck, dass sie möglicherweise für Produkte nicht mit Geld, sondern mit Informationen über sich selbst bezahlen.

Fintechs sind „bei gutem Wetter“ eine interessante und kostengünstige Alternative. Aber „bei schlechtem Wetter“ ist das anders; man kann sich in der Regel ja nur digital beschweren. Viele würden daher keine Lebens- oder Krankenversicherung bei einem x-beliebigen Anbieter im Internet abschließen. Strom hingegen ist völlig austauschbar. Die Kunden differenzieren also, bei welchen Produkten es auf eine lange Geschäftsbeziehung und auf Vertrauen ankommt und wo dies weniger der Fall ist.

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