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„Buy in May“ Auf dem Aktienmarkt geht es weiter aufwärts

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Damals wie heute waren die Aktienkurse im Schlepptau der größeren Zuversicht in die Stabilität der Weltwirtschaft 5 Jahren lang ohne nennenswerte Unterbrechung gestiegen (siehe Grafik 2).

Das KGV des S&P 500 hatte sich jeweils deutlich erhöht (siehe Grafik 3), bis  es schließlich im Oktober 1987 zum Aktienmarktcrash beziehungsweise ab September 2000 zu einem zweieinhalbjährigen Kursrutsch kam. Unseres Erachtens erinnert der aktuelle Zyklus eher an die 1980er als an die 1990er Jahre, da die erste Zeitperiode auch stark liquiditätsgetrieben war.



Aber keine Angst: Aktuell sind wir noch ein gutes Stück von der Situation des Jahres 1987 entfernt. Zwar sind Aktien nicht mehr so günstig wie noch 2011 oder 2012. Solange aber die kurz- und langfristigen Zinsen auf niedrigem Niveau bleiben, hat die Bewertung der Aktienmärkte noch „Luft“ nach oben.

Die sich daraus ergebende Aufwärtsbewegung bei den Aktienkursen wäre zwar nicht durch einen entsprechenden Anstieg der Unternehmensgewinne untermauert, trotzdem halten wir eine solche Entwicklung für wahrscheinlich.

Ein Blick zurück zeigt, dass sich die aktuelle Bewertung des US-Marktes in etwa auf dem Niveau von Ende 1986 beziehungsweise 1995 befindet (siehe Grafik 3). Zwischen Januar und Oktober 1987 legten die Aktienkurse aber nochmals um 30 Prozent zu, so dass sich das KGV des S&P 500 auf 22 in die Höhe schraubte.

Erst eine Rezession, ein Verfall der Gewinnmargen oder ein weiterer dynamischer Anstieg der Aktienkurse würde uns auf dieses Bewertungsniveau bringen.

Sollte sich die damalige Entwicklung wiederholen, hätten wir also nochmals ein sehr freundliches Dreivierteljahr vor uns, zumal die sonst so typischen Anzeichen für ein Ende der Aufwärtsbewegung an den Börsen (Euphorie, exponentieller Anstieg der Aktienindizes beziehungsweise “Fahnenstangen” bei Einzelwerten, hohe Börsenumsätze, ein hoher Anteil von Aktionären an der Bevölkerung) fehlen.

So hat das Erreichen der 10.000 Punkte im Dax eher Furcht vor zukünftigen Rückschlägen als Begeisterung in Erwartung weiterer Kurssteigerungen ausgelöst – im Übrigen ganz im Gegenteil zu den 8.000 Punkten im Jahre 2000. In der Vergangenheit ging jeder längeren Baissephase aber eine entsprechende markttechnische Überhitzung voraus.



Unternehmensgewinne werden „aufgehübscht“

Im Gegensatz zu Europa haben sich die Lohnstückkosten in den USA im ersten Quartal deutlich erhöht und bei kaum steigenden Umsätzen gesamtwirtschaftlich zu stagnierenden Unternehmensgewinnen geführt.

Der Gewinn pro Aktie für die 500 größten im S&P 500-Index versammelten US-Unternehmen zeigt jedoch ein anderes Bild. Im ersten Quartal sind die Gewinne um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal angestiegen. Die Begründung hierfür liegt in den auf Rekordniveau befindlichen Aktienrückkäufen der Unternehmen. Denn US-Aktiengesellschaften sind mit Abstand die größten Käufer ihrer eigenen Aktien (nicht etwa Pensionskassen, institutionelle Anleger oder gar Privatleute).

Zwischen Januar und März 2014 haben sie Käufe im Volumen von 159 Milliarden US-Dollar getätigt, einem Plus von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und 23 Prozent über dem vierten Quartal 2013. Solche Aktionen führen nicht nur zu optisch höheren Gewinnen pro Aktie (weil es nach den Aufkäufen weniger Aktien gibt, durch die der Gewinn geteilt wird), sondern sie treiben auch die Aktienkurse nach oben.

Solange die Zinsen niedrig bleiben, macht es für die Unternehmen Sinn, sich weiter zu verschulden und mit dem Gegenwert eigene Aktien zurückzukaufen. Dieser Trend ist mittlerweile auch in Kontinentaleuropa angekommen, wie die Programme von Münchener Rück, Nestlé, Nokia oder Siemens zeigen. Ein Gewinnwachstum für Europa und die USA im hohen einstelligen Bereich ist unter diesem Aspekt realistisch.

Fazit


Nach unserer Ansicht wird die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den nächsten Monaten eher von nachgeordneter Bedeutung sein. Liquidität (vor allem in der Eurozone durch die EZB) und Investorenstimmung werden stattdessen dominieren. Kurzfristig sind Rücksetzer zwar jederzeit möglich, insgesamt spricht aber das geschilderte Szenario für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Vor diesem Hintergrund bleiben wir zumindest solange im Aktienmarkt investiert, bis die (Über)Bewertung extreme Ausmaße annimmt. Die wenigstens teilweise begründeten Bedenken gegenüber der Notenbankpolitik, vor allem in Hinblick auf die Gefährdung der Finanzmarktstabilität, spielen momentan (noch) keine Rolle.

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