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Nachhaltiger Fondsmarkt kratzt an Billion-Euro-Marke

Der nachhaltige Fondsmarkt in Deutschland verwaltet zum Ende des ersten Quartals 2024 ein Vermögen von knapp einer Billion Euro. Davon entfallen 727 Milliarden Euro auf Publikumsfonds und 250 Milliarden Euro auf Spezialfonds gemäß Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung.
Das Wachstum resultiert jedoch hauptsächlich aus Umklassifizierungen bestehender Produkte und Kursgewinnen an den Märkten. Denn das Neugeschäft entwickelte sich im ersten Quartal 2024 schwach, wie eine Auswertung des BVI zeigt. Während Spezialfonds noch leichte Netto-Mittelzuflüsse verzeichneten, zogen Anleger per Saldo 3,3 Milliarden Euro aus Publikumsfonds ab. Besonders betroffen waren Misch- und Aktienfonds. Seit Anfang 2023 lag das Neugeschäft nachhaltiger Publikumsfonds in jedem Quartal deutlich unter dem konventioneller Produkte.

Regulatorische Hürden bremsen nachhaltige Fonds
Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung der Anleger dürfte die EU-Regulierung des Privatkundenvertriebs sein. Die obligatorische Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen führt oft zu einem „Nein" der Kunden, um sich alle Optionen offenzuhalten.

Zudem scheitern selbst interessierte Anleger an der Komplexität der Fragen zu Mindestquoten oder nachteiligen Auswirkungen. Fehlende einheitliche Standards und Definitionen erschweren den Vergleich und verunsichern Privatanleger zusätzlich.
Aufgrund dieser Schwächen hat die EU-Kommission 2023 eine grundsätzliche Überprüfung der Offenlegungsverordnung gestartet. Diskutiert wird unter anderem ein neues Produktklassifizierungssystem mit klareren Nachhaltigkeitsstandards und verständlichen Kategorien. Dies könnte dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger in nachhaltige Produkte wiederherzustellen.
Branchenallokation nicht im Einklang mit Markttrends
Ein zusätzlicher Aspekt ist die unterschiedliche Branchengewichtung nachhaltiger und konventioneller Fonds. Artikel-8- und -9-Aktienfonds bevorzugen zum Beispiel Industriegüterproduzenten, Konsumgüter und Technologieaktien. Untergewichtet sind dagegen Grundstoffe, Öl und Gas sowie Luft-/Raumfahrt und die Verteidigungsbranche, die Beobachter derzeit aufgrund der geopolitischen Lage als besonders attraktiv einschätzen.