BVK-Chef „Deutschlandrente würde zu enormen Verwerfungen im Markt führen“
Hintergrundinfo: Um Altersvorsorge für Bürger attraktiver zu machen und Altersarmut zu verhindern, schlagen Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Sozialminister Stefan Grüttner und Finanzminister Thomas Schäfer das Altersvorsorge-Konzept Deutschlandrente vor. Das Standardprodukt soll zum Selbstkostenpreis von einem zentralen Rentenfonds verwaltet werden. Jeder Arbeitnehmer, der nicht widerspricht, soll automatisch jeden Monat einen Beitrag in das Rentenprodukt einzahlen (Opt-Out-Modell). Der Deutschlandfonds legt das Geld an. Weitere Informationen finden Sie hier
DAS INVESTMENT.com: Halten Sie die Deutschlandrente in der Form, wie die die drei Minister vorschlagen, für ein realistisches Modell?
Michael H. Heinz: Wir halten das Konzept nicht für realistisch, weil der Markt für Altersvorsorgeprodukte mit Riester, Rürup sowie mit den zahlreichen Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge vielfältig genug ist. Es braucht daher nicht noch einen weiteren Durchführungsweg, um für das Alter vorzusorgen, zumal die bestehenden Angebote von den Bürgerinnen und Bürgern bisher nicht voll ausgeschöpft werden.
Wo sehen Sie Schwachstellen des Deutschlandrente-Konzepts?
Heinz: Es gibt viele Schwachstellen bei der Deutschlandrente. Ein staatlich handelnder Fonds würde zunächst den Wettbewerb krass verzerren und die privaten Anbieter von Altersvorsorgenprodukten wegen dem vorgesehenen Opt-out Modell benachteiligen. Für die Kunden ist er jedoch nachteilig, weil er nach dem ‚Gießkannen-Prinzip‘ investiert und kundenindividuelle Anspar- und Investitionsmöglichkeiten nicht vorsehen kann, wenn er für alle gleichermaßen gelten soll.
>> Was Walter Riester, Namensgeber der Riester-Rente, über das Konzept denkt, erfahren Sie hier
Problematisch halten wir darüber hinaus die Kontrolle der Deutschlandrente durch staatliche beziehungsweise vom Staat beauftragte Stellen. Hier könnten in Zukunft vor dem Hintergrund der staatlichen Verschuldung Begehrlichkeiten geweckt werden, so dass das von den Bürgerinnen und Bürgern angesparte Altersvorsorgekapital zweckentfremdet werden könnte. Das ist auch in jüngster Vergangenheit in anderen europäischen Ländern mit staatlichen Vorsorgefonds geschehen.
Und welchen Nutzen hätte das Modell im Vergleich zu bereits bestehenden Renten-Produkten wie zum Beispiel Riester-Rente?
Heinz: Wir können bisher keinen Zusatznutzen erkennen.