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Kapitalanlage in Zeiten der Inflation Candriam reduziert Europa-Aktien und kauft Schwellenländer

Verlegung einer Erdgasleitung im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais
Verlegung einer Erdgasleitung im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais: Schwellenländer sind im geldpolitischen Zyklus voraus; Brasilien hat derzeit einen Leitzins von 10,75 Prozent. | Foto: Image Images / robertharding

Das Gespenst der Inflation geht um auf den Finanzmärkten. Dem Anschein nach haben sich viele der wichtigen Zentralbanken zu einer heiligen Allianz zusammengeschlossen, um dieses Gespenst zu vertreiben. Vor kurzem trat die Europäische Zentralbank (EZB) als letzte dieser Allianz bei. Bislang haben weder die Federal Reserve (Fed) noch die EZB die geldpolitischen Instrumente Zinssätze und Anleihekäufe angepasst, stattdessen haben beide ihr wertvollstes Instrument herangezogen, um die Finanzmärkte zu beeinflussen: Die Glaubwürdigkeit ihrer Forward Guidance. Als Reaktion auf die extrem hohen Inflationszahlen sehen die Zentralbanken plötzlich einen erhöhten Handlungsbedarf. Als Folge dieser Verkürzung des Zeitrahmens werden die Zinssätze steigen, wodurch Aktien, deren Gewinne noch in der Zukunft liegen, am stärksten betroffen sind.

Ertragssaison mit Anzeichen für Aufwärtskorrekturen

Der Weg zu einer Straffung der Geldpolitik stellt für Aktien eine heikle Zeit dar. Der Anstieg der (realen) Zinssätze hat bereits eine heftige Rotation von Wachstums- zu Substanzwerten ausgelöst.

In einem restriktiveren geldpolitischen Umfeld ist das Wachstum der Unternehmensgewinne ein weiterer wichtiger Faktor für die Aktienperformance. Im Konsens der Analysten blieben die Erwartungen für 2022 zurückhaltend, was ein kleines Sicherheitspolster für den Fall bietet, dass die Margen oder Umsatzzahlen die Erwartungen nicht erfüllen können. Wir beobachten jedoch, dass die laufende Ertragssaison insgesamt Anzeichen für Aufwärtskorrekturen bereithält. Die bisherigen Berichte sind jedoch in der Summe nicht stark genug, um die erwarteten höheren Zinssätze auszugleichen.

Die weitere Entwicklung von Wachstumsaktien hängt davon ab, wie die Anleger die künftige Straffung der Geldpolitik im Zusammenhang mit der Inflation und dem Wachstum einschätzen. Die Fed wird bestrebt sein, in den kommenden Quartalen eine weiche Landung der US-Wirtschaft zu erreichen. Derzeit ist das US-Wachstum hinreichend robust und der Arbeitsmarkt befindet sich nahe der Vollbeschäftigung, so dass die Fed hier Spielraum hat. Wir werden die Anzeichen für einen weiteren Inflationsdruck auf der Angebotsseite und bei den Löhnen im Blick behalten, räumen aber ein, dass die Risiken asymmetrisch nach oben tendieren.

Inflation bei Waren, aber (noch) nicht bei Dienstleistungen

In den USA spiegelt die Mischung aus Wachstum und Inflation ein höchst unsicheres Umfeld wider, das zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann: Vom angenehmen Reflationsboom und Goldlöckchen-Szenario bis hin zur weniger angenehmen Stagflation oder schlimmer noch, zur ausgewachsenen Rezession. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der Inflationsdruck auf Waren nachlässt, da die pandemiebedingten Beeinträchtigungen innerhalb des Produktionskreislaufs zunehmend wegfallen. Es bleibt abzuwarten, ob anschließend die Dienstleistungsinflation die Wareninflation ablöst. Sollte es dazu kommen, würde sich das ohnehin schon schwierige Umfeld für geldpolitische Entscheidungsträger und Anleger weiter verschärfen.

In der Eurozone setzt das hohe Inflationsniveau die EZB zunehmend unter Druck, ihre kurzfristigen geldpolitischen Schritte zu kommunizieren. Hauptauslöser der anziehenden Inflation sind die hohen Energiepreise. Auch die Lebensmittelinflation wird in den kommenden Quartalen voraussichtlich hoch bleiben.

Auch in der Eurozone stehen die politischen Entscheidungsträger vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht beim Zurückfahren der lockeren Geldpolitik zu finden, ohne die Märkte ins Trudeln zu bringen und eine harte Landung auszulösen.

Weiterhin Seitwärtsentwicklung der Märkte zu erwarten

Derzeit gilt es mit der Unsicherheit vorsichtig umzugehen und gleichzeitig die Weichen der Kapitalanlage für eine Welt nach der Pandemie zu stellen. Ganz klar: Die Forward Guidance der Zentralbanken zu ihrer künftigen Reaktion trägt im Zusammenhang mit der höher als erwarteten Inflation zur wachsenden Unsicherheit bei, die Wachstumsaktien weiterhin belastet. Um es kurz zu machen: Die Finanzmärkte werden bis zur nächsten EZB-Sitzung am 10. März und zum nächsten Zinsentscheid der Fed am 16. März noch ausreichend Gelegenheit haben, um die Lage gegebenenfalls neu zu bewerten.

Wir gehen davon aus, dass die Finanzmärkte sich ohne klare Richtung entwickeln werden, bis der Inflationsdruck nachlässt und die Kommunikation der Zentralbanken die Erwartungen der Märkte zu stabilisieren vermag. Es bleiben daher sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsrisiken bestehen. In diesem unsicheren Umfeld, in dem die Inflationsrisiken nach wie vor nach oben tendieren, verringern wir unser Exposure in risikoreichen Vermögenswerten etwas und nehmen eine neutrale Haltung gegenüber Aktien ein, wobei wir eine Tendenz zu kurzer Duration beibehalten.

Wie unsere Multi-Asset-Strategie derzeit aussieht

Das Engagement in Aktien der Eurozone und in US-Small und -Mid Caps haben wir leicht verringert. Weil sich britische Large Caps in den aktuell volatilen Märkten als widerstandsfähig erwiesen haben, nehmen diese Substanzaktien aufgrund ihrer chancenreichen Bewertungen in unserer Multi-Asset-Strategie einen wichtigen Platz ein. Zugleich halten wir an unserer Übergewichtung von Schwellenländeraktien fest: Wir erwarten einerseits, dass Chinas Regulierungsfuror abebbt, und andererseits, dass Lateinamerika vom Anstieg der Rohstoffpreise profitieren kann.

Bei der Allokation in festverzinsliche Anlagen bleibt die kurze Duration ein wichtiger Eckpfeiler. Wir gehen davon aus, dass die 10-jährige US-Rendite in Richtung 2,20 bis 2,50 Prozent steigen wird, während die Rendite der deutschen zehnjährigen Staatsanleihen in diesem Jahr den negativen Bereich verlassen und in Richtung 0,50 bis 0,80 Prozent steigen wird. Unsere Strategie behält auch eine Diversifizierung über Schwellenländeranleihen und inflationsgebundene Anleihen bei.

Zu guter Letzt blicken wir über die aktuelle Marktphase hinaus, um frühzeitig Kaufgelegenheiten wahrzunehmen. Auf welche langfristigen Themen und Trends setzen wir? Große Chancen sehen wir in den Bereichen Gesundheitswesen, demografische Entwicklung, Konsum, Klimawandel und technologische Innovation.

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