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Cannabis-Aktien im Höhenflug: Renaissance für „Green Rush“?

Kaum eine andere Pflanze hat bisher so sehr polarisiert und die Gemüter gespalten wie diese: Cannabis. Und das betrifft nicht nur die Diskussion um die gesundheitlichen Aspekte des Graskonsums, sondern auch die Finanzwelt. Lohnt es sich in Aktien des „grünen Goldes“ zu investieren oder nicht?
In Deutschland ist der Besitz und Konsum von Cannabis seit 1. April zumindest zum Teil legalisiert. Nach langem Ringen verabschiedete der Bundestag schließlich Ende Februar das entsprechende Cannabis-Gesetz, kurz CanG. Ende März stimmte dann auch der Bundesrat pro forma zu.
Deutsche Cannabis-Aktien sehr volatil
An der Börse waren die Entscheidungen deutlich zu spüren. Großer Gewinner: Synbiotic. Die Münchner Firma ist die größte börsengelistete Unternehmensgruppe Europas im Cannabis-Sektor. Der Wert einer Aktie hat sich in den vergangenen sechs Monaten um rund 200 Prozent gesteigert.
Doch die Volatilität ist enorm. Ihre Peaks hatte die Synbiotic-Aktie am 26. Februar (13,60 Euro) kurz nach der Verabschiedung des CanG sowie am 22. März (13,90 Euro) mit der Zustimmung des Bundesrates. Dazwischen fiel sie auf bis zu sieben Euro. Aktuell liegt sie bei rund 9,20 Euro (Stand: 19. April).
Ähnlich verhalten sich die Aktienkurse der beiden anderen deutschen Cannabis-Unternehmen, die den Schritt an die Börse gewagt haben: Cannovum und Cantourage. Einziger Unterschied zu Synbiotic: Die Aktien haben trotz der Teillegalisierung über den Zeitraum der jüngsten sechs Monate leichte Verluste gemacht.
Politische Äußerungen lassen Cannabis-Aktien nach oben schnellen
Die Top-Aktien der Cannabis-Branche sind jedoch in Kanada zu finden. Hier ist der Markt mit dem Gesetz zur Legalisierung 2018 schon frühzeitig geöffnet worden, hier siedelten sich die größten Unternehmen an. Zu ihnen gehören Cronos, Canopy Growth und Aurora Cannabis. In den USA spielt zudem Tilray ganz vorne mit.
Der Fokus der Unternehmen liegt auf dem nordamerikanischen Markt, wenngleich sie ihre Ware auch in andere Länder exportieren – etwa medizinisches Cannabis nach Deutschland. Kein Wunder also, dass ihre Aktienkurse im März ebenfalls einen Sprung nach oben machten.
Das hatte allerdings weniger mit der deutschen Entscheidung als vielmehr mit einer Aussage der amerikanischen Vizepräsidentin Kamala Harris zu tun. Sie forderte Gesundheits- und Justizministerium dazu auf, die Neueinstufung von Marihuana als weniger schädliche Droge als zum Beispiel Heroin zu beschleunigen.
Jüngst hat eine weitere Ankündigung die nordamerikanischen Cannabis-Aktien nach oben getrieben: Anfang April entschied der Oberste Gerichtshof von Florida, dass die Wähler des Bundesstaates im November dieses Jahres über den Freizeitkonsum von Cannabis abstimmen dürfen.
Aktien der kanadischen Cannabis-Unternehmen seit 2018 eingebrochen
Die Aktien der kanadischen Unternehmen Cronos und Canopy Growth stiegen postwendend um 20 Prozent. Ebenso erlebten die anderen Firmen einen Aufschwung an der Börse. Doch der war nur von kurzer Dauer. Nur wenige Tage später fielen die Kurse wieder. Aktuell notieren die Aktien der vier international größten Cannabis-Firmen zwischen 1,60 Euro und rund 7,40 Euro.
Ein ernüchterndes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass etwa eine Canopy-Aktie in der Spitze 472 Euro wert war. Das allerdings war 2018, kurz nach der Verabschiedung des kanadischen Cannabis-Gesetzes. Eine Entwicklung, die repräsentativ für die Branche ist, wie eine Analyse des US-Portals „Bloomberg“ zeigt. Demnach hat ein Korb mit 70 internationalen Cannabis-Unternehmen seit April 2017 um 92 Prozent verloren. Auch zu sehen sind die teils extremen Schwankungen.
Cannabis-Markt hängt stark von politischen Entscheidungen ab
„Wir beobachten starke Übertreibungen aber auch Untertreibungen am Markt, da ist oft viel Fantasie dabei“, sagt Christian Sandherr gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Er untersucht für das Analysehaus Nuways den Cannabis-Markt. Laut Harald Hof vom Hamburger Analysehaus MWB Research ist diese Asset-Klasse besonders volatil, weil sie von politischer Regulierung abhängt. Die Ausschläge nach der CanG-Entscheidung in Deutschland und der Ankündigung in Florida bestätigen das.
Ein weiteres Problem, das daraus resultiert: Viele Cannabis-Unternehmen haben noch keine solide Geschäftsgrundlage und schreiben Verluste. Andererseits gibt es Analysen, die dem Cannabis-Sektor gute Zeiten prognostizieren. So könnte der Marktwert laut des Analyseunternehmens Allied Market Research bis 2031 knapp 150 Milliarden US-Dollar erreichen. Immerhin lockern immer mehr Länder und US-Bundesstaaten ihren Umgang mit Cannabis.
Cannabis-ETFs als risikoärmere Alternative für Anleger
Wer die Entwicklung des Marktes beobachten möchte, dem stehen dafür inzwischen einige Cannabis-Aktien-Indizes zur Verfügung. Zu nennen ist hier unter anderem der Prime Alternative Harvest Index, der 29 Aktien enthält – darunter Tilray und Canopy Growth. Bereits seit 2014 besteht außerdem der Foxberry Medical Cannabis & Life Sciences Index, der 16 Aktien beinhaltet.
Als risikoärmere Investitionsvariante gibt es für Anleger zudem eine Reihe von Cannabis-ETFs, wie den AXS Cannabis ETF oder den Advisorshares Pure Cannabis ETF. Die zwei in Deutschland aufgelegten Themen-ETFs, der Rize Medical Cannabis and Life Sciences ETF und der Medical Cannabis and Wellness ETF, sind wegen Misserfolgs inzwischen wieder eingestellt worden.
Generell sollten Anleger, die den Hype um Cannabis nicht verpassen wollen, wohl auf eine Einstreuung dieser Aktien in ihrem ansonsten diversifizierten Portfolio setzen.