Aussichtsreich oder völlig überbewertet? Cannabis: So sinnvoll ist die Pflanze als Investment
Seit die Pläne der Ampelkoalition veröffentlicht wurden, wird das Thema Cannabis-Legalisierung heiß diskutiert. Während die einen auf die Entkriminalisierung des Konsums hoffen, warnen andere vor gesundheitlichen Risiken.
Doch egal, ob Fan oder Kritiker: Wohl jeder hat sich bereits gefragt, ob es sich lohnen würde, sein Geld in die Cannabis-Industrie zu stecken. Immerhin sagen so manche Studien einen Milliardenmarkt voraus.
Im Jahr 2020 wurden auf dem legalen Cannabis-Markt in Europa rund 230,7 Millionen Euro umgesetzt. Laut Prognose des Marktforschungsinstituts Prohibition Partners könnten sich die Umsätze bis zum Jahr 2025 auf über 3,1 Milliarden Euro mehr als verzehnfachen.
Und dennoch: Cannabis-Investments sorgten in jüngster Zeit für enttäuschte Anleger.
Bleibt also die Frage: Ist es sinnvoll, in die grüne Pflanze zu investieren?
Wir erklären dir, was du wissen musst.
Was Hanf für Unternehmen interessant macht
Hanf ist seit geraumer Zeit ein beliebtes Material in den unterschiedlichsten Industrien: Von Parfüms über Handtüchern zu Babywindeln ist die Pflanze überall zu finden. Die Fasern, die aus den Stängeln gewonnen werden, können unter anderem für Stoffe, Schnüre, Papier, Isolierung oder Autoteile verwendet werden.
Abseits davon gehört die Gesundheitsbranche mittlerweile zu den großen Playern auf dem Cannabismarkt. Erstmals soll im 19. Jahrhundert in Europa indischer Hanf als Heilmittel mit euphorisierender Wirkung beschrieben worden sein.
Heute hält die Pflanze vermehrt Einzug in die Medizin, aber nicht ausschließlich zur Behandlung von Schwerkranken – derzeit besonders im Trend: CBD-Tropfen, die unter anderem gegen Schlafstörungen helfen sollen und frei verkäuflich sind.
Davon abgesehen, ist die grüne Pflanze, vor allem als Droge bekannt. Viele hoffen bereits seit einiger Zeit auf die Legalisierung sowohl in Deutschland als auch in anderen Teilen der Welt. Ein Schritt, der den Markt ordentlich ankurbeln könnte.
Eine Umfrage zeigt jedoch, auch wenn die Akzeptanz zum Thema Cannabis-Legalisierung zunimmt, bleibt Deutschland bei der Frage gespalten. Während 2022 fast die Hälfte – 49 Prozent – gegen die Legalisierung waren, stimmten 46 Prozent dafür.
Cannabis als Investment: Diese ETFs gibt es
Womit aber klar sein dürfte: Die Pflanze dient nicht ausschließlich als Rauschmittel.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass es bereits seit einigen Jahren Cannabis-ETFs gibt. Einer davon ist der Medical Cannabis and Wellness (ISIN: IE00BG5J1M21).
Der Fonds konnte im Februar 2021 ein Hoch von 90 Prozent verzeichnen – danach ging es jedoch steil bergab, womit Anleger mittlerweile ein Minus von 50 Prozent verkraften müssen.
Was zeigt: Cannabis-Investments sind häufig großen Schwankungen ausgesetzt. Der ETF kommt auf eine Drei-Jahres-Volatilität von knapp 36 Prozent. Der Großteil des Vermögens fließt in die USA. Zudem bildet der ETF den Medical Cannabis and Wellness Equity Index nach.
Ein weiteres Beispiel aus der Reihe der Hanf-ETFs ist der Medical Cannabis and Life Sciences (IE00BJXRZ273). Auch dort kam es nach einem anfänglichen Hoch schnell zu einem Absturz auf breiter Front. Womit der ETF aktuell ein Minus von knapp 43 Prozent verzeichnet. Beide Produkte konzentrieren sich, wie die Namen bereits verraten, auf Aktien aus dem Bereich der medizinischen Anwendungen von Cannabis.
Top-Positionen im Medical Cannabis and Life Sciences sind derzeit:
- Das US-amerikanische Technologieunternehmen im Bereich Chemie- und Medizintechnik Perkinelmer,
- das irische biopharmazeutisches Unternehmen Jazz Pharmaceuticals und
- der ebenfalls irische Hersteller von OTC-Arzneimitteln Perrigo Company.
Weshalb Cannabis-Aktien so gelitten haben
Die Wertentwicklung der ETFs wirft die Frage auf, weshalb die Branche einen solchen Abschwung erlebte.
Das Problem: In einem jungen, sich entwickelnden Umfeld kann es auch passieren, dass etwas nicht so läuft wie geplant. Gegebenenfalls erweist sich ein Anbaugebiet als nicht ertragreich oder beim Vertrieb kommt es zu Verzögerungen. Vielleicht wurde auch die Geschwindigkeit der Legalisierung und deren positive Auswirkungen auf den legalen Cannabis-Handel in den unterschiedlichen Ländern falsch eingeschätzt.
Alles Faktoren, die dazu beitrugen, dass der Hanf-Markt ordentlich ins Wanken geriet.
Cannabis-Investments aussichtsreich oder überbewertet?
Eine Frage bleibt noch offen – kann der Markt möglicherweise durch günstige Bewertungen überzeugen?
Möchten Investoren generell in ein bestimmtes Thema investieren, können sie eine Reihe von Daten heranziehen, wie beispielsweise:
- die frühere Performance,
- das mit dem Thema selbst verbundene Risiko oder
- die Kapitalströme.
Ein weitere Möglichkeit ist es herauszufinden, ob das Thema in Bezug auf die fundamentale Bewertung teuer oder günstig ist.
Um diese Frage zu beantworten, hat das Analysehaus Morningstar für die größten ETFs in unterschiedlichen Themenbereichen einen Kurs/Fair Value berechnet. Schwerpunkt waren US-ETFs.
Das Ergebnis: Zu den günstigsten Themen gehören Freizeit, Transport und künstliche Intelligenz mit einer Unterbewertung zwischen 5 Prozent und 10 Prozent, zu den teuersten gehören dagegen Cannabis und Wellness mit einer Überbewertung von 25 Prozent beziehungsweise 18 Prozent.
Was heißt: Mit unterbewerteten Titeln sollten Anleger in diesem Markt eher nicht rechnen.
Die Analysten geben jedoch zu bedenken: die Bewertungen können innerhalb eines Themas erheblich variieren – deshalb lässt sich die Analyse nie auf alle Investments übertragen. >> Mehr zur Methodik findest du hier
Vorteile von Cannabis-Investments
- Aussicht auf eine zukunftsträchtige Branche
- Viele Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze
- Durch hohe Volatilität können hohe Gewinne eingefahren werden
Nachteile von Cannabis-Investments
- Junge Branche, die sich erst noch entwickeln muss
- Junge Unternehmen, die möglicherweise schnell pleitegehen
- Hohe Volatilität bedeutet auch hohe Verluste
- Politische Entscheidungen können einen enormen Einfluss nehmen
- Investments sind laut Morningstar-Analyse in einigen Fällen überbewertet