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  • Capgemini-Report: Deutschland verliert 41.000 Millionäre

Von , in Studien & UmfragenLesedauer: 6 Minuten
9 Menschen sind von hinten zu sehen und stehen auf einem Berg aus Dollar-Scheinen
Die Ultra-HNWIs – Personen mit einem Vermögen jenseits von 30 Millionen US-Dollar – verzeichneten mit einem Plus von 6,3 Prozent beim Vermögen und 6,2 Prozent bei der Anzahl die höchsten Zuwächse. | Foto: Midjourney

Das weltweite Vermögen der Superreichen ist 2024 erneut gestiegen. Laut dem aktuellen World Wealth Report 2025 von Capgemini wuchs das globale Vermögen der sogenannten High-Net-Worth Individuals (HNWIs) – Personen mit einem Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar – um 4,2 Prozent. Die Zahl dieser vermögenden Privatpersonen nahm weltweit um 2,6 Prozent zu.

Treiber dieser Entwicklung waren die wirtschaftliche Expansion und Zinssenkungen. Ein günstiges Zinsumfeld und starke Renditen am US-Aktienmarkt kurbelten die Vermögensbildung 2024 kräftig an, heißt es in der Studie, die bereits in ihrer 29. Ausgabe erscheint.

Nordamerika boomt – Europa schwächelt

Die Entwicklung verlief regional jedoch höchst unterschiedlich. Spitzenreiter war Nordamerika: Dort stieg das HNWI-Vermögen um satte 8,9 Prozent, die Zahl der Millionäre legte um 7,3 Prozent zu. Im asiatisch-pazifischen Raum wuchs die Zahl der vermögenden Privatpersonen um 2,7 Prozent, das Vermögen stieg um 4,8 Prozent.

Vermögenswachstum weltweit
Vermögenswachstum weltweit © Capgemini

Europa hingegen schwächelte deutlich. Die Zahl der HNWIs sank hier um 2,1 Prozent, während das Vermögen nur um magere 0,7 Prozent zulegte. Besonders bitter: Deutschland allein verlor bis Ende 2024 rund 41.000 Millionäre – ein Zeichen für die wirtschaftliche Stagnation in der größten Volkswirtschaft Europas.

Wachstum der HNWIs weltweit
Wachstum der HNWIs weltweit © Capgemini

Auch im Vereinigten Königreich ging die Zahl der HNWIs um 2,4 Prozent zurück, das Vermögen wuchs nur um 0,5 Prozent. Im Nahen Osten sank die Zahl der Superreichen um 2,1 Prozent, was die Studienautoren auf gesunkene Ölpreise zurückführen. Lateinamerika verzeichnete sogar Rückgänge sowohl beim Vermögen (-2,6 Prozent) als auch bei der Zahl der HNWIs (-8,5 Prozent).

Die Ultrareichen werden noch reicher

Interessant ist die Vermögenskonzentration innerhalb der Gruppe der Wohlhabenden. Die Ultra-HNWIs – Personen mit einem Vermögen jenseits von 30 Millionen US-Dollar – verzeichneten mit einem Plus von 6,3 Prozent beim Vermögen und 6,2 Prozent bei der Anzahl die höchsten Zuwächse.

Die Millionäre von nebenan (mit einem Vermögen zwischen einer und fünf Millionen US-Dollar) kamen dagegen nur auf ein Wachstum von 2,6 Prozent beim Vermögen und 2,4 Prozent bei der Anzahl. Die Gruppe dazwischen konnte ihr Vermögen um 4,3 Prozent steigern, ihre Zahl stieg um 4,2 Prozent.

 

Aktien beliebter – Anleihen verlieren

Auch bei der Vermögensaufteilung zeigen sich Verschiebungen. Die Aktienquote in den Portfolios der HNWIs erhöhte sich um einen Prozentpunkt auf 22 Prozent – getrieben durch starke Marktrenditen und die Begeisterung für KI- und Tech-Aktien.

Festverzinsliche Wertpapiere büßten dagegen zwei Prozentpunkte ein und machen nur noch 18 Prozent der Portfolios aus. Alternative Anlagen wie Rohstoffe, Private Equity, Hedgefonds und Kryptowährungen hielten ihren Anteil bei 15 Prozent. Dabei generierten insbesondere Private Equity und digitale Vermögenswerte signifikante Renditen. Bargeld und bargeldähnliche Anlagen normalisierten sich auf 26 Prozent der Portfolios.

83,5 Billionen Dollar wechseln den Besitzer

Ein prägnanter Trend betrifft den beispiellosen Vermögenstransfer auf die nächste Generation. Bis 2048 werden schätzungsweise 83,5 Billionen US-Dollar vererbt. 95 Prozent dieses Vermögens gehen an die Generation X (37 Prozent), Millennials (44 Prozent) und Generation Z (14 Prozent).

Bemerkenswert: Frauen werden bis 2035 einen signifikanten Anteil erhalten und bis 2048 voraussichtlich über 56 Prozent des übertragenen Vermögens verfügen – insgesamt 47 Billionen US-Dollar.

Junge Elite stellt andere Ansprüche

Die Gruppe der jüngeren HNWIs unterscheidet sich deutlich von den Baby-Boomern, die hauptsächlich Vermögenserhalt anstreben. Die sogenannten Next-gen HNWIs sind risikobereiter und bevorzugen Asset-Klassen wie Private Equity und Kryptowährungen.

Laut der Umfrage zeigen 88 Prozent der jungen Vermögenden mehr Interesse an alternativen Anlagen als die ältere Generation. Zudem interessieren sich 56 Prozent stärker für Offshore-Investments in traditionellen und aufstrebenden Vermögenszentren wie Singapur, Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien.

Die junge Elite erwartet außerdem maßgeschneiderte Dienstleistungen – insbesondere digitale Nachlassplanung und die Verwaltung digitaler Assets werden wichtiger. Auch Concierge-Services, etwa für medizinische Versorgung und Ausbildung, stehen hoch im Kurs. Ihre bevorzugten Kommunikationskanäle sind Website-Interaktionen und Videoanrufe – 71 Prozent der befragten Vermögensverwalter geben an, dass Next-gen HNWIs digitale Services bevorzugen.

Vermögensverwalter unter Druck

Diese veränderten Ansprüche stellen die Branche vor große Herausforderungen. Die Studie zeigt: 81 Prozent der Erben planen, innerhalb von ein bis zwei Jahren nach der Erbschaft den Vermögensverwalter zu wechseln. Als Hauptgründe nennen sie mangelnde digitale Services (46 Prozent), fehlende alternative Investmentmöglichkeiten (33 Prozent) und unzureichende Dienstleistungen (25 Prozent).

Carina Leidig
Carina Leidig © Capgemini

Carina Leidig, Leiterin Wealth & Asset Management bei Capgemini Invent in Deutschland, warnt: Der drohende Verlust dieser kritischen Kunden sei ein erhebliches Risiko für die globale Vermögensverwaltungsbranche. Die nächste Generation habe ganz andere Erwartungen als ihre Eltern, das erfordere neue Strategien. Unternehmen müssten ihre Berater mit digitalen Fähigkeiten ausstatten, ergänzt durch autonome KI-Agenten oder generative KI, um sowohl Kunden zu halten als auch wichtige Mitarbeiter an sich zu binden.

Die persönliche Beziehung zum Berater bleibt dabei entscheidend: 62 Prozent der Next-gen HNWIs würden ihrem Vermögensverwalter folgen, wenn dieser zu einer anderen Firma wechselt. Gleichzeitig sind viele Berater unzufrieden – 47 Prozent bemängeln die digitalen Tools ihrer Firma, jeder Vierte ist mit den Angeboten für die junge Kundschaft unzufrieden. Mit einer erwarteten Pensionierungswelle von 48 Prozent der Berater bis 2040 droht der Branche zusätzlich ein Talentproblem.

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