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Capital Group Connect 2019 „Kapitalgeber wollen bei deutschen Mittelstands-Innovatoren einsteigen“

John Emerson im Gespräch mit Karolyn Krekic, Managing Director Capital Group: Nicht nur der deutsche Mittelstand lockt ausländische Anleger, sondern auch Firmen, die Millennials adressieren.
John Emerson im Gespräch mit Karolyn Krekic, Managing Director Capital Group: Nicht nur der deutsche Mittelstand lockt ausländische Anleger, sondern auch Firmen, die Millennials adressieren. | Foto: Capital Group

Vor rund 70 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Finanzindustrie referierten Investment-Experten wie Peter Becker, Investmentdirektor Anleihen bei Capital Group, nicht nur über das sich rasant ändernde Umfeld für Investoren. Der Einfluss der Millennials auf die Weltwirtschaft kam ebenfalls zur Sprache. Hauptthema war jedoch das Panel-Gespräch zwischen John Emerson und Karolyn Krekic, Managing Director bei Capital Group: speziell die Situation Deutschlands in der aktuellen Weltlage, geprägt von Handelsstreit, Protektionismus und Brexit.

Handelskonflikt: Warten auf eine Annährung

„Globalisierung und multilaterale Handelssysteme haben die USA bis in die Obama-Jahre hinein bedeutend mitgeprägt. Sie bilden das Rückgrat für globales Wachstum und Wohlstand, vor allem in den westlichen Ländern“, sagte Emerson. Auch in Zukunft sollten Freihandelsabkommen Marktteilnehmer einbeziehen, die bisher wenig von der Globalisierung profitieren konnten. Doch momentan lähmt der Handelsdisput den Multilateralismus: „Dass es im Handelskonflikt nicht nur um den Handel mit Waren geht, macht den aktuellen Streit zwischen den USA und China so delikat“, betonte Emerson. Auch die ausländischen Direktinvestitionen in die USA, etwa durch die Automobilindustrie, erschwerten eine Lösung. Zudem müssten sich die USA durch das Hin und Her der Trump-Regierung das Vertrauen von Freunden und Verbündeten erst wieder verdienen.

In Bezug auf China ist das Handelsdefizit, die Relation zwischen Im- und Exporten, nicht das gravierendste Problem: Von vorn herein gab es Bestrebungen, eine Einigung im Sinne des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA zu erzielen. Als die USA einen Vorschlag Chinas aus dem Jahr 2018 aufgriffen, hätte dies die Grundlage für eine erste Annährungsphase werden können. Doch ein Deal zwischen Washington und Peking kam nicht zustande. Die Staaten sollten sich indes noch vor den US-Präsidentschaftswahlen einigen, appellierte Emerson. Dies sei für US-Präsident Donald Trump sogar die Voraussetzung, um eine Wiederwahl gewinnen zu können.

Deutscher Mittelstand lockt ausländische Investoren mit Innovationskraft

Zahlreiche große Volkswirtschaften spüren die Auswirkungen des Handelsstreits: Zum einen beschränkten milliardenschwere Sonderzölle und chinesische Handelspraktiken ausländische Unternehmen. Zum anderen fehle Klarheit darüber, wie die Staaten darauf dringen können, den Diebstahl geistigen Eigentums einzuschränken.

Kommt eine Einigung? „Sie wird jedenfalls wegen eventueller Zölle direkte Auswirkungen auf den exportierenden deutschen Mittelstand haben“, betonte Emerson. Aber nicht nur das: „Im deutschen Mittelstand schwinden die künftigen Führungsgenerationen“, erklärte Emerson. „Zudem werden gut geführte Mittelständler in Deutschland künftig auf externe Investoren angewiesen sein.“

Doch wo Risiken sind, schlummern auch Chancen. Entsprechend verglich der ehemalige US-Botschafter den deutschen und den US-amerikanischen Hang zum Risiko: „Die technologische Revolution im Silicon Valley und Silicon Beach hat die USA offen gegenüber einer gewissen Fehler- und Lernkultur gemacht – auch im Investment-Bereich. Die deutsche Finanzindustrie agiert jedoch bedeutend vorsichtiger als ihr Pendant in den Vereinigten Staaten“, kommentierte Emerson. Während es in den USA der Beherztheit halber Private-Equity-Investoren wie Sand am Meer gebe, tue man sich im weniger wagnisorientierten Deutschland mit einschlägigen Anlagen noch schwer.

Dabei seien sehr viele ausländische Investoren interessiert daran, ihr Eigenkapital in den deutschen Mittelstand einzubringen und von dessen Erfolg zu profitieren. Emerson lobte „die hervorragenden Produkte und Innovationen aus Deutschland, die den hiesigen Mittelstand anziehend für ausländische Investoren machen“, denn: „Kapitalgeber wollen bei deutschen Mittelstands-Innovatoren einsteigen.“

Für Kapitalgeber sind daneben auch global erfolgreiche Unternehmen im Allgemeinen interessant: etwa der Gesundheitsmarkt in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz und Big Data sei für Kapitalgeber ein besonders aussichtsreicher Markt.