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Capital-Group-Expertin Julie Dickson
Startet die 60/40-Comeback-Story?
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Capital-Group-Expertin Julie Dickson Startet die 60/40-Comeback-Story?

Passanten vor Schaufenster
Passanten vor Schaufenster: Die Konsumfreude scheint noch vollen allen Krisen unberührt | Foto: imago images/ZUMA Wire

Die klassische 60/40-Aufteilung zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren ist seit der Erfindung des Konzepts durch den Wirtschaftswissenschaftler Harry Markowitz im Jahr 1952 ein Grundpfeiler von ausgewogenen Portfolios. Der Grundgedanke hinter diesem Konzept war einfach: Erzielung von Anlageerträgen mit geringerem Risiko als bei einem reinen Aktienportfolio. Theoretisch sollten die Anleihen die Volatilität der Aktien ausgleichen, wenn die Aktienmärkte in Schwierigkeiten gerieten.  

 

 

Nach einem düsteren Jahr 2022, in welchem die globalen Aktienmärkte starke Rückgänge verzeichneten, wird dieser traditionelle Anlageansatz verständlicherweise in Frage gestellt. Dieser akute Rückgang folgte auf eine Ära, die durch niedrige Inflation, niedrige Zinsen und quantitative Lockerungen gekennzeichnet war. Im Jahr 2022 kehrten sich diese Faktoren um. Stattdessen rückten eine hohe Inflation und höhere Zinssätze in den Mittelpunkt, was zu einer Korrelation zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren führte, die so hoch war wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Drei Gründe, warum 60/40-Portfolien nun durchstarten

Die unsichere Geldpolitik, die nachlassende Weltkonjunktur, der Krieg gegen die Ukraine und der Wechsel der Markführerschaft von Wachstums- zu Substanzwerten haben dazu geführt, dass Anleger mit einem konservativeren Risikoprofil weiterhin nach Anlagelösungen suchen die langfristiges Kurspotenzial, aber auch Kapitalschutz und laufenden Ertrag bieten. 60/40-Portfolios sind genau dafür geschaffen. Ein einzelnes schwaches Jahr ist kein Grund, an ihren langfristigen Stärken zu zweifeln.

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Betrachten wir ein hypothetisches 60/40-Portfolio über einen längeren Zeitraum, sehen wir, dass die Wertentwicklung fast immer solide war. In 15 der letzten 20 Kalenderjahre lag es im Plus, und in den fünf Verlustjahren war das Minus nur zweimal zweistellig. Während das Anlageumfeld und die externen Einflüsse, die die Portfolioergebnisse beeinflussen, von Jahr zu Jahr stark variieren können, gibt es drei wichtige Faktoren, die unserer Meinung nach dazu beitragen könnten, dass 60/40-Portfolios im Jahr 2023 und darüber hinaus besser abschneiden werden: 

1. Niedrigere Inflation wird 60/40-Portfolios entlasten

Wenn die zuletzt so hohe Inflation wieder fällt, könnten sich die Korrelationen zwischen internationalen Aktien und internationalen Anleihen wieder normalisieren. Eine hohe Inflation geht schließlich oft mit einer engen Korrelation zwischen Aktien und Anleihen einher. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass bei einer steigenden Teuerung auch die Inflationserwartungen unsicherer werden. Für Anleihen könnten dann höhere Risikoprämien verlangt werden, sodass ihre Kurse fallen.

 

 

Hohe Inflation und hohe Anleihenrenditen führen aber auch zu höheren Diskontfaktoren für die zukünftigen Unternehmensgewinne, was wiederum den Aktienkursen schadet. Die unterschiedliche Entwicklung von Aktien und Anleihen ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des 60/40 Konzepts.

Aus den USA kommen nun aber wieder positive Signale: Die Inflation ist dort bereits gefallen und die Fed hat auf ihrer Sitzung im Dezember 2022 den Leitzins nur noch um 50 Basispunkte angehoben. Vorausgegangen waren viermal 75 Basispunkte.

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Wenn die Inflation weiter fällt, wird die Fed die Zinserhöhungen wohl weiter verlangsamen. Qualitätsanleihen könnten dann stabiler sein und höheren Ertrag bieten. Eine geringere Inflation wäre aber auch gut für Aktien, da die Gewinnmargen bei fallenden Kapitalkosten steigen. Und auch die   Umsätze könnten dann zulegen. Die Unternehmensgewinne würden ebenfalls wieder stärker steigen, wenn auch vermutlich mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Sektoren. 

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2. Jede Rezession ist irgendwann vorbei

Auch wenn sie für Anleger anstrengend sind, Rezessionen sind nötig, um die Übertreibungen früherer Wachstumsphasen zu korrigieren, vor allem, wenn sie so lange dauern wie in den letzten zehn Jahren. Ein anderer Lichtblick könnte sein, dass Rezessionen meist nie wirklich lange dauern. 

Unsere Analyse von elf US-Zyklen seit 1950 zeigt, dass die Rezessionen zwischen zwei und 18 Monaten dauerten, wobei der Durchschnitt bei etwa zehn Monaten lag. Darüber hinaus erholen sich Aktien meist schon, bevor die Rezession vorbei ist. Fast alle großen Aktienmärkte waren 2022 bereits gefallen, bevor die Konjunktur nachließ und befanden sich spätestens Mitte 2022 in der Baisse. Aktienkurse fallen allerdings bereits bevor die Konjunktur nachlässt, erholen sich jedoch auch schon wieder, wenndie Konjunktur noch schwächelt. Sollte sich diese Geschichte wiederholen, könnten sie bereits gut sechs Monate vor Beginn der Konjunkturerholung wieder steigen.

3. Rückkehr der Rendite

Die hohe Inflation und die Zinserhöhungen könnten in Zukunft auch für höhere Erträge bei den Anleihen sorgen. Als die Anleihenkurse fielen, stiegen in allen Sektoren die Renditen und damit die späteren Erträge. Der Gesamtertrag einer Anleihe ist die Summe aus Kursveränderung und der jetzt sehr viel höheren Rendite. Weil Anleihen wieder Rendite bieten, wird die Assetklasse wieder interessant. Ein Renditeniveau wie heute hat in der Vergangenheit Erträge ermöglicht.

Grundsätzlich können Investoren bei höheren Renditen höhere laufende Anleihenerträge erzielen. Das könnte auch dem Gesamtertrag nutzen, selbst wenn die Kurse volatil bleiben. Einem aktiven Manager bietet ein solches Marktumfeld vielfältige Chancen, er muss aber wählerisch sein. 

 

 

Auch bei Aktien könnten die laufenden Erträge wieder wichtiger werden. Durch den Führungswechsel am Markt im letzten Jahr, von Wachstumswerten zu Substanzwerten, spielen die Dividenden wieder eine wichtigere Rolle. In den 2010ern hatten sie nur 16 Prozent Anteil am Gesamtertrag des S&P 500 Index. Langfristig betrug ihr Anteil aber durchschnittlich 38 Prozent, und während der Hochinflationsphase in den 1970ern waren es sogar über 70 Prozent.

Auch die Neubewertung vieler traditioneller Wachstumssektoren wie Software, soziale Medien, digitaler Zahlungsverkehr und Halbleiter könnte einzelwertorientierten Investoren Chancen bieten. Für gute Erträge müssen sie Unternehmen finden, die mit dem neuen Umfeld zurechtkommen – mit höheren Zinsen, knapperem Kapital, veränderten Lieferketten und höheren Arbeitskosten.

 


Über die Autorin:

Julie Dickson arbeitet als Investment-Direktorin beim US-amerikanischen Fondsanbieter Capital Group.

 

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