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Robert Halver über Car Wars Wenn deutsche Autos die nationale Sicherheit der USA bedrohen

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Dazu ist die Importzollkeule ein geeignetes Instrument. Er weiß, dass die deutsche Autoindustrie nicht auf den großen US-Automarkt verzichten kann. Sollten also Importzölle tatsächlich kommen, werden Mercedes, BMW, VW, Audi und Porsche aus dieser Not eine Tugend machen: Dann werden sie german cars eben immer mehr in den USA produzieren. Den global agierenden deutschen Autokonzernen und nicht zuletzt ihren Aktienkursen ist es ziemlich gleichgültig, wo produziert wird, Hauptsache, es wird gut verkauft. Ohnehin sind amerikanische Unternehmenssteuersätze günstiger als deutsche.

Was hat Europa Amerikas Car Wars entgegenzusetzen?

Macht Amerika im Auto-Krieg mobil, werden europäische und deutsche Automobil-Standorte verlieren, vor allem Arbeitsplätze. Es darf daran erinnert werden, dass der Autosektor immer noch der entscheidende Wirtschaftsfaktor bei uns ist. Es ist jetzt nicht mehr ausreichend, wenn unsere Politiker verbal ihr Mütchen kühlen. Wo bleiben die Taten?

Dass Trumps Amerika Europa und Deutschland autotechnisch gegenüber egomanisch und stark, sozusagen unilateral, auftreten kann, hat viel mit unserer rechtsatlantischen Schwäche zu tun. Europa verkauft sich Amerika gegenüber praktisch weit unter seinem theoretischen geopolitischen Potenzial.

Europa kann nur ein starkes Gegengewicht bilden, wenn es geschlossen auftritt. Tut es aber nicht. Schon mit der geistesgestörten Brexit-Debatte beweist Europa masochistische Wehrkraftzersetzung. Anstatt gesamteuropäisches Gewicht auf die globale Waage zu bringen, beweisen viele national denkende Insel-Politiker nur, dass während ihrer Kinderzeit die Schaukel zu nahe an der Wand gestanden hat.  

„Europäischer Hühnerhaufen“

Und was ist mit der deutsch-französischen Freundschaft? Auch die unzähligen Küsschen, die Angela und Emmanuel herzergreifend austauschen, täuschen nicht darüber hinweg, dass die Achse Paris-Berlin nicht mehr bruchfest ist. Man ist sich in zu vielen Fragen längst nicht mehr grün, siehe erweiterte europäische Integration, Finanz- und Steuerfragen oder auch Energiepolitik.

Kommen wir auf Autos zurück: Frankreich und andere EU-Länder haben bei US-Importzöllen wenig zu verlieren. Ihre Autos muss man in den USA mit der Lupe suchen. Warum sollten sie sich also für Auto-Deutschland in die Bresche werfen und ein schlechtes Verhältnis zu Trump riskieren. Jeder ist sich selbst der Nächste, leider auch in Europa.

Wenn der europäische Hühnerhaufen sich nicht gegen den amerikanischen Hahn mit dem Spitznamen „Komischer Kauz“ verbündet, macht er mit uns auch in puncto Importzöllen auf Autos den Molli. Übrigens, warum sollten Chinesen oder Russen so ein kakophonisches Europa ernst nehmen?

Wenn Europa nur gackert, auch gegeneinander und keine gemeinsamen Lösungen schafft, braucht es sich nicht zu wundern, früher oder später auf der geopolitischen Speisekarte zu landen.

Die Lust auf Huhn ist mir schon lange vergangen.

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