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Carl Vine im Gespräch „Japanische Aktien bekommen nicht genug Aufmerksamkeit“

Carl Vine von M&G Investments
Carl Vine von M&G Investments: „In der japanischen Wirtschaft schlummert noch erhebliches Potenzial.“ | Foto: M&G Investments

Das Investment: Herr Vine, in den vergangenen sechs Monaten ließ der Tokyo Stock Price Index (Topix) den MSCI World klar hinter sich. Wie erklären Sie sich die gute Performance?

Carl Vine: Japanische Aktien haben sich auch längerfristig gut entwickelt. Für die vergangenen zehn Jahren liegt die annualisierte Gesamtrendite bei etwa 14 Prozent. Diese Performance ist auf das Gewinnwachstum zurückzuführen. In diesem Zeitraum haben sich die Gewinne der börsennotierten japanischen Unternehmen mehr als verdoppelt.

Keine schlechte Leistung. Zogen die Bewertungen am Aktienmarkt denn nach?

Vine: Nein. Diese sind trotz der hohen Gewinne nach wie vor äußerst moderat. Im Gegensatz zum US-Markt, wo die Bewertungen in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind, bleiben die japanischen Bewertungen attraktiv.

Wie wirkte sich die Wirtschaftspolitik Japans in den vergangenen Jahren Zeit aus?

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Vine: Während die makroökonomische Politik in Japan im Großen und Ganzen unterstützend wirkte, ist die japanische Wirtschaft in den letzten zehn Jahren kaum gewachsen. Umso beeindruckender ist die Gewinnentwicklung der börsennotierten Unternehmen.

Woran liegt das?

Vine: Die Hauptursache für die starke Gewinnentwicklung liegt meiner Meinung nach in der Strukturreform der börsennotierten Unternehmen. Im Anschluss an Shinzō Abes sogenannter Dritter-Pfeil-Reform, die vor fast einem Jahrzehnt begann, wurden wir Zeuge einer gut organisierten, staatlich geförderten Kampagne. Sie drängte die Unternehmen zu einer besseren Unternehmensführung und zu steigenden Kapitalrenditen. Die Folgen dieser Politik sind im veränderten Verhalten der Unternehmen in Japan und definitiv in der Ertragslage sichtbar.

Sehen Sie noch weiteren Reformbedarf in Japan?

Vine: Auf jeden Fall. In der japanischen Wirtschaft schlummert noch ein erhebliches Potenzial. Und es liegt im ureigenen Interesse Japans, dieses zu erschließen. Die japanische Wirtschaft leidet zum Beispiel immer noch unter einer extrem niedrigen Arbeitsproduktivität, und die Gewinnspannen der Unternehmen sind nach wie vor relativ niedrig. Die Reformbemühungen gehen in diese Richtung, aber es sind noch weitere Anstrengungen erforderlich.

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