- Startseite
-
Jahresauftakt-Brief von Edouard Carmignac

Die tektonischen Platten der Geopolitik, der Technologie und des Klimas verschieben sich und bieten einen fruchtbaren Boden für tiefgreifende Veränderungen und entschlossenes Handeln.
2025 beginnt mit Donald Trumps neuer Amtszeit. Viele, vor allem in Europa, sehen ihn als große Bedrohung an. Sicher, seine wiederholten Stellungnahmen zum Klimaschutz sind besorgniserregend. Doch diese berechtigten Bedenken sollten jedoch nicht seinen starken Willen überschatten, das Investitionsklima in den USA durch weniger Regulierung, Kürzungen der Staatsausgaben und eine technologiefreundliche Verwaltung zu fördern.
Von der Autoindustrie bis zur Rente: Europas dringender Reformbedarf
Was wäre, wenn diese Wahl eine Besinnung auf den gesunden Menschenverstand ermöglichen würde? Der Niedergang der europäischen Automobilindustrie, die mittlerweile als Paradebeispiel berüchtigt ist für alle Widrigkeiten, mit denen europäische Unternehmen zu kämpfen haben, sollte uns eine deutliche Lehre sein. Es gibt einfach zu viele Regeln und Arbeitsgesetze, die nie den Bedürftigsten zugutekommen, eine extreme Naivität in Bezug auf den Welthandel und endlose Diskussionen, um sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen.
Seit Jahren rufen ich und andere verzweifelt nach einem kollektiven Erwachen. So forderte ich zuletzt im Frühjahr 2024 die Nominierung von Mario Draghi als Präsident der Europäischen Kommission. Die demografischen Entwicklungen sind ein weiteres Beispiel: Niemand glaubt mehr ernsthaft, dass die europäischen umlagefinanzierten Rentensysteme tragfähig sind. Jeder weiß das. Dennoch verzögern ideologische Argumente eines vergangenen Zeitalters die Einführung von Zusatzrenten, die auf dem Prinzip der Kapitalbildung basieren und die einzig gangbare Option darstellen.
Worauf warten unsere Politiker? Der fehlende Mut und die zynischen politischen Schachzüge der vergangenen Jahrzehnte haben uns an den Rand eines kollektiven Bankrotts gebracht. Sollen wir erst handeln, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen? Letztendlich sollte sich Pragmatismus durchsetzen. Mit dem Draghi-Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU liegt den politischen Kräften in Europa nun eine Blaupause vor. Sie wären gut beraten, ihn zu lesen und umzusetzen.
Erfolgreiche Geldanlage muss Geopolitik und Technologie im Fokus haben
Um in den nächsten 35 Jahren erfolgreich zu investieren, wird die Titelauswahl allein nicht mehr ausreichen. Es wird auch eine gründliche geopolitische Analyse erforderlich sein. Jeder weiß, dass sich das globale Wachstum verlangsamen wird, und Länder mit einer schlechten politischen Führung werden zurückfallen. Schon jetzt sind differenzielle Kräfte sichtbar: USA vs. Europa, Indien vs. China, Argentinien vs. Brasilien...
Ich habe schon immer an das Wachstumspotenzial der Schwellenländer und an Technologie geglaubt. Und das ist immer noch der Fall, heute vielleicht mehr denn je. Denken Sie an den Weg, den wir in den vergangenen 20 Jahren zurückgelegt haben, an die Talente, die sich auf der ganzen Welt entwickeln, an den Wetteifer, die Kreativität und den geschaffenen Wohlstand. Das erstaunt mich immer wieder. Und jetzt erreichen wir mit dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz einen Wendepunkt, der neue Champions hervorbringt und die Grenzen erweitert. Viele erkennen an, dass es sich um eine Revolution handelt, aber ich glaube, dass das Ausmaß der bevorstehenden Veränderungen noch unterschätzt wird. Dieses Thema geht natürlich über die Vermögensverwaltung hinaus, aber für uns ist die Antwort einfach: Wir müssen uns die Technologie zu eigen machen wie nie zuvor.
Herzlichst Ihr
Edouard Carmignac