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Carmignac-Experte Didier Saint-Georges Irgendwann müssen Zentralbanken die weiße Fahne hissen

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Die Fed kann gewissermaßen als die Zentralbank des globalen Wachstums bezeichnet werden. China erlebt logischerweise bereits eine deutliche Verlangsamung seiner Exporte. Und dies noch bevor die sich zuspitzenden protektionistischen Maßnahmen, denen es ausgesetzt ist, möglicherweise die Kollision verschärfen, sobald der in Buenos Aires geschlossene Waffenstillstand beendet ist. Diese Verlangsamung kommt neben dem zwingend erforderlichen Schuldenabbau noch zur strukturelleren Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hinzu. Die Indikatoren für das europäische Wachstum, die stark mit dem Welthandel verknüpft sind, vollzogen unterdessen eine Kehrtwende. Auch der Rückgang des Verbrauchervertrauens in Frankreich wird nicht zur Belebung der Binnennachfrage beitragen.

Die amerikanische Ausnahme scheint zunehmend verwundbar. Diese Fragilität liegt in erster Linie daran, dass die Fed-Bilanz schrumpft und durch den wachsenden Finanzierungsbedarf das Haushaltsdefizit der Trump-Regierung explodiert. Diese weitere Kollision schob die 10-jährigen US-Zinsen von 2,4 Prozent zu Beginn des Jahres auf Spitzenwerte von über 3,2 Prozent im Oktober und November. Es trieb widerum die Hypothekenzinsen nach oben und verlangsamte somit die Wohnungsbauinvestitionen. Jüngst wurde in dieser Massenkarambolage auch noch der Vermögenseffekt auf den Konsum verwickelt. Es handelt sich dabei um eine der wichtigsten Transmissionsriemen der quantitativen Lockerung in die Realwirtschaft.

Da in den Immobilien- und Aktienmärkten mittlerweile reichlich Sand im Getriebe ist, läuft aber auch das nicht mehr rund. Zu guter Letzt gingen die Investitionen von US-Unternehmen im dritten Quartal zurück. Sie sind deutlich verunsichert, was die Handelsspannungen mit China angeht. Der globale Konjunkturzyklus kollidiert also in einer Phase des Abschwungs mit der geldpolitischen Normalisierung, was ihn noch weiter schwächt. Zu dieser Problematik kam der politische Zyklus hinzu. Von Brasilien bis nach Europa, von Großbritannien bis in die Vereinigten Staaten: Es rollt eine Protestwelle über die Länder hinweg, die die wirtschaftliche Globalisierung und den Freihandel infrage stellen.

Alles Faktoren, die seit 30 Jahren das weltweite Wachstum und die Margen der internationalen Konzerne gestützt hatten. Zugleich setzt sich insbesondere in Europa die Polarisierung der Meinungen fort. Aufgrund eines oftmals sehr fragmentierten, traditionellen Politikangebots geraten die repräsentativen Demokratien unter Druck und werden zunehmend durch unmittelbaren und konfrontationsafinen politischen und gesellschaftlichen Grolls blockiert. Letzterer wendet sich zunehmend gegen den seit 2008 in Stein gemeißelten Grundsatz der Haushaltsdisziplin.

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