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Carmignac-Experte Didier Saint-Georges Warum Anleger sich nicht auf ihr Bauchgefühl verlassen sollen

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Konzentrieren Sie sich auf eine solide Argumentationsgrundlage und begnügen Sie sich nicht mit vereinzelten Hinweisen, die für Ihren Standpunkt sprechen

Die eingehende Auseinandersetzung mit Ihrer Argumentation bietet Ihnen die Möglichkeit, einen hohen Überzeugungsgrad zu entwickeln. Und dank dieses hohen Überzeugungsgrads können Sie eine Position lange genug auch entgegen der allgemeinen Marktauffassung halten, bis Ihnen die Ereignisse letztlich Recht geben und die Märkte entsprechend reagieren.

 Nachdem enttäuschende US-Wirtschaftsdaten, ein Abschwung der chinesischen Konjunktur sowie die damit einhergehende Abwertung des Yuan und die erste Zinsanhebung durch die US-Notenbank während der Sommermonate eine Korrekturphase ausgelöst hatten, schoss der MSCI World-Index im Oktober 2015 nach oben.

Doch trotz der Erholungstendenz des Index schienen die pessimistischen Aussichten für die Aktienmärkte nur allzu gerechtfertigt zu sein, da sich die wirtschaftliche Lage in China ja verschlechterte. Außerdem wurde das Wirtschaftswachstum durch die US-Geldmarktpolitik belastet, während die Ölpreise auf Talfahrt gingen.

Es brauchte jedoch großen Mut, um an dieser Überzeugung festzuhalten. Im November nahmen die Investoren dann aber endlich Vernunft an, so dass der Index schließlich eine Trendwende vollzog. So gab er zwischen November 2015 und Februar 2016 (dem Monat, in dem die chinesische Regierung – wie bereits im Jahr 2009 – ein neues Ankurbelungsprogramm ankündigte) 15 Prozent nach.

 Was beim Risikomanagement oftmals als „Mut“ angesehen wird, ist nichts anderes als ein Fokus auf begründete Überzeugungen, die es Ihnen erlauben, dem Druck geduldig standzuhalten und mögliche Begründungen und Analysen skeptisch zu betrachten.

Nutzen Sie dieses Wissen, um ein übermäßiges Vertrauen um jeden Preis zu vermeiden

Das Problem an einem Fokus auf kurzfristige Erfolge anstelle einer fundierten Argumentationskette ist, dass sie Sie dazu verleiten könnten, einfach weiterzumachen. So könnten Sie geneigt sein, auf jene Strategien zurückzugreifen, die ja „schon einmal funktioniert“ haben, Ihrem Bauchgefühl zu folgen und sich zunehmend auf Ihre Intuition zu verlassen. Scharen von Anlegern sind den Verlockungen von Asset-Blasen bereits erlegen, um nach dem Platzen dieser Blasen dann die Scherben zusammenzukehren.

Ebenso hatten Sie letztlich aber auch „Glück“, wenn es Ihnen gelungen ist, die heftigen Verluste im Zuge des Markteinbruchs von Ende 2008 zu vermeiden, weil sie bereits seit Jahren davon überzeugt waren, dass die Volkswirtschaften der westlichen Welt unter ihrer beträchtlichen Schuldenlast zusammenzubrechen drohten. Aber aufgrund dieser Gewinne war es für Sie wahrscheinlich auch nicht möglich, Ihr Portfolio auf eine Erholungstendenz im März auszurichten.

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