LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 22.05.2023 - 12:08 Uhrin FondsLesedauer: 10 Minuten
Headphones
Artikel hören
Xavier Hovasse im Gespräch
„Noch sind chinesische Aktien als Schnäppchen zu haben“
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.

Xavier Hovasse im Gespräch „Noch sind chinesische Aktien als Schnäppchen zu haben“

Xavier Hovasse, Fondsmanager und Leiter Emerging Equities bei Carmignac
Xavier Hovasse, Fondsmanager und Leiter Emerging Equities bei Carmignac: „Die Schwellenländer können Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft werden.“ | Foto: Carmignac

DAS INVESTMENT: Ihr Aktienfonds Carmignac Emergents hat jüngst ein besseres Rating von Scope erhalten. Als Grund geben die Analysten die gesteigerte Performance an. Worauf führen Sie das erfolgreiche Abschneiden zurück?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Xavier Hovasse: 2022 war ein schwieriges Jahr für die Anleger. Die plötzliche Rückkehr der Inflation, ein neuer Krieg in der Ukraine, der eine Energiekrise auslöste, und zudem ein spektakulärer Anstieg der Zinssätze überraschten die Finanzmärkte, die seit 2008 daran gewöhnt sind, dass die Notenbanken alle Krisen durch eine angepasste Geldpolitik lösen können. Auf den ersten Blick mag dieses Umfeld für das traditionelle Management von Carmignac Emergents ungünstig erscheinen, einer Anlagestrategie, die nicht in fossile Brennstoffe investiert und im Wesentlichen auf Wachstum ausgerichtet ist.

 

 

Dank unseres strengen Anlageprozesses konnten wir jedoch ein schlechtes Jahr vermeiden. Konkret haben wir es vor allem geschafft, der starken Underperformance Chinas Herr zu werden. Dies ist hauptsächlich auf unsere Entscheidung Ende 2021 zurückzuführen, chinesische Unternehmen aufzustocken, die in New York notiert sind, sogenannte ADRs. Deren Kurse erschienen uns weitgehend falsch, da einige Aktien wie etwa das Bildungsunternehmen New Oriental unter den vom Unternehmen gehaltenen Barmitteln gehandelt wurden.

Haben Sie weitere Beispiele?

Hovasse: Ja, auch außerhalb Chinas profitierte das Portfolio von unserer Disziplin, bestimmte Positionen nach übermäßigen Rückgängen auszubauen, statt zu kapitulieren und sie aufzulösen. Als das Vertrauen der Investoren wieder zunahm, glänzte beispielsweise insbesondere der Halbleitersektor, wo wir gleich bei drei Titeln stark engagiert sind: Samsung Electronics, Taiwan Semiconductor und Tokyo Electron.
Schließlich kam uns auch indirekt der Anstieg der Rohstoffpreise zugute, an dem wir dank unseres überdurchschnittlichen Engagements in Lateinamerika teilhaben.

Der chinesische Aktienmarkt ist besonders stark in dieses Jahr gestartet. Sehen Sie dies schon als Zeichen für eine dauerhafte Trendwende?

Hovasse: Wir glauben, dass 2023 ein Jahr der Normalisierung für Chinas Wirtschaft und die Finanzmärkte sein wird, was chinesische Aktien zu einer attraktiven langfristigen Allokation für Anleger machen könnte. Die nach den Covid-Einschränkungen nun früher als erwartet erfolgte Wiedereröffnung Chinas, die andauernde Lockerung der politischen Maßnahmen und die eindeutige Hinwendung der Regierung zu einer wachstumsfördernden Politik lassen uns erwarten, dass die Wirtschaft weiter an Fahrt aufnimmt, auch wenn die Geschwindigkeit der Wiedereröffnung kurzfristig einige Schwierigkeiten verursachen könnte.

Und welche Wirtschaftsleistung erwarten Sie unter dem Strich?

Hovasse: Wir gehen davon aus, dass sich das Bip-Wachstum in China ab dem zweiten Quartal beleben und im gesamten Jahr rund 5 Prozent erreichen wird. Damit wäre China die einzige große Volkswirtschaft, deren Bip-Wachstum sich momentan beschleunigt.

Wie Sie selbst sagen, spricht die derzeitige Gemengelage auf den ersten Blick nicht für Schwellenländeraktien. Warum täuscht dies aus Ihrer Sicht und was spricht insbesondere für chinesische Aktien?

Hovasse: Nach einem besonders turbulenten Jahr für die Finanzmärkte zeichnet sich für 2023 eine globale Konjunkturabschwächung ab, die vor allem auf die schwachen Wachstumsaussichten der Industrieländer zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu scheinen die Schwellenländer gut positioniert zu sein, um sich zu erholen und damit die globale Aktivität anzukurbeln. Dank besserer makroökonomischer Fundamentaldaten, eines günstigeren Inflationsumfelds als in den Industrieländern und dank der Wiedereröffnung Chinas bieten einige Schwellenländer aktuell attraktive Renditen für Anleger, die nach Diversifizierungsmöglichkeiten suchen.

 

Tipps der Redaktion