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Carmignac: „Goldaktien werden alles andere outperformen“

Xavier Hovasse im Gespräch mit Redakteurin Astrid Lipsky
Foto: Christian Scholtysik
Xavier Hovasse im Gespräch mit Redakteurin Astrid Lipsky Foto: Christian Scholtysik

DAS INVESTMENT.com: Herr Hovasse, 22,9 Prozent hat der MSCI Bric in den vergangenen fünf Jahren verloren. Ist das Bric-Konzept gescheitert?

Xavier Hovasse: Die Bric-Länder haben viele Investoren enttäuscht. Brasiliens Ölindustrie etwa war ein Schocker. Die halbstaatliche Mineralölfirma Petrobas war alles andere als ein gutes Investment. Außerdem gibt es Probleme auf dem Immobilienmarkt und im Bankensystem. Indien ist eine Defizit-Wirtschaft und hat politische Probleme. In China haben viele eine harte Landung der Wirtschaft befürchtet. Und Russland hat mehrmals bewiesen, wie niedrig die Corporate Governance Standards dort sind. Wenn Sie das alles zusammennehmen, wundert es nicht, dass der Bric-Enthusiasmus deutlich nachgelassen hat – zu Recht.

DAS INVESTMENT.com: Also ist das Bric-Konzept tot.

Horvasse: Nein, im Gegenteil. In den vergangenen zwei, drei Monaten haben wir eine deutliche Verbesserung in diesen sehr wichtigen Ländern beobachtet. In China sieht es sehr danach aus, dass die Wirtschaft den Tiefpunkt erreicht hat und nun wieder anzieht. Vom Immobilienmarkt kommen positive Zeichen und der Konsum ist nach wie vor gut. Die Kreditvergabe zieht an. Die Exporte steigen.

DAS INVESTMENT.com: Aber die Schulden-Krise der USA dürfte vor allem die wichtigste Wirtschaft der Brics, China, leicht ausbremsen.

Hovasse: Über eines sollten sich Investoren im Klarens ein. Chinas Wirtschaft wird nie wieder mit 9 oder 10 Prozent wachsen. Und das ist gut so. In der nächsten Dekade wird China mit 6 bis 7 Prozent pro Jahr wachsen. Das hat immer noch dieselben Auswirkungen wie das 10-Prozent-Wachstum vor drei Jahren. Einfach weil die Wirtschaft inzwischen viel größer ist. Würde China weiterhin so stark wachsen, führe das unweigerlich zu einer Überhitzung.

DAS INVESTMENT.com: Ist Inflation ein Problem?

Hovasse: Nein, die Inflation ist in den vergangenen Jahren unnormal niedrig gewesen, weil viel Kapital in Investitionen geflossen ist. Der Wechsel hin zu mehr Binnenkonsum führt zwangsläufig zu steigenden Preisen. Die Inflation dürfte von 3 auf 5 Prozent steigen in den kommenden Jahren. Das ist aber kein Problem, denn die Mittelschicht wächst, die Löhne steigen und die Währung wertet weniger auf.

DAS INVESTMENT.com: Was ist mit der regionalen Verschuldung?

Hovasse: Schwer zu sagen, weil die Transparenz fehlt. Wir sehen hier aber kein Problem. Die gesamte Verschuldung pro Kopf ist in den vergangenen zehn Jahren nicht gestiegen und im Ernstfall können die Banken einfach rekapitalisiert werden Außerdem ist China nicht von ausländischem Kapital abhängig. Es ist ein geschlossener Finanzkreislauf.

DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie das größte Risiko?

Hovasse: Das größte Risiko ist, dass das nächste Politbüro gravierende Fehlentscheidungen trifft. Das halte ich aber für unwahrscheinlich. Es besteht kein Grund, pessimistisch zu sein. Ich habe mehr Bedenken bei Frankreich als bei China. Frankreichs Regierung tut nichts von dem, was sie eigentlich dringend tun müsste, um die Verschuldung zu senken.

DAS INVESTMENT.com: Ist Ihr Umzug von Frankreich nach China schon geplant?

Hovasse: Nein, das dann doch nicht. Die Lebensqualität in Frankreich ist immer noch höher als in China. Aber ich traue den chinesischen Politikern mehr zu als den französischen. Chinesische Politiker geben ihre Fehler zu, in Frankreich sieht das anders aus.

DAS INVESTMENT.com: Kommen wir zurück zu den Bric-Ländern. Wie sieht es in Indien aus?

Hovasse: Auch Indien erholt sich, obwohl es eine Defizit-Wirtschaft ist. Indien braucht allerdings ausländisches Kapital, die Finanzmärkte, um das Minus in der Bilanz auszugleichen. Und Indien hat kein Öl, muss es teuer importieren. Ich bevorzuge China.

DAS INVESTMENT.com: Brasilien?

Hovasse: Brasilien ist zuletzt überhaupt nicht mehr gewachsen. Die Regierung hat aber früh reagiert. Die Zinsen wurden gesenkt, eine massive Geldspritze, die Währung ist abgewertet und Steuern wurden gekürzt. Die Wirtschaft beginnt darum, sich zu erholen. Es gibt zwar immer noch strukturelle Probleme, etwa bei der Wettbewerbsfähigkeit. Aber das Risiko einer großen Bankenkrise ist deutlich gesunken.

DAS INVESTMENT.com: Wie sieht Ihre Asset Allokation aus?

Hovasse: Wir haben jüngst deutlich stärker in Qualitätsunternehmen umgeschichtet, die eine bessere Visibilität der Einnahmen haben. Die Firmen in den Schwellenländern wachsen stark. Darum suchen wir jene mit einem hohen Cashflow, die ihr Wachstum selbst finanzieren können. Zudem bevorzugen wir Sektoren, die noch nicht bei jedem auf der Watchlist stehen, Banken in Mexiko oder Indonesien beispielsweise. Staatbetriebe meiden wir. Auch die großen Exportwirtschaften wie Korea und Taiwan gewichten wir unter. Wir setzen mehr auf die Konsum-Story. Und Goldminen finden wir derzeit sehr interessant.

DAS INVESTMENT.com: Warum Gold?

Hovasse: Wir sind überzeugt, dass Gold alle anderen Asset-Klassen in den kommenden Jahren outperformen wird. Schließlich ist es noch ein langer Weg, bis Europa, die USA und Japan entschuldet sind. Die Zentralbanken werden weiter Geld drucken müssen.

DAS INVESTMENT.com: Eine sichere Sache ist das ja trotzdem nicht.

Hovasse: Vor allem kurzfristig hängen die Schwellenländer-Börsen stark an den globalen Kapitalmärkten. Wenn die USA die Fiskalklippe hinunterspringen oder in Europa ein weiterer Akt im Griechenland-Drama auf die Bühne kommt oder Israel in Konflikt mit dem Iran gerät, was den Ölpreis sofort in die Höhe schnellen lassen würde, dann geht es auch an den Börsen der Schwellenländer bergab. Langfristig werden die Schwellenländer den Rest der Welt outperformen. Die Währungen werden aufwerten, weil die Bilanzen einfach deutlich gesünder sind.

DAS INVESTMENT.com: Wie viel Zeit muss ich denn mitbringen?

Hovasse: Drei bis fünf Jahre. Wir selbst kaufen Unternehmen mit einem Investmenthorizont von fünf Jahren, ungefähr einen kompletten Wirtschaftszyklus. Denn was den Investoren klar sein muss ist, dass wir den Großteil der Performance in Krisenzeiten machen. Dann schwanken die Unternehmen in unserem Fonds deutlich weniger, weil sie aufgrund des hohen Cashflows nicht so abhängig von den Kapitalmärkten sind.

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