Carmignac-Manager Joseph Mouwad über Lateinamerika „In Brasilien liegt einiges im Argen“
Wie ist es aus Ihrer Sicht um die südamerikanische Länder wie allen voran Argentinien und Brasilien bestellt?
Joseph Mouawad: Am 28. August kündigte der neue argentinische Finanzminister Hernán Lacunza einige Maßnahmen zur Umschuldung an: Unter anderem sollen die Laufzeiten kurzfristiger inländischer Schuldverschreibungen in Peso (ARS) und US-Dollar im Wert von circa 7 Milliarden Dollar verlängert werden. Das sollte theoretisch den Druck auf den Devisenmarkt verringern, da weniger ARS-Liquidität am Markt ausläuft. Zusätzlich soll es ein Programm für ausländische Anleihegläubiger mit weniger als zehn Jahren Laufzeit geben, die freiwillig ihre Laufzeiten verlängern können. Die Regierung hat zudem bereits Gespräche mit dem IWF zur Schuldenrestrukturierung aufgenommen.
Und wie sieht es am Zuckerhut aus?
Mouawad: In Brasilien hingegen liegt einiges im Argen. Hier kommen mehrere Sachen zusammen: politische Spannungen, Korruption und eine schlechte technische Positionierung des Marktes. All das macht Brasilien zu einem der am schlechtesten funktionierenden Märkte der letzten Zeit. Auch die angesprochene Situation im Nachbarland Argentinien ist nicht unbedingt hilfreich.
Welche Sorgenkinder sehen Sie noch?
Mouawad: Auch in Mexiko und Chile ist die Lage nicht ganz einfach. Wie überall auf der Welt war das Wachstum eher enttäuschend. Für Mexiko gilt das vor allem, weil das Bip sehr stark auf die Exporte des Automobilsektors ausgerichtet ist. Immerhin ist die makroökonomische Lage sehr gut, was auch für die Haushaltslage gilt. Gleichzeitig geht die Inflation zurück, sodass die Zentralbank die Zinsen senken kann. Wichtig ist, die Situation von Pemex im Auge zu behalten. Der Regierung sollte es gelingen, die Produktion zu stabilisieren und die Investitionen zu erhöhen.
Und Chile ist stark vom Rohstoffmarkt abhängig?
Mouawad: In Chile spielt der Bergbausektor eine große Rolle für die Wirtschaft, insbesondere Kupfer. Die Zentralbank agierte zuletzt sehr proaktiv, als sie die Zinsen um 50 Basispunkte reduzierte. Das kam für den Markt relativ überraschend. Die Realzinsen sind in Chile inzwischen negativ, was dem Land helfen dürfte, wieder zu wachsen. Die Kupferpreise und der globale Investitionszyklus müssen im Auge behalten werden.